"Hier herrscht Stirnrunzeln über die Art, wie das bekannt wurde", erklärte ein zweiter Insider. Auch einige Konzernvorstände hätten sich vor den Kopf gestoßen gefühlt, berichtete das "Handelsblatt". "Die Art und Weise, wie der Wechsel verkündet wurde, ist unsäglich", sagte ein Manager der Zeitung.
Der Wolfsburger Konzern hatte am Dienstag überraschend eine neue Führungsstruktur angekündigt, aber keine Namen genannt.. Der Aufsichtsrat hatte sich Insidern zufolge dazu gezwungen gesehen, die Börse in einer Pflichtmitteilung zu informieren, blieb dabei aber vage. "Die Art und Weise, wie Veränderungen einer solchen Tragweite intern kommuniziert wurden, ist mehr als verbesserungswürdig", schimpfte ein VW-Arbeitnehmervertreter. Diese Kritik müssten sich die Anteilseigner gefallen lassen. Im Aufsichtsrat, der später am Donnerstag tagt, werde das zur Sprache gebracht.
AUFSICHTSRATSITZUNG VORGEZOGEN
Das 20-köpfige Kontrollgremium soll am Nachmittag in Wolfsburg zusammenkommen, um über den geplanten Umbau und die vorzeitige Ablösung von Konzernchef Müller durch Diess zu beraten. Es wurde mit einer Sitzung bis in die Nacht gerechnet. Erst danach wird der Chefwechsel offiziell bekannt gegeben. Am Freitag wird eine Pressekonferenz erwartet. Volkswagen äußerte sich nicht.
Demnach steht der Konzern vor tiefgreifenden Veränderungen, von denen auch weitere Vorstände betroffen sind. So soll Personalvorstand Karlheinz Blessing durch Gunnar Kilian ersetzt werden, der bisher Generalsekretär und rechte Hand des Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh ist. Osterloh erhielte damit einen noch stärkeren Einfluss, als er durch die bei Volkswagen besonders ausgeprägte Mitbestimmung ohnehin schon hat.
Wie das "Handelsblatt" berichtete, hatte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch die neun Vorstände am Dienstag gerade über den Chefwechsel informiert, da legte Diess seine eigenen detaillierten Pläne schon auf den Tisch - in Anwesenheit von Müller. Das Vorpreschen des VW-Markenchefs habe neben der Kommunikation des Aufsichtsrats einige Vorstandskollegen vor den Kopf gestoßen. Finanzvorstand Frank Witter sei entrüstet gewesen. Es bestehe nun die Gefahr, dass er oder andere Topmanager von sich aus VW verlassen könnten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf nicht näher bezeichnete hochrangige Kreise des Wolfsburger Autoherstellers. Witter wollte sich dazu auf Anfrage von Reuters nicht äußern.
rtr