VW hatte am Freitagabend Bilanz gezogen. Dabei wurde deutlich, dass die Folgen der Abgasmanipulationen Volkswagen weiter belasten. Dennoch fuhr der Konzern im vergangenen Jahr vor allem wegen seiner Stärke in China unterm Strich einen Gewinn von 5,1 Milliarden Euro ein - nach einem Rekordverlust von knapp 1,6 Milliarden Euro zuvor.
Commerzbank-Analyst Gommel räumte zwar ein, dass Volkswagen seinen Aktionären angesichts dieses Milliardengewinns einen guten Dividendenvorschlag gemacht habe. So will der Konzern 2,00 Euro je Stamm- und 2,06 Euro je Vorzugsaktie ausschütten. Allerdings sei VW nicht so profitabel wie von ihm erhofft.
Auch Analyst Tim Rokossa von der Deutschen Bank zielte mit seiner Kritik auf die Gewinnentwicklung ab. So habe das operative Ergebnis die Markterwartung verfehlt. Allerdings sei es den Wolfsburgern gelungen, den Umsatz unerwartet deutlich zu steigern.
Analyst Marc-Rene Tonn von Warburg Research sah das gesamte Zahlenwerk zum vierten Quartal leicht unter den Erwartungen. Die Diesel-Affäre habe deutlich ins Kontor geschlagen. Denn auch zum Jahresende belasteten die entsprechenden Sonderkosten für Rechtsstreitigkeiten in Nordamerika die Bilanz mit mehreren Milliarden Euro, auf Jahressicht kostete das Desaster noch einmal 6,4 Milliarden Euro.
Zudem könnte sich nach Ansicht von Tonn die Umstrukturierung der Konzern-Kernmarke VW als schwieriger als erhofft erweisen. Diese soll mit einem Sparkonzept profitabler werden.
VW-Aktionäre leiden indes immer noch unter der Dieselkrise. Nach Bekanntwerden der Affäre hatten die Vorzugsaktien bis zum Oktober 2015 nahezu die Hälfte an Wert verloren. Danach haben sich die Papiere zwar schrittweise erholt. Allerdings haben sie noch nicht wieder das Niveau erreicht, das sie kurz vor Bekanntwerden des Skandals hatten. Seinerzeit, am 18. September 2015, notierten die Anteilsscheine bei 162,40 Euro
ANLEGER NICHT ÜBERZEUGT
Nach einem zweiten Blick auf die Geschäftszahlen von Volkswagen sind die Anleger am Montag in den Verkaufsmodus gegangen. VW fielen bis zum Nachmittag in der Spitze um 1,2 Prozent auf 139,55 Euro und zählten im Dax damit zu den Schlusslichtern. Zu Handelsbeginn hatten sie noch bis zu 1,4 Prozent zugelegt. Vor allem die Rückstellungen für den Dieselabgas-Skandal seien höher als im Markt erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Michael Punzet von der DZ Bank in einer Kurzstudie. Ohne weitere Informationen wie beispielsweise zur operativen Entwicklung auf Marken-Ebene lasse sich die Ergebnisqualität nicht abschließend einschätzen.
dpa-AFX/rtr