Nach einer Absprache mit der Staatsanwaltschaft drohen ihm nun bis zu sieben Jahre Haft und eine Geldstrafe zwischen 40.000 und 400.000 Dollar. Die Staatsanwaltschaft ließ die meisten Anklagepunkte fallen, das Strafmaß sinkt deutlich - im Extremfall hätten dem Manager 169 Jahre Haft gedroht. Das Strafmaß soll am 6. Dezember verkündet werden.

Der Deutsche war im Januar in Florida nach einem Urlaub vor dem Heimflug nach Deutschland festgenommen worden. Der Ex-Chef des für die Koordination mit den US-Behörden zuständigen Umwelt- und Ingenieursbüros von VW ist einer von mehreren früheren und aktuellen Managern unterhalb der Konzernführung, die von der US-Justiz für die Manipulation von Abgaswerten und deren Verschleierung verantwortlich gemacht werden. Ein weiterer ehemaliger VW-Mitarbeiter in den USA, der sich bereits schuldig bekannt hat, arbeitet mit den Ermittlern zusammen. Die anderen halten sich in Deutschland auf und müssen keine Auslieferung fürchten.

Volkswagen hatte sich in den USA für schuldig bekannt, Abgaswerte manipuliert und dies vor den Behörden verschleiert zu haben. Damit schufen die Wolfsburger die Voraussetzung für einen Vergleich, der den Konzern bis zu 22,6 Milliarden Euro kostet. Als Teil des Schuldeingeständnisses akzeptiert Volkswagen darin eine Geldstrafe von 4,1 Milliarden Euro.

STAATSANWALTSCHAFT NIMMT AUDI-VORSTAND INS VISIER



Im Dieselskandal hat die Staatsanwaltschaft München ihre Ermittlungen bei Audi auf den Vorstand ausgeweitet. Die Strafverfolger ermitteln im Kreise aktueller und ehemaliger Vorstandsmitglieder der Volkswagen-Tochter gegen Unbekannt wegen möglicher Verletzung der Aufsichtspflicht, wie eine Behördensprecherin am Freitag sagte. Ob Pflichten verletzt worden seien und wenn ja, welcher Manager verantwortlich sei, sei noch offen.

Die Volkswagen-Tochter Audi erklärte lediglich, das Unternehmen sei über das Verfahren informiert und arbeite konstruktiv mit der Staatsanwaltschaft zusammen.

Ende Juli war bekanntgeworden, dass Audi bei der Aufarbeitung des Dieselskandals zum Kahlschlag im Vorstand ansetzt. Ob ein Zusammenhang dieser Pläne mit dem Ermittlungsverfahren besteht, blieb zunächst offen. Nach Angaben von Insidern sollen vier von sieben Top-Managern bald ihre Posten räumen. Vorstandschef Rupert Stadler sei zwar nicht darunter. Er steht allerdings wegen seines Verhaltens bei der Aufklärung des Dieselskandals unter Druck und erhielt eine Vertragsverlängerung bis 2022 bei Audi Insidern zufolge nur unter Vorbehalt. Audi hatte sich wegen des Skandals bereits von Vorstandsmitgliedern und anderen Managern getrennt.

Wegen der von Volkswagen und Audi zugegebenen millionenfachen Manipulation von Dieselmotoren zur Schönung der Abgaswerte ermitteln mehrere Staatsanwaltschaften im In- und Ausland. Neben US-Ermittlern, die bereits mehrere Beschuldigte verhaften ließen, sorgte besonders das harte Vorgehen der Strafverfolger in München für Aufsehen. Sie rückten bei Audi just am Tag der Bilanzpressekonferenz zur Razzia an. Sie durchsuchten auch die von Volkswagen mit der internen Aufklärung beauftragte Anwaltskanzlei Jones Day, was als ungewöhnlicher Schritt gilt.

Zudem sorgten die Münchner für die bisher einzige bekanntgewordene Verhaftung im VW-Dieselskandal in Deutschland. Im Zuge der seit längerem andauernden Ermittlungen wegen Betrugsverdachts und möglicher strafbarer Werbung wurde ein ehemaliger Audi-Manager festgesetzt. Von diesem Strafverfahren, das sich gegen mehrere Beschuldigte richtet, sind nach bisherigen Angaben der Behörde keine Vorstände betroffen. Hinzu kommt nun ein Bußgeldverfahren gegen Audi-Vorstände. Eine Verletzung der Aufsichtspflicht gilt laut Gesetz als Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu einer Million Euro belangt werden kann.

dpa-AFX/rtr