Nach längerer Durststrecke starten sowohl die Stamm- als auch die Vorzugsaktien von VW endlich durch. Die jüngsten Absatzzahlen kommen an der Börse gut an. Von Jens Castner
Lange hatten die Volkswagen-Aktien die Geduld von Anlegern auf die Probe gestellt. Nicht einmal die Ankündigung einer Sonderdividende von 19,06 Euro konnte den Papieren maßgebliche Impulse verleihen. Jetzt geben sowohl Stämme als auch Vorzüge plötzlich Gas.
Offenbar sorgen die heute veröffentlichten Absatzahlen für Oktober bei den Börsianern für Erleichterung. Im Vergleich zum – allerdings schwachen – Vorjahresmonat stiegen die Auslieferungen um rund 15 Prozent auf 691 800 Fahrzeuge. Im wichtigsten Absatzmarkt China verbuchte der Konzern ein Plus von elf Prozent auf 263.400 Fahrzeuge. In Westeuropa betrug das Wachstum sogar 37 Prozent auf 229.400 Autos. Nur in Nordamerika mussten die Wolfsburger ein Minus von zwei Prozent auf 69.800 Fahrzeuge hinnehmen.
Auslieferungszahlen bei Volkswagen
Besonders stark legte die Tochter Audi zu. Die Ingolstädter Premiummarke verkaufte 131.800 Fahrzeuge, etwa ein Drittel mehr als im Oktober 2021. Die 2019 an die Börse gebrachte Nutzfahrzeug-Tochter Traton steigerte den Absatz um 15 Prozent, die mittlerweile ebenfalls börsennotierte Sportwagen-Sparte Porsche verzeichnete ein Plus von neun Prozent.
Auch bei der Kernmarke Volkswagen erholen sich die Verkaufszahlen, die im ersten Halbjahr wegen des weltweiten Chipmangels und der Covid-Beschränkungen eingebrochen waren. VW lieferte im Oktober 388.600 Fahrzeuge an die Kunden aus, das entspricht einem Zuwachs von etwa acht Prozent.
Obwohl der Absatz nun schon den dritten Monat in Folge gestiegen ist, liegt der Konzern nach zehn Monaten immer noch um elf Prozent unter Vorjahr. Wegen der Nachholeffekte durch die leicht entspannte Lieferketten-Situation hat VW nun jedoch das Momentum auf seiner Seite.
Einschätzung zur VW-Aktie
Da die VW-Aktien entgegen aller Prognosen vom erfolgreichen Porsche-Börsengang zunächst nicht profitieren konnten, haben sie trotz der starken Kurszuwächse von gestern und heute weiteres Aufholpotenzial. Wegen der günstigeren Bewertung sind aus Sicht der Redaktion die Vorzugsaktien die sicherere Wette als die Stämme.
Bei beiden Anteilsklassen können sich Aktionäre auf eine Sonderausschüttung von 19,06 Euro wegen des Porsche-Börsengangs freuen, die im Januar ausbezahlt wird. Beschlossen werden soll diese auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 16. Dezember. Die Zustimmung gilt als sicher, da die Porsche Automobil Holding als Mehrheitseigentümerin der stimmberechtigen VW-Stammaktien auf eine solche Ausschüttung pocht.
Hinweis auf Interessenkonflikte
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