Schlusslicht in beiden Indizes waren die Volkswagen-Aktien, die erneut um über 20 Prozent abstürzten. "Das ist schon sehr heftig", sagte ein Händler. Dazu komme noch die Unsicherheit über die Zinspolitik der US-Notenbank Fed. "Und die Angst vor einem Konjunktureinbruch in China ist ja auch nicht über Nacht verschwunden." Die US-Futures signalisierten für die Wall Street Kursverluste von 1,5 Prozent.

In Frankfurt blieb der VW-Skandal in aller Munde. Die Titel von Europas größtem Autobauer verloren in der Spitze 23,3 Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 101,35 Euro. Nachdem die Aktien schon am Vortag rund 20 Prozent verloren hatte, büßte der Konzern seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals am Wochenende knapp 27 Milliarden Euro an Börsenwert ein. Noch am Freitag hatte eine VW-Aktie 162,40 Euro gekostet.

Der Ausverkauf beschleunigte sich, nachdem VW seine Gewinnziele kassiert hatte. Der Konzern legte 6,5 Milliarden Euro wegen des Skandals zur Seite. Die Aktien von BMW und Daimler verloren je mehr als fünf Prozent. Auch die Zulieferer und Rivalen europaweit konnten sich dem Kurssturz nicht entziehen: Der Branchenindex sank um 8,8 Prozent auf ein Zehn-Monats-Tief von 462,05 Punkte.

SCHWÄCHELNDER EURO STÜTZT DAX & CO KAUM



Nicht einmal der schwächere Euro versöhnte die Anleger, die sich gerade für die exportorientierte Autoindustrie davon in der Regel Wettbewerbsvorteile erhoffen. Denn hinter dem Kursrückgang steckt die Spekulation auf eine Zinserhöhung in den USA noch in diesem Herbst. Viele zweifeln, dass die US-Wirtschaft und die Weltkonjunktur eine Zinswende schon verkraften können. Der Euro fiel um etwa einen halben US-Cent auf 1,1149 Dollar. Rückenwind bekam der Dollar auch von Spekulationen auf eine Ausweitung der Anleihekäufe durch die EZB. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen auf ein Vier-Wochen-Tief von 0,62 Prozent.

Skeptisch beäugten Händler zudem die Fülle von angestrebten Börsengängen im Herbst. Die Bayer -Kunststofftochter Covestro und der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler liefern sich derzeit ein Rennen um den größten Börsengang in Deutschland seit 15 Jahren. Aber auch Unternehmen wie Scout24 und der "Ytong"-Hersteller Xella wollen den Sprung auf das Börsenparkett wagen.

SÜDZUCKER UND LANXESS TROTZEN DEM TREND



Zu den Verkäufen trugen auch die andauernden Sorgen um China bei. Zwar stabilisieren sich die chinesischen Börsen derzeit, doch bleiben viele Anleger skeptisch über die Entwicklung der weltweit nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft. Dies drückte die Preise für Kupfer und Öl tiefer in den Keller und belastete auch die Aktien der Rohstoff-Konzerne. Im Dax zählten ThyssenKrupp, RWE und E.ON mit Abschlägen von je rund drei Prozent zu den größten Verlierern. Eine Gewinnwarnung drückte in Helsinki die Aktien von Europas größtem Edelstahl-Produzenten Outokumpu um über 16 Prozent ins Minus.

Nur wenige Aktien aus der zweiten Reihe konnten sich dem Trend entziehen. Im MDax schob die Erhöhung der Ergebnis- und Umsatzprognose Südzucker um knapp 15 Prozent nach oben. Lanxess legten 3,2 Prozent zu. Der Chemiekonzern hat für sein Kautschuk-Geschäft mit dem saudischen Ölkonzern Saudi Aramco einen Partner gefunden.