Für die Kapitalmärkte dürfte es das Ereignis der Jahres werden: Der VW-Konzern bereitet den milliardenschweren Börsengang seiner Autotochter Porsche vor. Eine entsprechende Mitteilung hat der Wolfsburger Konzern am Dienstag Vormittag verbreitet und damit praktisch den offiziellen Startschuss für die Transaktion gegeben, auch wenn Vorstand und Aufsichtsrat der Eckpunktevereinbarung noch zustimmen müssen. An der Börse löste die Mitteilung einen starken Kursanstieg bei der VW-Aktie und bei der Aktie der börsennotierten Beteiligungsgesellschaft Porsche Holding aus, die 53 Prozent der Stammaktien an Volkswagen hält. Beide Titel lagen am Dienstag über zehn Prozent im Plus.

Seit Wochen hatten Spekulationen über eine bevorstehende Emission immer wieder zu Kurssprüngen bei beiden DAX-Werten geführt. Die bereits im DAX notierte Porsche Holding ist eine Beteiligungsgesellschaft und nicht mit dem Sportwagenbauer zu verwechseln. Die ausgelöste Kursfantasie wird verständlich beim Blick auf das Potenzial, das ein Börsengang der bekanntesten Sportmarke der Welt freisetzen könnte. Analysten schätzen den möglichen Börsenwert des Autobauers auf 80 bis 100 Milliarden Euro oder mehr. Zum Vergleich: Der deutlich kleinere italienische Konkurrent Ferrari ist seit 2015 börsennotiert und bringt es derzeit auf einen Börsenwert von 36 Milliarden Euro.

Das geschätzte Emissionsvolumen von 15 bis 25 Milliarden Euro, das sich aus dem Porsche-Börsengang ergäbe, würde Porsche in eine Liga mit Mega-Börsengängen wie Alibaba, Softbank oder der Bank of China bringen. Dem VW-Konzern könnten durch diese Mega-Emission erhebliche Summen zufließen, die dann in die Transformation zur Elektromobilität investiert werden könnten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf Insider berichtet, will VW ein Viertel der Porsche AG an die Börse bringen und seinen Aktionären, allen voran den Eigentümer-Familien Porsche und Piech, aus dem Erlös eine milliardenschwere Sonderdividende zahlen. Voraussetzung für einen Börsengang ist, dass sich die Interessengruppen bei VW, also Management, die Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmervertreter, auf eine gemeinsame Linie verständigen. Hier gab es offenbar entscheidende Fortschritte.

Allerdings müssen vor einem solchen Schritt noch weitere Hürden genommen werden. Unter anderem hängt dies auch vom Börsenumfeld ab, das sich durch die Ukraine-Krise deutlich verschlechtert hat.

Einschätzung der Redaktion


Mit dem Börsengang könnte der VW-Konzern erhebliches Wertsteigerungspotenzial freisetzen und insbesondere den Konglomeratsabschlag reduzieren. In den vergangenen Monaten hatten außerdem Materialengpässe und Absatzprobleme den Aktienkurs belastet. Die Milliarden-Emission von Porsche könnte den Aktien von VW und der Porsche Holding neues Aufwärtspotenzial verschaffen. Deshalb gibt es hier eine Kaufempfehlung für beide Aktien.

Die offizielle Mitteilung des VW-Konzerns zum Porsche-Börsengang:


Die Volkswagen AG und die Porsche Automobil Holding SE befinden sich in fortgeschrittenen Gesprächen über einen möglichen Börsengang der Porsche AG. Zu diesem Zweck haben die Volkswagen AG und die Porsche Automobil Holding SE eine Eckpunktevereinbarung verhandelt, die die Basis für die weiteren Schritte zur Vorbereitung eines möglichen Börsengangs der Porsche AG bilden soll. Der Abschluss der Eckpunktevereinbarung setzt die Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat der Volkswagen AG voraus. Eine abschließende Entscheidung ist noch nicht getroffen.