Lange mussten Anleger warten, bis auch in der Baumaschinenbranche eine Trendwende zu erkennen ist. Als Barometer für die Stimmung im Sektor gilt Caterpillar. Seit Dezember 2013 zieht der Kurs an, die Zahlen zum ersten Quartal bestätigten die Zuversicht der Investoren. Noch liegen die Aufträge aus dem US-Baubereich unter den alten Höchstständen, aber die Erholung ist deutlich zu erkennen. Der Aufwärtstrend bei Caterpillar ist sicherlich verlockend. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
In München ist mit Wacker Neuson einer der führenden Hersteller von Baugeräten und Kompaktmaschinen beheimatet. Mit über 40 Tochterunternehmen, mehr als 140 Vertriebs- und Servicestationen und über 12.000 Vertriebs- und Servicepartners bietet das Unternehmen ein weltumspannendes Netz. Hauptkunden sind besonders "Profi-Anwender" aus dem Bauhauptgewerbe, Garten- und Landschaftsbau, der Landwirtschaft und Kommunen sowie Unternehmen aus der Industrie. Inzwischen gibt es kaum noch eine Baustelle, auf denen nicht die gelben Geräte von Wacker Neuson im Einsatz sind.
Der Vorteil für Anleger: Während viele Aktien aus anderen Branchen bereits in einer reifen Rally sind und die Bewertungen entsprechend sportlich ausfallen, sind die Papiere von Wacker Neuson als klassisches Investment mit Nachholpotenzial einzustufen. Erst seit Ende April läuft die Aufholjagd, kurze Zeit später lieferte die Aktie mit dem Sprung über den mittel- bis langfristig wichtigen Widerstand um 13,50 Euro ein starkes Kaufsignal. Seitdem fällt die Aufwärtsdynamik sehr kräftig aus und die Relative Stärke ist entsprechend hoch. Noch bietet die Aktie einen guten Zeitpunkt zum Einstieg, charttechnische Widerstände sind nicht mehr vorhanden. Bis zum Rekordhoch aus 2007 bei knapp 30 Euro ist noch viel Platz, die zuletzt erhöhten Kursziele der Analysten bei rund 18 Euro sind noch nicht erreicht.
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Rekord zum Jahresauftakt
Fundamental sind höhere Notierungen gerechtfertigt. Wacker profitiert sowohl von der Trendwende auf dem amerikanischen Immobilienmarkt als auch der sukzessiven Verbesserung der Konjunktur in Europa. Denn auf beiden Märkten ist das SDAX-Unternehmen stark vertreten. Amerika steuerte zuletzt rund 23 Prozent zu den Erlösen bei, 74 Prozent werden in Europa erzielt. Asien spielt hingegen mit derzeit rund drei Prozent noch keine Rolle. Ein weißer Fleck auf der Umsatzlandkarte, der noch viel Potenzial für die Zukunft verspricht. Die Region ist für den Baumaschinenhersteller ein wichtiger Zukunftsmarkt, denn der Bedarf nach Reparatur und Instandhaltung von Infrastruktur vor allen in den Metropolen nimmt stetig zu. In China fiel erst kürzlich der Startschuss mit dem Verkauf von Kompaktmaschinen.
In den ersten drei Monaten profitierte das Unternehmen von den milden Temperaturen in Europa, während der Kälteeinbruch in Amerika die Geschäfte belastete. Die Bilanz fällt dennoch stark aus: Mit einem Umsatzanstieg von 13 Prozent auf 292 Mio. Euro erzielte Wacker Neuson einen Rekordwert für das erste Quartal. Flankiert wird die positive Umsatzentwicklung durch eine überproportionale Verbesserung der nachgelagerten Kennzahlen. Gegenüber dem Vorjahr wurde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 22 Mio. Euro verdoppelt, die Ebit-Marge legte von 4,3 Prozent auf 7,6 Prozent zu. Hauptgrund für die Steigerung der Profitabilität sind Synergien, die nun verstärkt innerhalb der Vertriebsorganisation und zwischen den Werken genutzt werden wie auch Initiativen zur Effizienzsteigerung und Kostenreduzierung. So sanken trotz des gestiegenen Geschäftsvolumens die operativen Kosten in den ersten drei Monaten um gut drei Prozent. Zugleich überzeugt der Blick in die Zukunft. Der kumulierte Auftragseingang bei Kompaktmaschinen für die Bau- und Landwirtschaft lag im ersten Semester um mehr als 50 Prozent über dem Vorjahresniveau.
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Made in Germany als Gütesiegel
Dank einer soliden Kapitalausstattung mit einer Eigenkapitalquote von 68 Prozent und vergleichsweise niedrigen Nettofinanzschulden kann Wacker Neuson als börsennotierten Familienunternehmen weitere Wachstumspläne gut meistern. Zwei Großaktionäre halten zusammen 63 Prozent der Anteile und streben eine nachhaltige Wachstumsstrategie an. Nach Einschätzung vom Bankhaus Lampe Neben dürfte Asien verstärkt im Fokus stehen wie auch eine Ausweitung des Produktportfolios um die Kernbereiche Baugeräte und Kompaktmaschinen.
In den USA erzielte Wacker Neuson zuletzt einige Erfolge. Auf der CONEXPO in Las Vegas begeisterten die Münchener besonders mit der neuen Kompaktladerreihe, die speziell für die Bedürfnisse des nordamerikanischen Marktes entwickelt wurde. Der Name "Wacker" steht bereits für Qualität "Made in Germany". Mit der Ende 2007 erfolgten Fusion mit Neuson Kramer Baumaschinen versucht das SDAX-Unternehmen nun, die Vorschusslorbeeren auch im Segment der Kompaktbaumaschinen verstärkt zu nutzen. Lampe-Analyst Marc Gabriel verweist zudem auf die strategischen Allianzen mit Caterpillar und Claas, für die Wacker Neuson Maschinen produziert, die unter deren eigener Marke vertrieben werden.
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KBV, KGV - attraktive Relationen
Begründete Zuversicht besteht ebenfalls für Europa. Im vergangenen Jahr dürfte der Baumschinenmarkt seine Talsohle durchschritten haben. Während der Krise profitierte Wacker Neuson vom hohen Geschäftsanteil in den stabilen Märkten in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Mit der anziehenden Nachfrage aus den restlichen Regionen in Europa zieht die Auslastung an, was sich positiv auf die Gewinnmargen niederschlagen sollte. Dem stehen allerdings Anlaufkosten in den neu zu erschließenden Märkten und der zunehmende Trend von Kundenfinanzierungen entgegen. Für 2014 rechnet das Management mit einem Umsatzanstieg von 1,16 Mrd. Euro in 2013 auf 1,25 bis 1,30 Mrd. Euro. Die Ebit-Marge wird im Bereich acht bis neun Prozent erwartet.
Dem steht aktuell eine Marktkapitalisierung von 1,2 Mrd. Euro gegenüber. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,5 zählt die Aktie zu den attraktivsten Small Caps auf dem deutschen Kurszettel. Ähnlich überzeugend ist auch die Bewertung auf Basis der geschätzten Gewinne. Börse Online rechnet für 2014 mit einem Ergebnis je Aktie von 1,07 Euro, im kommenden Jahr dürften 1,24 Euro hängen bleiben. Bezogen auf den Aktienkurs werden die Papiere mit dem 13fachen Gewinn für 2015 bewertet. Nicht viel im Vergleich zu anderen internationalen Branchengrößen wie Komatsu, Kubota, Caterpillar oder Atlas.