ZUR LAGE DES UNTERNEHMENS:

Das 1848 als Schmiede gegründete Familienunternehmen Wacker Neuson entwickelt, produziert und vertreibt Baugeräte und Baumaschinen. Zudem vermietet, repariert und wartet das Unternehmen Maschinen. Die Kunden stammen überwiegend aus dem Hoch-, Tief- und Straßenbau, dem Garten- und Landschaftsbau, der Landwirtschaft, den Kommunen sowie der Recyclingbranche und den Industrieunternehmen. Der seit 2007 an der Börse notierte Konzern gehört mit seinen rund 5500 Mitarbeitern mehrheitlich den Familien Wacker und Neunteufel.

Nach den deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgängen im Zuge der Corona-Krise im vergangenen Jahr laufen die Geschäfte für Wacker Neuson wieder deutlich besser. Zudem profitieren die Münchener von niedrigeren Kosten. Im ersten Quartal 2021 erwiesen sich sowohl die Segmente Europa als auch Asien-Pazifik als Wachstumstreiber für den Baumaschinenhersteller. Besonders positiv entwickelte sich laut dem Unternehmen das Geschäft in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) sowie in Osteuropa, Benelux und Großbritannien. Neben guten Geschäften mit Baggern, Dumpern und Geräten der Verdichtungstechnik lief es auch im Dienstleistungsgeschäft rund.

Die Geschäfte in China entwickelten sich in den ersten drei Monaten besonders stark. Die Erlöse konnte das Unternehmen im asiatischen Land mehr als verdoppeln. Im Vorjahreszeitraum hatten das chinesische Produktionsnetzwerk und die Händlerorganisation wegen der Ausbreitung des Coronavirus mehrere Wochen stillgestanden. Auch über Australien und Neuseeland berichtete Wacker Neuson Positives. Dagegen musste das Unternehmen in der Region Amerika Einbußen hinnehmen. Hier sei die Investitionsneigung der Kunden insbesondere zu Beginn des Jahres noch zurückhaltend gewesen, hieß es. Gegen Ende des ersten Quartals habe sich die Geschäftslage dann aber deutlich aufgehellt.

Trotz einer dynamischen Entwicklung beim Auftragseingang, die sich auch zu Beginn des zweiten Quartals fortgesetzt habe, verwies Wacker Neuson auf Herausforderungen, etwa durch die zwischenzeitliche Blockade des Suezkanals. Zudem sieht sich der Konzern gestiegenen Preisen für Rohstoffe, Komponenten und Transporte ausgesetzt.

Für das laufende Jahr rechnet Wacker Neuson mit einem Umsatzanstieg auf 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro nach 1,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll nach 4,7 Prozent auf 8 bis 9,5 Prozent steigen. Damit würde der Umsatz zwar hinter dem des Vorkrisenjahres 2019 zurückbleiben, das operative Ergebnis würde im besten Fall aber darüber liegen.

Seit Anfang Juni ist Wacker Neuson personell auf Führungsebene neu aufgestellt. Zeitgleich traten Unternehmenschef Karl Tragl, der zuletzt im Vorstand der Diehl-Gruppe tätig war, und Finanzchef Christoph Burkhard ihre Vorstandsposten an. Burkhard war zuletzt Finanzchef beim Windkraftanlagen-Hersteller Nordex. Kurt Helletzgruber, der übergangsweise als Vorstands- und Finanzchef tätig war, kehrte in den Aufsichtsrat zurück. Ende vergangenen Jahres waren sowohl der damalige Vorstandschef Martin Lehner als auch der damalige Finanzchef Wilfried Trepels aus unterschiedlichen Gründen ausgeschieden.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX seit der Vorlage der vorläufigen Zahlen für das erste Quartal im April erfassten Analysten sind überwiegend positiv bezüglich der Wacker-Neuson-Aktie gestimmt. Während vier von fünf Analysten zum Kauf der Papiere raten, empfiehlt ein Experte die Aktie zu verkaufen.

Der Baumaschinenhersteller profitiert laut Aliaksandr Halitsa von der Privatbank Hauck & Aufhäuser von einer starken zyklischen Nachfrage. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte dank Kosteneinsparungen auch in den restlichen 9 Monaten weiter überproportional auf 132 Millionen Euro wachsen. Zusammen mit dem Auftaktquartal von 44 Millionen Euro sei Wacker Neuson auf einem guten Weg das obere Ende des Jahresziels von 170 Millionen Euro zu erreichen oder sogar zu übertreffen.

Ein potenzieller Risikofaktor seien jedoch die Unsicherheiten in der globalen Lieferkette. Sollten sich die Material- und Komponentenknappheit in den kommenden Quartalen normalisieren, könnte Wacker die eigenen Schätzungen übertreffen, so Halitsa. Trotz des starken Kursanstiegs hält er die Aktie noch für moderat bewertet.

Auch nach Ansicht von Analyst Martin Comtesse vom Investmenthaus Jefferies ist die Aktie des Baumaschinenherstellers für ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich zu günstig bewertet. Die Resultate aus dem ersten Quartal zeigten, dass sich das Unternehmen von der Corona-Krise erholt habe und wieder in der Spur sei. Geholfen habe auch das interne Restrukturierungsprogramm.

Analyst Jonas Blum von Warburg Research hält eine Anhebung der Jahresziele bei Vorlage der Halbjahreszahlen für möglich. Besonders optimistisch ist er für die mittelfristigen Umsatz- und Margenaussichten des Unternehmens wegen der verbesserten Kostenstruktur und des zukünftigen Trends zu elektrifizierten Baumaschinen.

Analyst Hans-Joachim Heimbürger von der Investmentbank Kepler Cheuvreux zeigte sich hingegen weniger euphorisch. Seit dem vierten Quartal 2020 hätten sich die Handelsbedingungen schnell verbessert und das erste Quartal habe über seinen Schätzungen gelegen. Engpässe auf der Angebotsseite könnten jedoch die Produktion gefährden, schrieb Heimbürger. Aufgrund des jüngsten Kursanstiegs und dem frühzyklischen Profil rät er, die Aktie zu verkaufen.

DAS MACHT DIE AKTIE (Stand 23. Juni 17.35 Uhr):

Die Geschäfte entwickeln sich für Wacker Neuson wieder besser und mit ihnen auch der Aktienkurs des Unternehmens. Nachdem das Papier nach vorläufigen Jahreszahlen im Januar mehrere Wochen unter dem Kurs des Jahresanfangs notierte, legten die Titel seit der Ausgabe der Jahresziele Ende März wieder deutlich zu. Die Anteilscheine gewannen seit Jahresbeginn fast 40 Prozent.

Seit dem Corona-Tief Mitte März 2020 bei 7,80 Euro hat sich der Aktienkurs des Münchener Unternehmens sogar verdreifacht. Im November wurde der Aufwärtstrend von dem überraschenden Wechsel im Führungsgremium jedoch zwischenzeitlich kurz gestoppt und das Papier gab einen Teil der Kursgewinne wieder ab. Der damalige Vorstandsvorsitzende Martin Lehner und Finanzchef Wilfried Trepels kündigten beide gleichzeitig ihr Ausscheiden aus dem Unternehmen an. Aufsichtsrat Kurt Helletzgruber übernahm vorübergehend beide Posten.

Von dem bisherigen Rekordhoch Anfang 2018, das bei über 33 Euro lag, ist die Aktie aber noch weit entfernt. Auch seit dem Börsengang im Mai 2007 sieht die Bilanz eher bescheiden aus. Der Aktienkurs liegt derzeit gerade mal rund zehn Prozent über dem Ausgabepreis von 22 Euro.

Allerdings verloren die Papiere des Unternehmens bereits schon nach dem Börsengang schnell an Wert. Ende 2008 fielen sie fast auf 4 Euro. Von da ab ging es für die Aktie langsam aufwärts mit zwischenzeitlichen Rücksetzern. Derzeit ist Wacker Neuson an der Börse rund 1,7 Milliarden Euro wert. 58 Prozent der Anteile liegen in den Händen der Wacker-Familie.

dpa-AFX