von Stefano Angioni, Senior Manager Public Distribution DZ Bank

Um kaum eine Anlageklasse ranken sich so viele Mythen wie um Währungen. Dazu beigetragen haben vor allem professionelle Investoren wie George Soros, die Milliarden mit Spekulationen am Devisenmarkt verdienten. Und obwohl Währungen über zahlreiche Vorzüge verfügen - man denke an den hohen Diversifikationsnutzen oder die gute Handelbarkeit -, spielen Devisen in den Depots deutscher Privatanleger kaum eine Rolle. Ein Grund hierfür mag darin liegen, dass viele Anleger gar nicht wissen, wie sie Zugang zum Devisenmarkt bekommen.

Dabei ist diese Anlageklasse längst auch für Privatanleger problemlos investierbar. Möglich gemacht haben das Derivate, mit denen gezielt auf ausgewählte Währungspaare gesetzt werden kann. Zu diesen Anlagelösungen zählen zum Beispiel Optionsscheine oder andere Hebelprodukte wie Turbos oder Mini-Futures. Sie nehmen an Kursbewegungen überproportional teil und sind auch in kleinen Einheiten handelbar. Ein weiterer Vorzug ist die große Auswahl, die es möglich macht, sehr individuelle Strategien umzusetzen.

Aktuell erscheint uns der Schweizer Franken (CHF) als eine interessante Währung. Dazu müssen Anleger wissen, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) im September 2011 aus Sorge um die Exportwirtschaft einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro festgelegt hat. Droht der EUR/CHF-Kurs diese Marke zu unterschreiten, kauft die SNB Euro gegen Franken an. Unsere Experten gehen davon aus, dass es der SNB auch weiterhin gelingen wird, diese Untergrenze zu verteidigen, da sie zur Schwächung des Franken theoretisch unbegrenzt intervenieren kann. Abgesehen davon gibt es im Augenblick keine Gründe, die für ein unmittelbares Wiederaufleben des "sicheren Hafens" Franken sprechen. Unsere Prognose sieht den EUR/CHF-Kurs daher zur Jahresmitte nur leicht verändert bei 1,24 Franken (aktuell: 1,2172 CHF).

Wie lässt sich auf dieses "Non-Event"-Szenario setzen? Eine Möglichkeit hierzu bieten Discount-Optionsscheine. Sie bieten die Möglichkeit, auch bei seitwärts laufenden Kursen - was in unserem EUR/CHF-Szenario der Fall wäre - ansehnliche Renditen zu erzielen. Hintergrund ist, dass der Käufer eines Discount-Optionsscheins ein Papier mit einem Rabatt erwirbt. Damit liegt der Gewinn im vergünstigten Einkauf. Dafür sind die Gewinnchancen nach oben auf eine Kursobergrenze (Cap) beschränkt.

Unter der Annahme, dass der Mindestkurs der SNB hält, ist es sinnvoll, sich einen EUR/CHF-Discount-Optionsschein (Call) näher anzusehen, dessen Cap unter dem aktuellen Wechselkurs, aber in der Nähe des Mindestkurses von 1,20 EUR/CHF liegt. Warum, zeigt folgendes Beispiel: Ein Discount-Optionsschein long mit einem Basispreis bei 1,1850 CHF, einem Cap bei 1,2150 CHF und einer Restlaufzeit von einigen Wochen (Fälligkeit: 25. Juni 2014) kostet aktuell rund 2,33 Euro. Sollte der Cap von 1,215 CHF durch den EUR/CHF-Kurs am Laufzeitende nicht unterschritten sein, wird der Discount-Optionsschein zum maximalen Auszahlungswert (Differenz zwischen Cap und Basispreis, multipliziert mit dem Bezugsverhältnis) zurückgezahlt. Hierbei erfolgt die Rückzahlung pro Schein bei unverändertem EUR/CHF-Kurs zum maximalen Auszahlungsbetrag von 3 CHF beziehungsweise 2,46 EUR (bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,215), was einer Rendite von gut 5,6 Prozent in zwei Monaten entspricht (Stand: 22. April 2014). Für eine kurzfristige Anlage ist das kein schlechter Ertrag.

Ein Blick auf die Euro/Franken-Kurse in den vergangenen Monaten zeigt, dass sich die Marke von 1,215 als sehr robust erwiesen hat und nur selten unterschritten wurde. Allerdings gehen mit den Ertragschancen auch Risiken einher: Sollte der EUR/CHFKurs bei Fälligkeit auf oder unter dem Basispreis von 1,185 CHF liegen, geht das eingesetzte Kapital verloren. Diese Idee eignet sich also für Anleger, die eine klare Marktmeinung haben und die Produktstrategie verstehen und optimal umsetzen.

Stefano Angioni

Angioni hat in Mannheim Betriebswirtschaft studiert und ist seit 2008 bei der DZ Bank für die Bereiche Vertrieb, Vermarktung und Emission von strukturierten Produkten verantwortlich. Zuvor war er von 2001 an für verschiedene andere Emittenten im europäischen Zertifikatemarkt tätig. Die DZ Bank gehört zu den drei führenden Emittenten von Zertifikaten und Hebelprodukten in Deutschland.