Felix Hermann, Investmentstratege bei Blackrock (iShares) hat eine andere Erklärung: "Anleger verteilen Vorschusslorbeeren und setzen ganz offensichtlich auf ein Reflationsszenario in den USA". Eine Präsidentschaft Trumps werde offenbar aus Sicht vieler Anleger zu mehr Inflation, zu mehr Wachstum und zu steigenden Unternehmensgewinnen führen.
Zugegeben: US-Aktien sind nicht billig, aber dafür zeigt sich die US-Wirtschaft schon heute ziemlich stark. Der aktuelle Aufschwung ist zwar nicht der größte Boom in der Geschichte, doch im Vergleich mit Wettbewerbern und Partnern stehen die Vereinigten Staaten heute ziemlich gut da. Amerikas Wirtschaft wächst schneller, die Staatsfinanzen sind solide und die Arbeitslosigkeit ist so gut wie beseitigt. Die Unternehmensgewinne steigen weiter, die Firmen sind profitabler und stehen in wichtigen Zukunftsbranchen wie Informations- oder Biotechnologie an der Weltspitze.
Künftig könnte der Motor noch flotter laufen - wenn die neue US-Regierung mit Steuersenkungen und Milliarden-Investitionen nachheizt. "Trumps Wahlkampfversprechen von deutlichen Steuersenkungen und höheren Militärausgaben deuten darauf hin, dass die Vereinigten Staaten in den kommenden Jahren eine deutlich expansivere Fiskalpolitik verfolgen werden", sagt Larry Hatheway, Chefökonom der Fondsgesellschaft GAM. Das könnte nach seiner Einschätzung dem US-Wachstum einen deutlichen Schub verleihen.
Seit Jahren versucht die US-Notenbank mit weit geöffneten Geldschleusen die Inflation wieder auf Normalmaß zu bringen. Jetzt erhält die Fed plötzlich Unterstützung durch die Politik. Schon Trumps Wahlversprechen reichten, um die Inflationserwartungen zu heben. "Die Rückkehr von Inflation wird in einer Welt mit hohen Schulden äußerst positiv gesehen", erklärt Blackrock-Stratege Hermann. Positiv sei höhere Inflation aber auch für die US-Unternehmen. Die könnten bei allgemein steigenden Preisen ihre Kosten leichter über Preiserhöhungen weitergeben und hätten damit insgesamt auch Aussicht auf höhere Gewinnspannen. "Steigende Staatsausgaben, weniger Regulierung und weniger Steuern, wie von Trump geplant, sind zudem Argumente für sprudelnde Unternehmensgewinne", freut sich Hermann.
Bis Oktober waren Aktien bei den Anlegern weniger gefragt. Viel Geld floss dagegen in Anleihen, was etwa an den deutlichen Zuflüssen in Anleihen-ETFs sehr deutlich wird. Jetzt deutet sich eine Trendwende an. Nach der US-Wahl kamen vor allem die Kurse amerikanischer, japanischer und deutscher Staatsanleihen unter Druck. Die Welle könnte weiter laufen, denn unter Börsianern gilt inzwischen als abgemacht, dass die US-Zinsen steigen. Selbst ein steilerer US-Zinsanstiegspfad ist nach Auskunft Hermanns schon eingepreist. Steigende Renditen und anhaltende Kursverluste bei Anleihen - in solch einem Umfeld werden Aktien als Alternative immer attraktiver.
Manche Branchen könnten besonders kräftig profitieren. So hätte der Ausgang der Wahl hätte für Pharmaunternehmen nicht positiver ausfallen können. Der republikanische Sieg bedeutet nämlich wohl auch, dass die von Hillary Clinton angestrebte Begrenzung Medikamentenpreise vorerst vom Tisch ist. Zudem haben die kalifornischen Wähler eine umstrittene Initiative abgelehnt, die vorgesehen hätte, die Medikamentenpreise für kalifornische Staatsbetriebe zu senken. Für Anleger dürfte das eine Einstiegsgelegenheit sein. Der Sektor handelt derzeit mit einem Abschlag von rund zehn Prozent zum Gesamtmarkt. Das ist die höchste Differenz der vergangenen fünf Jahre. Auch Biotech-Firmen werden zu rekordtiefen Bewertungen gehandelt. Jetzt könnte auch diese Branche neu bewertet werden und es könnten einige Firmenübernahmen anstehen.
Gut sind die Aussichten auch für die Ölbranche, ein Sektor, in dem viele Aktien inzwischen ebenfalls niedrig bewertet sind. Unter dem noch amtierenden Präsidenten Barrack Obama wurde die Branche mit immer mehr Vorschriften und Regulierungen konfrontiert, berichten Branchenkenner, wie Harold Hamm, Chef des Schiefergasproduzenten Continental Resources. Jetzt hoffen die Unternehmer, dass die neue US-Regierung die Uhr wieder zurückdreht. ExxonMobil, der weltgrößte Ölkonzern, erklärte bereits unmittelbar nach der Wahl, dass man gedenke, mit der Trump-Regierung "konstruktiv" zusammenzuarbeiten.
Sogar für die Finanzbranche gibt es wieder Hoffnung. Banken und Investmentgesellschaften spekulieren, dass zahlreiche Regularien der letzten Jahre wieder abgeschafft werden. Im Wahlkampf hatte Trump deutlich gemacht, dass er den Dodd-Frank-Act aufweichen will, der nach der Finanzkrise zur Zähmung der Banken eingeführt wurde. Auch die sogenannte fiduciary rule will Trump kippen. Durch diese Regelung werden Finanzberater verpflichtet, im "besten Interesse" ihrer Kunden zu agieren. Traditionelle Fondsanbieter befürchten deshalb, dass immer mehr Anlegergelder in preiswerte ETFs anstatt in teure aktive Fonds wandern. Künftig könnte diese Bedrohung weniger dramatisch ausfallen.
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Empfehlung der Redaktion
Wer vom Momentum am US-Markt mit ETFs profitieren will, kann heute auf ein ziemlich großes Angebot zurückgreifen. Doch unter den mehr als 60 USA-ETFs, die derzeit an der Deutschen Börse notieren, stechen drei im aktuellen Umfeld besonders heraus.
Der Basis-ETF für den US-Markt
Wer vor allem auf die Kosten schaut, greift zum Source S&P 500 ETF (DE000A1JM6F5). Dieser ETF der britischen Gesellschaft Source kostet nur 0,05 Prozent Managementgebühr im Jahr. Das ist Spitze. Aus Sicht mancher Anleger hat das Produkt aber einen Haken: Der Fond bildet seinen Index synthetisch ab, mit Hilfe von Derivaten. Zum Glück gibt es eine fast ebenso preiswerte Alternative: Den iShares Core S&P 500 ETF (IE00B5BMR087). Dieser Fonds kommt auf 0,07 Prozent Kosten pro Jahr, enthält aber tatsächlich alle 500 Aktien des S&P 500 Index. Aufgrund seiner günstigsten Kosten und seiner enormen Größe (15 Milliarden Euro Fondsvolumen) ist dieser ETF auch einer der liquidesten am deutschen Markt. Das ist gut für Anleger, denn bei solch liquiden Fonds stellen die Market Maker meist auch in schwierigen Marktsituationen faire Preise.
Der ETF mit dem besseren Branchen-Mix
Wer noch stärker darauf setzen will, dass der neue Präsident Trump seine Wahlkampfversprechen umsetzt, der sollte vielleicht zu einem anderem USA-ETF greifen, nämlich einen, der auf dem guten alten Dow Jones Industrials Index beruht. In diesem werden nämlich die potenziellen Wahlgewinner höher gewichtet als im S&P 500 Index. So stellen im Dow Industriewerte mit 20 Prozent Gewicht die größte Gruppe, gefolgt von Aktien aus der Finanzbranche und dem Gesundheitswesen. Diese beiden Branchen haben im Dow jeweils gut 14 Prozent Anteil. Im S&P 500 liegen dagegen Hersteller von Informations-Technologie mit 20 Prozent an der Spitze. Die Industrie kommt dagegen nur auf zehn Prozent. Auch für den Dow Jones Index bietet ETF-Marktführer iShares den preiswertesten ETF an. Der iShares Dow Jones Industrial Average ETF (IE00B53L4350) kostet allerdings dennoch 0,33 Prozent im Jahr.
ETFs für die Gewinner-Branchen
Ganz Mutige sparen sich den Einstieg über einen breit aufgestellten Index wie den S&P 500 und setzen gleich ganz gezielt auf die Branchen mit dem größten Potenzial. Ganz vorne steht dabei die Gesundheitsbranche und auch für diese gibt es einen passenden ETF. Empfehlenswert ist der SPDR S&P U.S. Health Care Select Sector ETF (IE00BWBXM617) der US-Gesellschaft State Street Global Advisors. Für nur 0,15 Prozent Kosten im Jahr erhalten Anleger mit diesem Fonds Zugang zu rund 60 Aktien großer Pharmakonzerne, Biotech-Gesellschaften, Dienstleistern und Medizintechnik-Anbietern. Die Wette könnte sich lohnen.