Die US-Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 notieren derzeit zwischen 13 und 19 Prozent unter ihren jeweiligen Hochs der vorangegangenen zwölf Monate. Im S&P 500 haben bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen mehr als 20 Prozent eingebüßt. Auch Werte aus der zweiten und dritten Reihe befinden sich in einem Bärenmarkt. Der deutsche Dax liegt aktuell etwa 22 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Januar 2018.
Powell signalisierte für die weltgrößte Volkswirtschaft nur noch zwei statt drei weitere Zinserhöhungen im kommenden Jahr. Er sagte ein US-Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent voraus. "Das Problem: Der Markt glaubt offensichtlich nicht an das Szenario der Fed", sagt Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Stattdessen hätten Anleger Rezessionsängste.
ANLEIHEMARKT DEUTET AUF MÖGLICHE US-REZESSION HIN
Genährt werden diese Spekulationen von der Annäherung der Renditen bei kurz- und langlaufenden Staatsanleihen. So werfen die zehnjährigen Treasury Bonds mit knapp 2,8 Prozent derzeit nur wenig mehr ab als die zweijährigen, die bei etwa 2,7 Prozent rentieren. Rutschen die Renditen der längerlaufenden Papiere unter diejenigen der Kurzläufer, sprechen Börsianer von einer "inversen Zinskurve". "Seit dem zweiten Weltkrieg hat sich diese Zinsstrukturkurve in den USA achtmal invertiert und jedes Mal folgte darauf eine Rezession", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
DRAHTSEILAKT NOTENBANK-KOMMUNIKATION
Ein weiterer Ausverkauf an der Wall Street sei aber nicht zwingend, betont Megan Greene, Chef-Volkswirtin des Vermögensverwalters Manulife. "Für Powell war es extrem schwierig, die Märkte nicht zu verschrecken, nachdem sie auf seine vorangegangenen Äußerungen überreagiert hatten." Ende November hatte der Fed-Chef gesagt, das aktuelle Zinsniveau liege "knapp unter" dem geschätzten neutralen Niveau, mit dem die Wirtschaft weder gefördert noch gebremst werde. Anleger hätten unrealistischerweise anschließend nur noch mit einer Zinserhöhung 2019 gerechnet, fügt Greene hinzu. Auch die Commerzbank-Expertin Reichelt teilt die Einschätzung der Fed zur Konjunktur. Schließlich zeige die US-Wirtschaft bislang keine Anzeichen für einen nachhaltigen Abschwung.
rtr