Die US-Wirtschaft hat mehr Jobs geschaffen als erwartet und damit den Weg für die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren freigemacht. Die Zahl der neuen Stellen stieg um 211.000, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington bekanntgab. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit 200.000 neuen Jobs gerechnet. Die Erwerbslosenquote liegt weiterhin bei 5,0 Prozent, womit die Notenbank Fed ihr Ziel Vollbeschäftigung fast erreicht hat. Fed-Chefin Janet Yellen hat signalisiert, dass sie Mitte des Monats die Zinszügel anziehen könnte. An den Märkten gibt es nach den starken Arbeitsmarktdaten kaum noch Zweifel, dass das Ende der Nullzinsära vor der Tür steht.
Die überraschend positiven Daten bescherten der Wall Street zum Wochenschluss ein Plus: "Die Investoren feiern, dass die Wirtschaft stark genug ist, um eine Zinserhöhung zu verkraften", sagte Chef-Investmentstratege Jack Ablin von BMO Private Bank. Der Euro gab zum Dollar nach.
Anders als in Europa, wo die EZB die Geldschleusen angesichts der unerwünscht niedrigen Inflation und flauen Konjunktur weiter öffnete, muss die Fed in Amerika nun eher den Fuß vom Gas nehmen. Yellen hält monatlich 100.000 neue Stellen für ausreichend, damit der Jobaufbau mit dem Wachstum der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter Schritt halten kann. Nun sind mehr als doppelt so viele Jobs entstanden. Zudem wurden die Daten für Oktober um knapp 30.000 nach oben revidiert.
Allein in dem für die USA besonders wichtigen Servicesektor entstanden im November 163.000 Jobs. Zudem stellte der Staat 14.000 neue Mitarbeiter ein. Die Zahlen zeigen, wie stark der Arbeitsmarkt boomt: "Der Tisch ist gedeckt, jetzt muss die US-Notenbank servieren", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank mit Blick auf die für den 16. Dezember erwartete geldpolitische Straffung. Die Notenbank hält den Leitzins bereits seit Ende 2008 - dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise - auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Mehrere Mitglieder der Fed-Führungsriege haben bereits mitgeteilt, dass sie eine moderate Erhöhung für angebracht halten. Die Arbeitsmarktzahlen dürften sie nach Ansicht von Unicredit-Experte Harm Bandholz in dieser Auffassung bestärken: "Die Botschaft der Daten lautet: 'Macht es doch einfach'."
Reuters