von Dirk Elsner

Kryptowährungen sind digitale Finanzinstrumente mit besonderen Sicherheitsmerkmalen für ihren Transfer und die Aufbewahrung. Bekanntestes Beispiel einer solchen virtuellen Währung ist Bitcoin, die von der Bundesbank wie folgt erklärt wird:

"Dabei bezeichnet der Begriff Bitcoin sowohl die entsprechenden Einheiten als auch das Zahlungssystem. Zu unterscheiden ist zwischen der Zahlungs- und der Wertaufbewahrungsfunktion von virtuellen Währungen. Das Bitcoin-Zahlungssystem ermöglicht die weltweite Übertragung von Bitcoin-Einheiten innerhalb kurzer Zeit."

Die Anhänger der Kunstwährung verstehen Bitcoin oft noch als Experiment, um Erfahrungen mit von Regulierungsinstitutionen und Zentralbanken unabhängigen alternativen Zahlungstransaktionen sammeln zu können. Das hinter Bitcoin stehen Protokoll legt fest, wie Informationen über das Eigentum digitaler Güter dezentral und nicht duplizier- und veränderbar sicher über ein Netzwerk gesendet, empfangen und verifiziert werden. Diese Technologie wird oft als Blockchain bezeichnet. Die Kryptowährung Bitcoin ist nur eine mögliche Anwendung. Manche vergleichen die Blockchain mit einem Hauptbuch der Buchhaltung, denn in dieser Datenbank werden alle Transaktionen aufgezeichnet und dezentral in einem sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerk gespeichert.

Auf Seite 2: Bitcoin elektrisiert die Finanzbranche





Mittlerweile elektrisiert das Konzept der Blockchain längst die alteingesessene Finanzbranche. Sie hat man in den letzten Jahren reichlich Gelegenheit gehabt die Stärken und Schwächen von Bitcoins studieren können.

Die in München sitzende innovative Fidor-Bank arbeitet eng mit Ripple Labs zusammen und mit Bitcoin.de, dem in Herford sitzenden Bitcoin-Marktplatz. Hier steht noch der Handel mit Bitcoins selbst im Vordergrund. Daran sind aber längst nicht alle Banken interessiert, die sich mit der Technologie beschäftigen.

Die Großbank UBS will in London ein Innovationszentrum für die Erforschung der Bitcoin-Technik einrichten in den Räumlichkeiten eines auf Finanz-Startups spezialisierten Accelerators. Nach einem Bericht des Wall Street Journals sucht die Bank nach Einsatzmöglichkeiten im traditionellen Finanzwesen, weil Bankprozesse so stark vereinfacht werden können. Für die Übertragung digitalisierter Vermögensrechte wird bei der Nutzung der Blockchain-Technologie keine zentrale Verwaltungsinstanz mehr benötigt, die ein Konto oder Depot führt, Übertragungen prüft und über ein Netz von Korrespondenz- und Clearingstellen ausführt.

IBM arbeitet ebenfalls an Dienstleistungen auf Basis der Blockchain für das Finanzwesen und soll dazu bereits Gespräche mit der US-Notenbank geführt haben. Und auch die britische Notenbank und die Bundesbank loten Potenziale aber auch die Risiken aus.

Aber viele Dinge sind hier noch Zukunftsmusik. Auch wenn die Technologie bereits zur Verfügung steht, für die Bankpraxis dauert die Implementierung für weitere Anwendungen wohl noch. Aber weil es im Finanzgewerbe viele denkbare Anwendungsfälle gibt und große Kostensenkungen winken, befassen sich viele Banken damit.

Nach dem Bitcoin-Modell lassen sich internationale Zahlungen direkt zwischen Zahler und Zahlungsempfänger abwickeln. Die direkten Transaktionskosten sind niedrig. Theoretisch werden dafür kein Finanzinstitute und Clearingstellen mehr benötigt, wenn dies Zahlungssystem allgemein akzeptiert würde. Da dies bisher nicht der Fall ist, stehen am Ende von Bitcoin derzeit immer noch Kreditkarten- oder Banküberweisungen in lokaler Währung. Das ist unhandlich. Daneben machen die Währungsschwankungen bzw. die Absicherung dagegen das Verfahren noch teuer. Würde man den Umweg über die Kunstwährung Bitcoin sparen könnten Transaktionen vielleicht auch direkt in Euro oder Dollar abgewickelt werden.

Auf Seite 3: Banken zeigen Interesse an Bitcoin-Technologie





Zahlreiche weitere Banken zeigen Interesse an der Bitcoin-Technologie. Besondere aufmerksam wurde ein Investment von Goldman Sachs zusammen mit anderen Investoren in das Bitcoin-Startup Circle registriert. Circle will den internationalen Zahlungsverkehr einfacher und kostengünstiger gestalten und konkurriert mit Unternehmen wie Coinbase und Bitpay. 50 Millionen US-Dollar hat Circle nun über die prominenten neuen Miteigentümer eingesammelt.

Kunden können bei Circle nicht nur Bitcoins sondern auch US-Dollar aufbewahren und per Klick dann tauschen, wenn sie diese benötigen, und dann erst an eine Bitcoin-Adresse oder eine E-Mail-Adresse eines anderen Circle-Kontos übertragen. Die Dollar-Einlagen sollen durch die US-Einlagensicherung FDIC abgesichert sein. Das prominente Investment stützt die Angaben von Circle zu Standards in Sachen Sicherheit. Verdienen soll Circle an den Gebühren für Kreditkartentransaktionen, über die das Dollar-Konto aufgeladen wird, und an der Handelsmarge für den Umtausch in Bitcoin.

Aber trotz des kundenfreundlichen Ansatzes stört hier aber immer noch der Umweg über Bitcoin. Möglich, dass sich das eines Tages ändert. Auf einer Tagung der Bundesbank wurde darüber gesprochen, dass auch Währungen wie Euro und Dollar über die Blockchain-Technik übertragen werden könnten. Und das ist, soviel lässt sich wohl heute schon sagen, nicht die letzte Anwendungsmöglichkeit der Blockchain.

Dirk Elsner arbeitet als Unternehmensberater für die Innovecs GmbH.