Es ist das Kino-Highlight des Jahres: Wenn Walt Disneys neuer "Star Wars"-Streifen "The Force Awakens", zu deutsch "Das Erwachen der Macht", am 17. Dezember 2015 erstmals über die deutschen Leinwände flimmert, dürften bei vielen Fans Freudentränen über die Wangen kullern. Denn mit dem siebten Teil der 1977 begonnen Science-Fiction-Saga geht für sie ein Traum in Erfüllung: "The Force Awakens" erzählt die Geschichte der heißgeliebten Urtrilogie weiter, dessen letzte Episode, "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", 1983 in den Filmtheatern startete. Die inhaltlich früher angelegten Episoden 1-3 liefen zwischen 1999 und 2005, konnten aber nie den Kultstatus der Episoden 4-6 ergattern.

Nach Angaben der offiziellen "Star Wars"-Präsenz auf Facebook wurde der Trailer zu "The Force Awakens" allein am ersten Tag mehr als 88 Millionen Mal angeschaut - Weltrekord! Die Fortsetzung des Märchens über den Kampf zwischen "Gut" und "Böse" ist allerdings nicht der einzige Grund für die überbordende Euphorie. Auch die Rückkehr der Originalbesetzung sorgt für Vorfreude. Neben neuen Talenten spielen die "Oldies" Harrison Ford als Han Solo, Mark Hamill als Luke Skywalker und Carrie Fisher als Prinzessin Leia wieder mit. Darüber hinaus verspricht die Regie durch J.J. Abrams eine spannende Inszenierung. Hollywoods "Wunderkind" hat sich bereits mit erfolgreichen Produktionen wie "Mission Impossible 3" (2006), "Star Trek" (2009) "Super 8" (2011) und "Star Trek: Into Darkness" (2013) einen Namen gemacht hat und wird deshalb in Fankreisen als neuer Steven Spielberg gefeiert.

Die Begeisterung für "Star Wars" wird wohl auch noch lange nach der Premiere anhalten, denn "The Force Awakens" bildet lediglich den Auftakt zu einer neuen Trilogie, die durch weitere Episoden in den Jahren 2017 und 2019 komplettiert werden soll. Darüber hinaus sind filmische Ableger für 2016, 2018 und 2020 geplant, die unter anderem die Vorgeschichte des von Harrison Ford verkörperten Helden "Han Solo" erzählen sollen. Parallel dazu dürften - wie bereits in der Vergangenheit - zahlreiche andere Produkte rund um das Thema "Star Wars" erscheinen, darunter Videospiele, Spielfiguren und Bücher.

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"Star Wars" - Walt Disneys "Cash Cow



Die neue Großoffensive wird den Kultstatus von "Star Wars" auf Jahre hinweg sichern. Die Marke dürfte allerdings nicht nur ein popkulturelles Phänomen bleiben, sondern auch weiterhin als "cash cow" fungieren. Laut Marktforschern von Statistic Brain summieren sich die Gesamtumsätze der "Star Wars"-Produkte seit der ersten Episode 1977 auf 27 Milliarden Dollar - davon 12 Milliarden durch Spielzeug.

Experten gehen davon aus, dass "The Force Awakens" allein in der ersten Woche weltweit 615 Millionen Dollar einspielen wird. Damit dürfte der Film den bisherigen Startrekord von "Jurassic World" (524 Millionen Dollar) pulverisieren. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass der Streifen James Camerons "Avatar" von 2009 als umsatzstärksten Film aller Zeiten ablösen wird. Dafür müsste er insgesamt mehr als 2,7 Milliarden Dollar erzielen. Die Analysten von Morgan Stanley erwarten ein weltweites Einspielergebnis von knapp zwei Milliarden Dollar. Damit würde "The Force Awakens" in jedem Fall seine Produktionskosten von rund 200 Millionen Dollar und die gewaltigen Marketingausgaben locker wettmachen.

Ein solcher kommerzieller Erfolg würde vor allem Walt Disney freuen. Der US-Unterhaltungsriese hofft, dass sich die rund vier Milliarden Dollar schwere Übernahme der "Star Wars"-Schmiede Lucasfilm im Jahr 2012 noch mehr bezahlt macht. Seit der Akquisition der Firma des "Star Wars"-Erfinders George Lucas besitzt Disney unter anderem die weltweiten digitalen Vertriebsrechte für die Filme.

Im Falle eines langfristigen Erfolgs könnten die "Star Wars"-Projekte zum dritten wichtigen Standbein der Disney-Filmsparte avancieren. Bislang wurde dieser Platz besonders von den Pixar-Animationsfilmen ("Cars", "Wall-E", "Toy Story 3") und den Marvel-Comicverfilmungen ("Iron Man 3", "Avengers", "Guardians of the Galaxy") besetzt. Pixar wurde 2006 für 7,4 Milliarden Dollar von Disney übernommen, für die Marvel Studios bezahlte der Konzern 2009 rund vier Milliarden Dollar.

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Hoffnungsträger für Disney



Womöglich könnte die Kombination aus Pixar, Marvel und "Star Wars" Walt Disneys Filmsparte auf Dauer so stark machen, dass die Schwäche im wichtigen TV-Geschäft, das unter der zunehmenden Konkurrenz durch Videoportale wie Netflix leidet, ausgeglichen wird. Die jüngsten Signale sind durchaus positiv. So war das "Studio Entertainment" mit einem Plus von 22 Prozent im Jahr 2014 der Bereich mit dem stärksten Umsatzwachstum. Der Anteil am Gesamterlös von 48,8 Milliarden Dollar lag bei 15 Prozent. Die Kabelsparte, die unter anderem die Fernsehsender ABC, Disney Channel und ESPN umfasst, kam auf einen Anteil von 43 Prozent und das Geschäft mit Freizeitparks, Hotels und Kreuzfahrten auf 31 Prozent. Die Bereiche Fanartikel und Videospiele waren zusammen mit elf Prozent beteiligt.

In den ersten neun Monaten 2015 konnte das Tempo in der Filmsparte zwar nicht gehalten werden - das Umsatzplus lag bei hauchdünnen zwei Prozent - , doch im dritten Quartal fand die Sparte wieder zum prozentual zweistelligen Wachstum zurück. Der Erlös stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf zwei Milliarden Dollar, vor allem dank des Superheldenspektakels "Avengers - Age of Ultron".

Die beiden wichtigeren Felder waren solide, konnten aber nicht mithalten: Die Kabelsparte kletterte im dritten Quartal um fünf Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar; der Sektor Freizeitparks, Hotels und Kreuzfahrten legte um vier Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar zu. Die Sparte für Fanartikel erwirtschaftete - auch dank des Verkaufs von "Star Wars"-Figuren - rund 950 Millionen Dollar, sechs Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Einzig der Bereich für Videospiele schrumpfte - um 22 Prozent auf 208 Millionen Dollar.

Insgesamt stieg der Umsatz im dritten Quartal um fünf Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar. Der Überschuss legte um elf Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar zu. Damit konnte Disney zwar die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen, beim Umsatz hatten sich die Experten allerdings mehr erhofft. Zudem korrigierte der Konzern wegen rückgängiger Zuschauerzahlen beim Sportsender ESPN und unvorteilhafter Währungseffekte seine Prognose für die Kabelsparte nach unten.

Neben Analysten reagierten auch Anleger enttäuscht. Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel nach der Präsentation Anfang August sechs Prozent. Das wundert allerdings nicht, denn das Papier hatte bis dahin seit Jahresanfang bereits 29 Prozent zugelegt - so viel wie kein anderer Wert im Dow Jones. Im Laufe der vergangenen Wochen ist der Titel von 121 auf 90 Dollar abgestürzt. Momentan kostet das Papier 103 Dollar (Stand: 14.9.2015). Die jüngste Erholung wirft die Frage auf, ob sich ein Einstieg lohnen könnte.

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Lohnt sich ein Einstieg?


Aus Sicht der Analysten macht ein Kauf von Walt Disney Sinn. Das Konsensrating, das sich derzeit fast ausschließlich aus den Einschätzungen zusammensetzt, die nach der Vorlage der Quartalszahlen abgegeben wurden, beträgt laut Bloomberg 4,17 von fünf möglichen Punkten. Damit wird die Disney-Aktie als "schwacher Buy" eingestuft. 61 Prozent der Experten votieren fürs Kaufen, 36 Prozent fürs Halten und drei Prozent fürs Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 116,82 Dollar, woraus sich ein Zuwachspotenzial von 11,8 Prozent ergibt.

Zu den Skeptikern gehört Bernstein Research. Die Branchenkenner des US-Analysehauses stuften Disney von "Outperform" auf "Market Perform". Der Grund: Die Kabelsparte biete kein ausreichendes Potenzial für eine überdurchschnittliche Aktienkursentwicklung in den kommenden 12 Monaten. Dagegen beließ JPMorgan das Papier auf "Overweight". Zum einen habe Disney die Gewinnerwartungen übertroffen, zum anderen sei ein Ausverkauf übertrieben und böte eine Kaufgelegenheit, so die Experten der US-Bank.

BÖRSE ONLINE hatte Disney zuletzt Anfang Juli in Heftausgabe 27/2015 unter die Lupe genommen und eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Bei dieser Einschätzung bleiben wir auch. Die Bewertung ist mit einem geschätzten 2016er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,4 zwar nicht mehr günstig, doch das vergleichsweise niedrige Kursniveau und die langfristigen Aussichten machen die Aktie attraktiv.

Disney gibt sich als größter Unterhaltungskonzern der Welt nicht mit seinem status quo zufrieden. Im Gegenteil: Durch die Übernahmen von Pixar, Marvel und Lucasfilm hat das Unternehmen viele lukrative Charaktere gesammelt, die sich über diverse Plattformen wie Filme, Spielzeuge, Freizeitparks und Kreuzfahrtschiffe vermarkten lassen. Darüber hinaus erfreuen sich auch klassische Disney-Figuren wie "Cinderella" nach wie vor großer Beliebtheit. Zudem sollte der US-Präsidentschaftswahlkampf im kommenden Jahr den Fernsehsendern des Konzerns gute Quoten im TV-Geschäft bringen. Außerdem verbessert Disney sein Video-on-Demand-Angebot, um Konkurrenten wie Netflix Paroli zu bieten.

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Charttechnik und Fazit





Der zweijährige Aufwärtstrend der Disney-Aktie hat sich auch während des jüngsten Rückschlags gehalten.

Das Kursziel belassen wir bei 120 Euro (136 Dollar) und den Stoppkurs bei 79 Euro (89,50 Dollar).

BÖRSE ONLINE sagt: Langfristig orientierte Investoren können die Aktie als solide Depotbeimischung kaufen. Oder in den Worten von Luke Skywalker: "Mögen die Kursgewinne mit Dir sein".

Zum Autor: Nikolaus Hammerschmidt ist seit 2011 Online-Redakteur bei boerse-online.de. Er schreibt über Aktien, insbesondere (Rück-) Versicherer. Zudem verfasst er das wöchentliche "Leserinvestment" in der Heftausgabe.