Nils-Peter Gehrmann ist viel in der Bundesrepublik unterwegs. Der Fondslenker des Warburg Small & Midcaps Deutschland besucht regelmäßig Vorstände kleinerer und mittlerer Unternehmen. Im direkten Gespräch will er Chance und Risiko eines Geschäftsmodells einschätzen. Meist findet er gute Wachstumsperspektiven und klug agierende Manager vor.
Die von Anlegern als Nebenwerte bezeichneten Unternehmen sind für Deutschlands Wirtschaft von immenser Bedeutung. Der Mittelstand erzielt mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts. "Er ist zudem Jobmotor und Innovationstreiber. Und er trägt nach wie vor wesentlich zum Exportvolumen Deutschlands bei", sagt Gehrmann.
Trotz der Pandemie sei die Stimmung aktuell gut, konstatiert der Fondsmanager. Insbesondere Unternehmen, die am Aufbau einer digitalen Infrastruktur mitwirken oder im Gesundheitsbereich aufgestellt sind, profitierten von Corona. Aber auch bei zyklischen Unternehmen aus der Industrie wachse der Optimismus.
Versteckte Weltmarktführer
Nebenwerte sollten daher ein lohnendes Investment bleiben. Seit März 2006 hat der MDAX immerhin um 272 Prozent zugelegt, der DAX bringt es dagegen "nur" auf 153 Prozent. Dennoch werden Nebenwerte von Anlegern häufig weniger beachtet als die Dickschiffe im deutschen Leitindex, obwohl etliche Nebenwerteunternehmen es in ihren Nischen bereits zum Weltmarktführer gebracht haben.
Einer dieser Hidden Champions, in die der Warburg-Fonds investiert, ist Süss Microtec. Das in Garching bei München ansässige Unternehmen produziert unter anderem Equipment für die Halbleiterindustrie. Ein deutlich über den Erwartungen liegender Auftragseingang sorgte jüngst für einen kräftigen Kursanstieg. Innerhalb eines Jahres legte die Aktie um über 300 Prozent zu.
Unter den Top-10-Werten des Warburg Small & Midcaps Deutschland findet sich auch Secunet. Die Essener Firma bietet IT-Hochsicherheitslösungen für Unternehmen, aber auch für Bundesbehörden an. Die Nachfrage sollte angesichts der massiven Zunahme von Cyberattacken weiter steigen.
Ein anderer, allerdings nicht mehr so unbekannter Hidden Champion ist der Göttinger Pharma- und Laborausrüster Sartorius. Das Unternehmen will bis zum Jahr 2025 den Umsatz verdoppeln. "Gut möglich, dass Sartorius, wo wir seit Jahren investiert sind, bereits im September in den dann erweiterten deutschen Leitindex aufgenommen wird", sagt Gehrmann. Der Fondsmanager würde sich dann aber von dem Titel trennen.
Konzentriertes Portfolio
An Ersatzwerten ist kein Mangel. Gehrmann und seine Managerkollegen führen eine Watchlist aussichtsreicher Kandidaten. Insgesamt umfasst das Anlageuniversum des Fonds rund 200 Unternehmen. Ins Portfolio schaffen es jedoch nur 40 Werte.
Die Auswahlkriterien sind anspruchsvoll. "Wir investieren nur dann, wenn wir von der Qualität des Managements voll überzeugt sind. Wir müssen zudem einen klaren Wettbewerbsvorteil und strukturelle Wachstumsmöglichkeiten erkennen. Das heißt, die Unternehmen sollten auch unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen ihre Gewinne steigern können." Als Pluspunkt wertet der Manager, wenn ein Unternehmen seinen Cashflow in Wachstum reinvestiert.
Auch die Bewertungen werden einer genauen Prüfung unterzogen. Gehrmann favorisiert Aktien von Unternehmen, die rund 20 Prozent unter ihrem inneren Wert notieren. Erreicht die Aktie das prognostizierte Kursziel, wird sie jedoch nicht zwingend verkauft, sondern das Unternehmen erneut analysiert.
Bislang haben sich intensive Recherche und Kontrolle gelohnt. Innerhalb eines Jahres legte der Fonds um über 70 Prozent zu. Seit Auflage im Februar 2012 schaffte er 216 Prozent.