Inflation, Materialengpässe, Corona-Lockdowns und die Folgen des Ukraine-Kriege trüben die Perspektiven der deutsche Autobauer weiter ein. So prognostiziert der Verband der Automobilindustrie für dieses Jahr einen Rückgang des globalen Marktes um ein Prozent auf 70 Millionen Fahrzeuge. Zuvor war noch ein leichtes Plus von einem Prozent erwartet worden. Das Marktvolumen des Vor-Corona-Jahres 2019 werde damit um 13 Prozent unterschritten. "Die Liefer- und Transportketten werden in einem bisher nicht gekannten Maß strapaziert", warnte die Chefin des Autoverbands VDA, Hildegard Müller.

Für den deutschen Markt reduzierte sie die Wachstumsprognose 2022 von fünf auf drei Prozent auf 2,7 Millionen Fahrzeuge. Der wichtige chinesische Markt soll um zwei Prozent auf 20,7 Millionen Fahrzeuge zurückgehen. Bislang war hier ein Wachstum von zwei Prozent erwartet worden. Seit Jahresbeginn hätten sich die Rahmenbedingungen für die Autoindustrie deutlich eingetrübt. Rohstoffknappheit und steigende Preise sorgten für Einschränkungen. Die Zinswende ein den USA und Europa verschlechtere zudem die Finanzierungskonditionen für die Verbraucher.

Deutsche Autobauer warnen vor einem sich verschlechternden Markt


Auch ein weiteres Herunterfahren der russischen Gaslieferungen könnte der deutschen Schlüsselbranche schwer zu schaffen machen, wie BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic kürzlich erläuterte. So entfielen 37 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs auf die deutsche Autoindustrie. Eine geringere Gasversorgung hätte demnach verhängnisvolle Auswirkungen. "Nicht nur BMW, sondern die gesamte Autoindustrie würde zum Stehen kommen", sagte Nedeljkovic gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Vor einem Gas-Embargo hatte auch BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller bereits gewarnt. Für diesen Fall müsste der riesige Hauptstandort Ludwigshafen innerhalb weniger Stunden heruntergefahren werden und stünde zum ersten Mal in seiner Geschichte still, sagte Brudermüller der "SZ".

Die deutsche Autoindustrie hatte vor kurzem bereits deutlich niedrigere Produktions- und Absatzzahlen vermeldet. Allein im Mai lag das Minus der Neuzulassungen bei zehn Prozent auf 207000 Autos. Erstaunlicherweise meldete das Ifo-Institut dennoch eine verbesserte Stimmungslage bei den Autobauern. So habe sich das entsprechende Ifo-Barometer für Mai auf plus 38 (Vormonat: minus 20,5) Punkte verbessert. Ifo-Experte Oliver Falck begründete das vor allem damit, dass die Hersteller bei knappem Angebot höhere Preise durchsetzen könnten. Das trifft zumindest auf die beiden Premiumautobauer Mercedes-Benz und BMW zu.