Der Hype um Wirkstoffe zur Gewichtsreduktion von Unternehmen wie Novo Nordisk, Roche oder Eli Lilly scheint ungebrochen. Den Aktien könnte eine Sache aber gefährlich werden – manchen könnte es sogar das Genick brechen.
In der Pharma und Biotech-Industrie erreicht der Hype um Abnehmspritzen immer neue Höhe. Bis zum Jahr 2031 könnte der Markt für die Wirkstoffe zur Gewichtsreduktion laut eines Reports von Morningstar und Pitchbook um die 200 Milliarden US-Dollar wert sein. Schon bis zum Jahr 2029 sollen zudem 16 neue sogenannte GLP-1-Medikamente von Firmen wie Amgen oder Viking Therapeutics auf den Markt kommen.
Die Platzhirsche an der Börse sind momentan aber noch Novo Nordisk und Eli Lilly, deren Aktien innerhalb eines Jahres um 40 respektive fast 70 Prozent nach oben schnellten. Mit ihren Mitteln Wegovy (Novo Nordisk) und Zepbound (Eli Lilly), deren erste Indikationen beispielsweise in Form des Mittels Ozempic zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wurde, dominieren die Unternehmen den vielversprechenden Wachstumssektor. Oder ist der Markt gar nicht mehr so vielversprechend?
Berichte zu Nebenwirkungen belasten Pharma-Aktien von Novo Nordisk und Co
So groß der Erfolg der Abnehmspritzen bisher ist, ein Risiko begleitet die Aktien von Novo Nordisk und Co weiterhin: Nebenwirkungen. Schon seit einiger Zeit gibt es bei Novo Nordisk beispielsweise Berichte, dass die Verwendung der Wirkstoffe durch psychisch vorbelastete Patienten zu vermehrten Suizidgedanken führen könnte. Von öffentlichen Stellen wird ein solcher Zusammenhang nicht gesehen und die Studienlage zu dem Thema ist noch sehr divers, würde sich aber eine solche Nebenwirkung oder andere Probleme als evident erweisen, hätte das auch möglicherweise weitreichende Konsequenzen für die Aktien der Unternehmen. Im ungünstigsten Fall kann dann nämlich ein Medikament komplett vom Markt verschwinden. Und da es noch keine Langzeitstudien zur Wirkung von Wegovy und Co gibt, bleibt dieses Risiko auch erstmal bestehen.
Auch deshalb reagieren Anleger bei Neuigkeiten zu Nebenwirkungen in dem Sektor empfindlich. Ein Report zum Abnehm-Medikament CT-388 sorgte beispielsweise kürzlich erst zu einem Kursrutsch der Aktie des Schweizer Unternehmens Roche. In dem Report wurde berichtet, dass sich Testpatienten bei der Einnahme einer hohen Dosis des Mittels übergeben mussten oder Durchfall hatten. Experten schätzen den Schaden für die Roche-Aktie zwar als nicht so hoch ein, da kein Mittel auf dem Markt frei von Nebenwirkungen ist. Im Kampf um das beste Produkt im GLP-1-Markt wird es aber nicht nur darauf ankommen, welche Behandlung das Gewicht am meisten reduziert, sondern welche die größte Sicherheit bietet.
Einen ganz ähnlichen Fall gab es nach einer Studie des Novo Nordisk-Kandidaten „Monlunabant“. In einer klinischen Studie erreichte das experimentelle Medikament nicht den angepeilten Gewichtsverlust von 15 Prozent, sondern lag mit 6,5 Prozent nach 16 Wochen deutlich darunter. Dazu kamen ebenfalls moderate bis milde Nebenwirkungen – auch psychischer Natur. Laut Angaben des Unternehmens handelte es sich beispielsweise um Angstgefühle oder Schlafstörungen. Ist das ein Grund, bei der Aktie jetzt aufzupassen?
Das sagen Goldman Sachs und JPMorgan zu Nebenwirkungen bei Novo Nordisk
In einer ersten Reaktion auf die Studie von Novo Nordisk beließ Goldman Sachs die Einstufung der Aktie auf „Buy“ mit einem Kursziel von 1070 dänischen Kronen. Der Appetitzügler Monlunabant habe in der Studie das untere Ende seiner Erwartungen an die Gewichtsabnahme erfüllt, schrieb Analyst James Quigley am Freitag in seinem Kommentar. Die neuropsychiatrischen Nebeneffekte seien aber enttäuschend. In der nächsten Studienphase werde nun die Dosis gesenkt, und nach einer Balance aus Wirkung und Nebenwirkungen gesucht.
JPMorgan hielt unterdessen an dem eigenen Rating „Overweight“ mit einem Kursziel von 1050 dänischen Kronen fest und bezeichnete die negativen Kursreaktionen auf Studiendaten zu „Monlunabant“ am letzten Freitag als übertrieben. Sie bestätigten zwar seine Vorsicht mit Blick auf die Sicherheit des Mittels. Insgesamt hätten die Daten die Erwartungen aber bestätigt. Mit Blick auf im Dezember anstehende Daten zu Cagrisema eröffne der Kursrückgang eine Kaufgelegenheit. Die Aktie von Novo Nordisk befindet sich weiterhin auf der „Analyst Focus List“ der US-Bank.
Mit Material von dpa-AFX
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Eli Lilly.