Deutschland hat wie andere Staaten die Evakuierung abgeschlossen. Die Soldaten, die die Operation in Kabul geschützt hatten, werden im Laufe des Tages am Stützpunkt Wunstorf zurückerwartet. Nach Regierungsangaben hat die Bundeswehr 5347 Menschen ausgeflogen, darunter 500 Deutsche und 4000 Afghanen. Insgesamt 10.000 Afghanen seien als schutzwürdig eingestuft. 300 Deutsche seien noch im Land.

Die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) hatte sich über den Internet-Dienst Telegram zu dem Angriff bekannt. Man habe Übersetzer und "Kollaborateure" treffen wollen. Bei zwei Explosionen vor einem Tor zum Flughafen und bei einem Hotel sowie bei Schusswechseln starben 85 Menschen, darunter 13 US-Soldaten. Die mit dem IS verfeindeten Taliban erklärten, 28 ihrer Mitglieder seien getötet worden. Der IS-Chorassan, der afghanische Ableger des Islamischen Staats, ist vor allem an der Grenze zu Pakistan aktiv, hat aber auch eine Front im Norden Afghanistans aufgebaut.

Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow sagte, die russischen Geheimdienste arbeiteten rund um die Uhr, damit ein Übergreifen der Gewalt in Afghanistan auf Nachbarländer verhindert werde. Der IS und andere Extremistengruppen versuchten Kapital aus dem Chaos im Land zu schlagen. Es bestehe auch nach den Anschlägen eine hohe Gefahr für jeden Menschen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte, in Afghanistan gingen Arzneimittel und andere medizinische Versorgungsgüter auch in den Krankenhäusern zur Neige. Man hoffe, mit Hilfe Pakistans eine Luftbrücke nach Masar-i-Scharif im Norden des Landes aufbauen zu können. "Sicher ist, dass humanitäre Hilfe dringend nötig ist und immer wichtiger wird", sagte WHO-Nothilfe-Koordinator Rick Brennan.

USA KÜNDIGEN VERGELTUNG AN


US-Präsident Joe Biden kündigte Vergeltung nach dem Anschlag an und sagte mit Blick auf die Drahtzieher der Attentate: "Wie werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen, und wir werden euch jagen und zur Rechenschaft ziehen." Biden erklärte, er habe das US-Verteidigungsministerium gebeten, Pläne für einen Gegenschlag zu entwickeln.

Nach US-Angaben befinden sich noch rund 1000 Amerikaner in Afghanistan. Der Takt der Flüge wurde beschleunigt. Am Freitag durften Menschen mit US-Pass das schwer gesicherte Flughafen-Gelände betreten. Ein Diplomat eines Nato-Staates sagte Reuters in Kabul, alle ausländischen Staaten wollten bis zum 30. August ihre Bürger und Botschaftsangehörigen ausfliegen. Bislang wurden rund 100.000 Menschen evakuiert. Am Freitag gaben unter anderem Spanien und Schweden das Ende ihrer Flüge bekannt.

Die am Einsatz beteiligten Bundeswehrsoldaten werden Freitagabend am Militärflugplatz im niedersächsischen Wunstorf erwartet. Bei der Ankunft sollen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Generalinspekteur Eberhard Zorn, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eva Högl, sowie weitere Politiker anwesend sein. In der Nacht war die letzte Maschine mit Flüchtlingen am Frankfurter Flughafen gelandet. In der usbekischen Hauptstadt Taschkent, in die viele Flüchtlinge zunächst gebracht wurden, bleibt zunächst aber noch ein Medivac-Airbus der Bundeswehr. Der Sanitätsflieger soll laut Verteidigungsministerium bereitstehen, um gegebenenfalls die US-Truppen bei ihrem Abzug noch zu unterstützen.

rtr