Die Ausgangslage
Werden die Zinsen künftig wieder steigen? Und wenn ja, wie stark? Die zweite Frage kann kaum jemand seriös beantworten. Die erste Frage beantworten viele Börsianer derzeit aber mit "wahrscheinlich schon". Auch DWS-Mann Harald Rieger sieht das so. "Ein Szenario fallender Zinsen erwartet mittelfristig kaum jemand", sagt er. Rieger leitet bei der DWS das Expertenteam für aktive Renten und Multi-Asset-Fonds, das die Kunden über die Markteinschätzungen und DWS-Produkte informiert.
Doch was bedeuten steigende Zinsen? Banken sehnen höhere Zinsen herbei, weil sie dadurch ihre Gewinne steigern können. Wer festverzinsliche Anleihen besitzt, fürchtet höhere Zinsen jedoch, weil die Kurse seiner Titel dann fallen. Grund: Kommen neue Anleihen mit höheren Zinskupons auf den Markt, setzen sie den neuen Standard. Schon emittierte Anleihen, die noch die vorherigen tieferen Zinskupons bieten, werden dann unattraktiver und ihre Kurse fallen so lange, bis sich ihre Renditen dem neuen höheren Niveau angepasst haben. Zudem gilt die Regel: Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, desto stärker leidet sie unter steigenden Zinsen.
Floating Rates Notes
Was also tun? Einen Ausweg bieten Floating Rate Notes beziehungsweise variabel verzinsliche Anleihen. Ihr besonderes Merkmal: Steigen die Zinsen, steigen auch die Zinsen der sogenannten "Floater", die sich am Geldmarktzins orientieren. Heftige Kursverluste wären damit passé, weil die fortlaufende Anpassung nicht über den Kurs, sondern über den Zinskupon stattfindet. Je nach Bonität des Emittenten bieten viele Floater zudem einen Renditeaufschlag, etwa wenn Finanz oder Industrieunternehmen sie begeben haben. Konkret heißt dies für Anleger in der Eurozone: Bei einem Dreimonats-Euribor-Zins von 0,33 Prozent und einem Renditeaufschlag von 0,53 Prozent, bieten Floater derzeit im Schnitt eine Rendite von 0,20 Prozent. "In den Jahren 2005 bis 2007, als die Zinsen gestiegen sind, haben Floater sich stabil entwickelt, während festverzinsliche Anleihen verloren haben", sagt DWS-Experte Rieger.
Sie seien deshalb "das" Produkt für steigende Zinsen, mit dem man Kursverluste nahezu ausschließen könne, außer der Markt würde die Kreditrisiken der jeweiligen Emittenten kritischer bewerten. Oder anders gesagt: Floater bieten zwar keine üppigen Renditen, lohnen sich aber im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen, so lange die Zinsen steigen.
Deutsche Floating Rate Notes
"Viele Kunden positionieren sich schon in Floatern, obwohl die Zinswende in der Eurozone noch nicht da ist", sagt Rieger. Deshalb ist der Deutsche Floating Rate Notes in jüngerer Zeit rasant gewachsen, sodass Fondsmanager Christian Reiter derzeit rund zehn Milliarden Euro im DWS-Fonds verwaltet.