Für eine Milliarde Dollar sicherte er sich ein Stück an Apple. Zudem interessiert sich der 85-Jährige für das zum Verkauf stehende Internet- und Mailgeschäft von Yahoo. Obwohl dies auf den ersten Blick erstaunlich anmutet, hat Buffett Experten zufolge seine Einstellung nicht geändert.

"Das ist kein Sinneswandel", sagt Hedgefonds-Manager Jeff Matthews von Ram Partners zu dem Apple-Engagement. Es ergebe vielmehr Sinn: "Das ist ein Konsumgüterkonzern getarnt als Technologiekonzern mit einem großartigen Geschäftsmodel, hohem Kapitalfluss und preiswert", urteilt der Autor von Büchern über Buffett. Genau die Eigenschaften, auf die Buffett und seine Gesellschaft Berkshire Hathaway Wert legen.

Auch Yahoo passe in das Beuteschema von Buffett, sagt Analyst Rick Edmonds vom Medieninstitut Poynter. In Ungnade gefallene und unterbewerte Firmen mit einem hohen Kundenstamm zögen das Interesse des Investors auf sich. "Das paradoxe ist ja, dass Yahoo riesig ist und riesig bleibt. Und es gibt eine Menge Kunden. Die laufen ja nicht weg. Es findet nur keiner Wege, Wachstum zu generieren."

Yahoo ist angesichts der Dominanz von Google und Facebook immer weiter ins Hintertreffen geraten und hat sich schließlich zum Verkauf des Kerngeschäfts entschlossen. In den Bieterwettbewerb schaltet sich nun Buffett ein, indem er ein Konsortium bei der Finanzierung eines Gebots unterstützt. Mit von der Partie ist auch US-Milliardär Dan Gilbert, dem unter anderem das US-Basketballteam Cleveland Cavaliers gehört. Für die AOL-Mutter Verizon, die zuletzt als Favorit für die Übernahme gehandelt wurde, erhöht sich in der zweiten Runde somit der Druck.

Auch für Analyst Brian Wieser passt der Yahoo-Vorstoß zu Buffett. "Er ist bekannt dafür, sich an Firmen zu beteiligen, die großes Potenzial haben, dieses aber aus einer Vielzahl von Gründen nicht ausschöpfen können." Bei Yahoo kommt noch hinzu, dass Berkshire-Direktorin Susan Decker zwischen 2000 und 2009 unter anderem als Finanzchefin bei dem angeschlagenen Internet-Pionier gearbeitet hat. Mit ihrer Hilfe könnte Buffett frühere Yahoo-Manager wieder an Bord holen, sagt Wieser.

Dazu zählt er auch Interimschef Ross Levinson, der für die bisher eher glücklose Yahoo-Chefin Marissa Mayer den Stuhl räumen musste. Decker hat sich bereits offen zu Yahoo geäußert. Sie hoffe, dass ein neuer Eigentümer das wiederbeleben könne, was Yahoo einzigartig gemacht habe, sagte sie in einem TV-Interview. Dabei könnte dem Unternehmen helfen, in private Hand zu kommen oder Teil eines größeren Konzerns zu werden.

ZU LANGSAM FÜR NEUE TECHNOLOGIEN GEÖFFNET



Bislang hat sich Buffett hauptsächlich eher Versicherungen, Industriekonzernen und großen Konsumgüterkonzernen zugewandt. Sein bisher einziger namhafter Ausflug in die Technologiewelt war bislang nicht von großem Erfolg gekrönt. Die Beteiligung an IBM entwickelt sich eher mau - der Verlust für Buffett beläuft sich derzeit auf 1,6 Milliarden Dollar. "Buffett hat sich bislang immer von Sachen zurückgehalten, die er nicht kennt oder nicht versteht", urteilt Richard Cook, Mitgründer der Investmentgesellschaft Cook & Bynum, die selbst bei Berkshire engagiert ist. Auf dem jährlichen Aktionärstreffen seiner Firma in Omaha räumte der Star-Investor dennoch vor kurzem ein, sich zu langsam für neue Technologien geöffnet zu haben.

Ob ausgerechnet Apple das richtige ist, daran scheiden sich derzeit die Investoren-Geister. Während die einen immer noch voll des Lobes sind, ziehen sich andere zurück. So verkaufte der Investor Carl Icahn Ende April seinen kompletten Anteil wegen zu großer Risiken im China-Geschäft. Zuletzt war die Erfolgsserie von Apple gerissen: Erstmals überhaupt ging der iPhone-Absatz zurück. Zugleich erlitt der US-Konzern zu Jahresbeginn das erste Umsatzminus seit 13 Jahren. Daraufhin zog der Google-Mutterkonzern Alphabet an der Börse wieder an Apple vorbei. Die Aktien seien unglaublich preiswert, sagt denn auch Steve Wallman von der Beratungsgesellschaft Wallman Investment Counsel. Zudem sitze Apple auf einem Berg Bargeld - zwei Pluspunkte für Buffett.

Reuters