Was die Größe der beinhalteten Aktien angeht, spielen DAX und MDAX zwar in komplett anderen Ligen. Doch was die langfristige Performance betrifft, hat der Index für mitelgroße deutsche Unternehmen den Standardwerteindex klar abgehängt. Zumindest fällt das Ergebnis seit der Jahrtausendwende eindeutig aus (siehe Chart).
2014 war aber ein Jahr, in dem sich der MDAX keinen Vorsprung gegenüber dem DAX erarbeiten konnte. Am Ende dürfte der DAX leicht die Nase vorne haben. Neben Bewertungsüberlegungen war dafür ein negativer Gewinntrend verantwortlich. In den ersten drei Quartalen 2014 senkten die Analysten die 2014er MDAX-Gewinnprognose in Summe um 9,9 Prozent. Die DAX-Gewinnschätzungen wurden in dieser Zeit zwar ebenfalls gesenkt, jedoch "nur" um 3,2 Prozent, wie Investmentanalyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg erklärt.
Das ist zwar keine völlig überraschende Entwicklung, schließlich sind die Ex-ante-Gewinnerwartungen für den MDAX regelmäßig markant höher als für den DAX. Weil die Analysten die laut Streich aber regelmäßig stärker nach unten revidieren mussten als im DAX, blieb bei den Midcaps am Schluss letztlich kein höheres Gewinnwachstum übrig als im DAX, so Streich. Doch in den ersten neun Monaten war dieser Korrekturbedarf eben besonders groß.
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MDAX-Gewinnschätzungen zuletzt deutlich nach oben revidiert
Ganz anders gestaltet sich inzwischen aber die Ausganglage seit dem vierten Quartal, denn da hat sich plötzlich der Wind zugunsten des MDAX gedreht. Während die Analysten die DAX-2014er Gewinnschätzungen seit Ende September um gut 0,4 Prozent nach unten anpassten, wurden die MDAX-Prognosen im selben Zeitraum um 0,5 Prozent nach oben genommen, wie Streich vorrechnet.
Aber mindestens genauso wichtig: Weil an den Aktienmärkten die Zukunft antizipiert wird, stehen weniger die Zahlen für das laufende, sondern vielmehr die Gewinnerwartungen für das bald startende kommende Jahr im Vordergrund. Deshalb ist es positiv für den MDAX, dass die MDAX-Gewinnschätzungen für 2015 mit 2,0 Prozent markant erhöht wurden, während diese bei den deutschen Blue Chips mit -2,7 Prozent deutlicher abwärts revidiert wurden.
Insgesamt wurden die Erwartungen im DAX bei insgesamt sieben Titeln erhöht und bei 16 Werten gesenkt, so Streich. Bei den Midcaps fiel das Verhältnis mit 17 zu 19 Titeln zwar weitaus besser aus als im DAX, diese Zahlen ließen in Summe jedoch trotzdem fallende und nicht steigende Gewinnschätzungen erwarten. Während die 17 Titel mit verbesserten Prognosen jedoch ein Indexgewicht von 39 Prozent repräsentieren, stehen die 19 Werte mit gesenkten Erwartungen nur für 34 Prozent des Index.
Zudem ersetzte mit Jungheinrich jüngst ein Unternehmen das Gewinn erzielt, Sky Deutschland, welches Verluste erwirtschaftete. Dies macht sich nach Einschätzung von Streich auch in der Kursentwicklung des MDAX bemerkbar. Nachdem er von Mitte März bis Mitte Oktober dem DAX hinterher hechelte, liegt er seither wieder in Front.
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Jahreszeit spricht für den MDAX
Ein Trend, der sich zunächst durchaus weiter fortsetzen könnte. Zumindest sprechen dafür auch saisonale Überlegungen. Denn während die jüngste Outperformance des MDAX gegenüber dem DAX für ein viertes Quartal eher ungewöhnlich ist, läuft es für den MDax in den ersten fünf Monaten eines Jahres traditionell oft besonders gut.
Dieses Kursverhalten ist kein MDAX-spezifisches Phänomen, wie Streich ebenfalls ermittelt hat, sondern gilt an drei der vier Startmonaten auch für den Stoxx Small Caps im Vergleich zum Stoxx Large Caps sowie an fünf der sechs Monate der ersten Jahreshälfte auch für den US-amerikanischen Russell 2000 im Vergleich zum S&P 500.
Bei der Landesbank Baden-Württemberg kommen die Analysten deshalb zu dem folgenden Schluss: Der verbesserte Gewinntrend ließ die Gewinndynamik des MDAX mit einer Jahresrate von 10 Prozent nun wieder deutlich über das DAX-Wachstum von sieben Prozent steigen. Gleichzeitig sank der MDAX-Bewertungsaufschlag mit aktuell 24 Prozent weit unter den historischen Median von 37 Prozent. Beide Faktoren dürften die Chance dafür erhöhen, dass der MDAX Anfang 2015 seine für Mid Caps typische Stärke ausspielen und die im DAX zusammengefassten Blue Chips zu Jahresbeginn schlagen kann.
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MDAX konjunktursensitiver als der DAX
Auch volkswirtschaftliche Überlegungen stützen die skizzierte Prognose. Zumindest wenn die zuletzt zwei Mal verbesserten ifo Geschäftserwartungen für das deutsche Verarbeitende Gewerbe die weitere konjunkturelle Richtung zutreffend anzeigen. Das ifo Institut sagt für die deutsche Wirtschaft in den kommenden beiden Jahren jedenfalls jeweils ein Wachstum von 1,5 Prozent voraus.
Gestützt wird diese Vorhersage laut Robert Halver auch durch die vorherrschenden niedrigen Leitzinsen, die üblicherweise einen positiven Effekt auf konjunkturzyklische Branchen wie Automobil, Maschinenbau, Elektro und Chemie haben. Für den Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank trug dies bereits zuletzt zur stabilen Entwicklung des MDAX bei, weil in dem Aktienindex vergleichsweise viele konjunktursensitiven Mittelstandswerten enthalten sind. Gründe für eine vergleichsweise gute Entwicklung beim MDAX gibt es in den nächsten Monaten somit genug.