Die Sommerruhe an den Finanzmärkten ist vorbei. Und wie es aussieht, könnte es für die Bullen an der Zeit sein, das verstaubte Bärenfell mal wieder durchzuwaschen.Es gibt Dinge, die muss man nicht verstehen. Wie die Ankündigung der EZB, durch den Aufkauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset backed Securities) und/oder Staatsanleihen die Kreditvergabe ankurbeln und die Inflation auf Trab bringen zu wollen. Sehen Sie sich einmal diesen Chart an:

Quelle: www.querschuesse.de

Was Sie hier sehen, ist die Entwicklung des Kreditvolumens an den Privatsektor (Unternehmen und private Haushalte) in der prozentualen Veränderung zum jeweiligen Vorjahresmonat. Von Januar 1984 bis Dezember 2008 betrug die durchschnittliche Kreditexpansion an den Privatsektor 7,62 Prozent, im August fiel sie hingegen zum 28. Mal in Folge. Und das nicht, weil die Banken zu wenig Kredite vergeben, sondern weil schlichtweg zu wenig Kredite nachgefragt werden. Da kann die Notenbank das Geld so billig machen, wie sie lustig ist und kaufen, was sie darf oder auch nicht - das Problem mangelnden Wachstums lässt sich so nicht lösen.

Solange der unter dem Totschlagargument der Wettbewerbsfähigkeit segelnde Druck auf die Kaufkraft der Verbraucher ausübt und sich die Arbeitsmarktsituation im Euroraum allenfalls durch statistische "Bereinigungen" verbessern lässt, wird es nichts mit Wachstum. Schon die letzte EZB-Aktion verpuffte an den Märkten weitgehend wirkungslos. Und damit wächst das Risiko, dass sich die Liquiditätshausse bald ihrem Ende nähert - wenn sie es nicht bereits getan hat.

Auf Seite 2: Dax: Risiken sind auch Chancen

Dax: Risiken sind auch Chancen

Was den deutschen Aktienmarkt betrifft, haben die Haussiers bis jetzt erstaunliches Stehvermögen gezeigt. Immerhin signalisierten die drei meistbeachteten Wirtschafts-Indizes Ifo, ZEW und zuletzt auch GfK schlechter aus als erwartet. So wie gestern auch der Chicagoer Einkaufsmanager-Index und die Zahlen zum Verbrauchervertrauen. Der schwache Euro begünstigt zwar die Exporte, verteuert aber tendenziell die auf Dollarbasis abgerechneten Importe, was bei den Rohstoffen wegen nachgebender Preise derzeit nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Schwerer wiegen da schon die sich eintrübenden Perspektiven der Weltwirtschaft und die Schuldenproblematik, die sich seit dem Höhepunkt der Finanzkrise ja noch verschärft hat.

Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Von seinem Allzeithoch hat sich der DAX bis jetzt nur wenig entfernt, befindet sich nun aber genau auf der oberen Parallelen zur im Frühjahr 2009 gestarteten Aufwärtstrendlinie. Besorgnis erregend ist vor allem, dass dem Index ausweislich des abgebildeten Momentum-Indikators einfach die Luft auszugehen scheint. Hier bedarf es nun "nur noch" eines kleinen Anlasses, um ein veritables Verkaufssignal auszulösen.

Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Um sich wieder positiver in Szene zu setzen, müsste der DAX jetzt erst einmal den seit Herbst 2011 etablierten Haussekorridor zurück erobern, d. h. über 9.800 Punkte anziehen. Und danach sieht es momentan nicht aus. Ein Schlusskurs unter 9.400 sollte daher m. E. jetzt für einen Put-Einstieg genutzt werden, der dann unter 9.000 mit erstem Kursziel von 8.000 ausgebaut werden kann.

Auf Seite 3: Silber hat einen Lauf

Silber: Welch ein Lauf Wie in den vergangenen Wochen hier wiederholt besprochen, hatte ich für Silber einen neuerlichen Schub nach unten erwartet. Und die gestrigen Inflationszahlen aus dem Euroraum haben den Druck auf den Unzenpreis gleich noch einmal um über drei Prozent verschärft.

Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Charttechnisch betrachtet, ist nun der Weg frei bis zunächst einmal 15 USD/oz. Hält diese Unterstützung nicht, bleibt es bei meinem Ihnen bekannten Ziel für unter zehn Dollar pro Unze. Den Lesern meiner Briefe habe ich empfohlen, einfach die Stopps nachzuziehen. Denn das Deflationsgespenst lugt um die Ecke. Und das Ausbleiben des gewohnten "window dressing" an den Aktienmärkten zum gestrigen Quartalsultimo lässt befürchten, dass auch Großanleger so langsam zu wittern beginnen, dass Kurse und Wirtschaft nicht unbedingt zusammen passen.

Sollten die Aktienmärkte die Nase nach unten nehmen, werden die Edelmetalle ihre Abwärtsbewegung vermutlich sogar noch beschleunigen.

Auf Seite 4: EUR/USD und USD/PJY - Zwei Treffer

EUR/USD und USD/PJY: Zwei Treffer Bei EUR/USD hatte ich Ihnen die Lage ja klar skizziert. In den USA scheint die Federal Reserve tatsächlich zu glauben, dass es einen Wirtschaftsaufschwung gibt, der eine baldige Anhebung der Leitzinsen rechtfertigt. Und da die EZB im Gegensatz dazu ihre Füllhornpolitik sogar noch ausweiten will, entsteht eine positive Zinsdifferenz zu Gunsten des Dollars.

Nun brauchen wir eigentlich nur noch zu warten, bis die Ratingagenturen sich wieder Frankreich zuwenden. Nach gestern veröffentlichte Daten sind die Schulden des Landes nun erstmals über 2 Billionen Euro angewachsen. Senken Standard & Poor’s und Konsorten für Paris den Daumen, wird das auch den Euro beeinträchtigen.

Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Was die Charttechnik betrifft, hatte ich Ihnen die Anlaufmarken 1,27 und dann 1,20 genannt. Die Unterstützung bei 1,27 wurde gestern wie Butter durchschnitten, das nächste Kursziel bleibt damit 1,20.

Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Auf Seite 5: Die nächste Zielmarke bei USD/JPY

Ganz anders die Situation bei USD/JPY: Denn hier hatte ich Ihnen ja einen Call-Einstieg empfohlen. Und auch das sieht ausgesprochen gut aus. Wer hier dabei ist, sollte beachten, dass der Kurs bei 1,10 jetzt auf einen allerdings recht "alten" Widerstand trifft. Und seine Stopps so platzieren, dass aus einem Plus kein Minus mehr werden kann. Meistert der Kurs diese Hürde, stellt sich die nächste Zielmarke auf 1,15.

Für den DAX verlief weder das Gesamtjahr noch das gestern zu Ende gegangene Quartal positiv. Und die Chance, dass der neue Monat den Richtungspfeil "so richtig" nach unten dreht, halte ich für ausgesprochen hoch. Wer sich partout dagegen sträubt, davon zu profitieren, für den bieten Edelmetalle und Währungen ja wie gezeigt hochprofitable Perspektiven.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.