An der Aktie von Facebook Inc. (WKN: A1JWVX, 60,801 Euro, 74,88 Dollar) scheiden sich die Geister. Das war schon beim Börsengang im Mai 2012 so und daran hat sich bis heute nichts geändert. Während die Optimisten kaum Grenzen für das weitere Wachstum des sozialen Netzwerkes sehen, warnen die Pessimisten davor, dass der Emporkömmling in der Gunst der Nutzer genauso schnell wieder abstürzen könnte wie er zuvor aufgestiegen ist.
Immer wieder Kritik geübt wird auch an der Bewertung des 2004 gegründeten US-Unternehmens, das mit monatlich rund 1,35 Milliarden Usern weltweit zu mit Abstand größten sozialen Netzwerk aufgestiegen ist. Derzeit beträgt der Börsenwert knapp 209 Milliarden Dollar, was erheblich über dem im Vorjahr erzielten Umsatz von 7,87 Milliarden Dollar liegt. Auch das KGV ist selbst auf Basis des für dieses Jahr erwarteten Gewinns je Aktie von 1,69 Dollar mit 44,3 stattlich.
Das sind Relationen, die keine Fehler erlauben und die immer wieder die Frage aufwerfen, ob hier keine große Blase entstanden ist. Bewertungsbedenken spielten bereits eine Rolle, als der Aktienkurs gleich nach dem Börsengang zunächst deutlich absackte. Im Tief von 17,73 Dollar hatte sich der Titel damals verglichen mit dem Emissionskurs von 38 Dollar mehr als halbiert. Doch von diesem Fehlstart hat sich der Wert anschließend erholt und bei einem am 28. Oktober markierten Schluss-Rekordhoch von 80,77 Dollar hat sich die Notiz fast verviereinhalbfacht. Die Bullen haben demnach bisher letztlich die Oberhand behalten.
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Investitionspläne verschrecken die kurzfristig agierenden Spekulanten
Geschlagen geben sich die Bären deswegen aber natürlich noch lange nicht. Inzwischen wittern sie sogar schon wieder etwas Rückenwind. Denn trotz des erwähnten Rekordhochs hat sich der Kurs in den vergangenen gut vier Monaten wenig bewegt. Gegenüber dem bereits im März bei gut 72 Dollar markierten Zwischenhoch hat sich bei den derzeit gültigen 74,88 Dollar nicht allzu viel getan. Die Notiz hinkt in dieser Zeit sogar leicht hinter dem Nasdaq 100 Index hinterher, wobei der Titel den Index seit dem Börsengang aber nach wie vor deutlich hinter sich gelassen hat.
An Schwung verloren hat die Aktie zuletzt auch deshalb, weil nach der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen eine gewisse Ernüchterung einsetzte. Dies ist auf die Ankündigung von Facebook zurückzuführen, im kommenden Jahr im größeren Stil investieren zu wollen. Geplant sind Ausgabensteigerungen von 55 bis 75 Prozent werde, die nicht zuletzt für die Einstellung von mehr Mitarbeitern und neuen Werbetechnologien sowie zur Vergrößerung des Messaging-Dienstes Whatsapp und des Gerätemachers Oculus VR verwendet werden sollen. Gehen die damit verbundenen Pläne auf, kann sich das langfristig sehr bezahlt machen. Doch manche Börsianer denken bekanntlich sehr kurzfristig und werden schnell ungeduldig, wenn sie länger als bis zu den nächsten Quartalszahlen auf konkrete Fortschritte warten müssen.
Diese Haltung wirkte zuletzt bei Facebook zusätzlich auch deshalb als Kursbremse, weil die Verantwortlichen für das laufende Quartal nur ein Umsatzwachstum von 40 bis 47 Prozent in Aussicht stellen. Das wäre gleichbedeutend mit der langsamsten Wachstumsrate seit dem ersten Quartal 2012 und auch verglichen mit dem im vierten Quartal des Vorjahres erwirtschafteten Zuwachses von 63 Prozent wäre das ein Rückschritt. Nichts zu meckern gab es dagegen an den konkreten Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal. Der Nettogewinn erhöhte sich da von 425 Millionen auf 806 Millionen Dollar und mit einem bereinigten Ergebnis je Aktie von 42 Cent je Aktie wurde die Konsensschätzung der Analysten um zwei Cent übertroffen. Der Umsatz kam gleichzeitig um fast 60 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar voran, was ebenfalls über den Analystenprognosen von 3,12 Milliarden Dollar lag.
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Mit WhatsApp und Instagram schlagkräftig aufgestellt
Trotz starker Zahlen wie diesen werden von Skeptikern immer wieder Zweifel hinsichtlich der weiteren Wachstumsaussichten geäußert. Wasser auf die Mühlen der Pessimisten sind dabei Meldungen wie jene, wonach das Online-Netzwerk deutlich sinkt in der Gunst von Jugendlichen. Einer aktuellen Umfrage zufolge ist die Nutzung von Online-Communitys, die im Wesentlichen aus Facebook besteht, unter den 12- bis 19-Jährigen in Deutschland von 87 Prozent im Jahr 2012 und 83 Prozent im Vorjahr auf 73 Prozent gesunken. Besonders deutlich ist der Rückgang dabei bei den jüngeren 12- bis 13-Jährigen. Von ihnen nutzt nur noch ein Drittel (34 Prozent) regelmäßig Online-Netzwerke. Vor einem Jahr waren es noch mehr als die Hälfte (54 Prozent). Sie tummeln sich inzwischen stattdessen zumeist beim Chat-Dienst WhatsApp. 94 Prozent der Jugendlichen mit Smartphones haben WhatsApp auf ihren Handys installiert, im Durchschnitt schauen sie 26 Mal am Tag auf die App.
Deswegen müssen bei Facebook wegen diesem Umfrageergebnis auch nicht die Alarmglocken klingeln. Denn bekanntlich haben die Kalifornier in diesem Jahr diesen Messenger-Dienst, der weltweit von etwa 600 Millionen Menschen genutzt wird, für stattliche knapp 22 Milliarden Dollar übernommen. Die Facebook-müden Jugendlichen wandern somit nicht zur Konkurrenz ab, sondern wechseln konzernintern nur den Anbieter. Nicht vergessen werden sollte zudem auch, dass auf der Liste der beliebtesten Smartphone-Apps mit dem Foto-App Instagram auf dem dritten Platz ein Anbieter rangiert, der ebenfalls zu Facebook gehört.
Die beiden Aufsteiger WhatsApp und Instagram sollen ihre Nutzerzahlen zunächst auf mindestens eine Milliarde ausbauen, denn erst ab dieser Zahl lohnt sich das Geld verdienen laut CEO und Gründer Marc Zuckerberg so richtig. Angelockt werden die Mitglieder dabei zunächst mit einer kostenlosen Mitgliedschaft. Bei Facebook etwa können über die Plattform Informationen, Bilder, Videos sowie Emails und Chats mit befreundeten Mitgliedern ausgetauscht werden. Die Bezahlung erfolgt dabei zunächst nur über die Registrierung und die Nutzung. Denn Facebook wertet diese Daten aus und vermarktet sie und bekommt außerdem Geld für geschaltete Werbung. Laut Daten der Marktforscher von eMarketer dürfte Facebook am Jahresende einen Anteil von 20 Prozent des 36 Milliarden Dollar schweren globalen mobilen Werbemarktes kontrollieren.
Als Partner ist Facebook dabei auch deshalb gefragt, weil sich bei steigender Tendenz zuletzt 64 Prozent der Nutzer täglich einloggten, was den Werbewert dieser aktiven Kunden erhöht. Auch zieht es die Werbetreibenden verstärkt zu Facebook, weil sie die auf Smartphones abgewanderten Zielgruppen erreichen. Bei der Credit Suisse sind die Analysten jedenfalls überzeugt davon, dass es dem Unternehmen gelingen wird, im wachsenden Online-Werbemarkt beständig Marktanteilsgewinne zu verbuchen.
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Online-Werbemarkt hat noch viel unerschlossenes Potenzial
Nicht vergessen werden darf auch, dass die Werbung auf solchen Online-Plattformen noch immer eher in den Kinderschuhen stecken dürfte und auch mit der Online-Video-Werbung soll es den internen Planungen zufolge erst noch so richtig losgehen. In den nächsten Jahren darf außerdem mit der Einführung immer neuen Methoden gerechnet werden, durch das sich mit dem bestehenden Geschäftsmodell Geld verdienen lässt. Viel versprechend scheint dabei die Idee zu sein, neue E-Commerce-Angebote in die Dienste zu integrieren.
Weiter expandieren könnte Facebook auch mit einer ab 2015 geplanten Version eines Netzwerkes für Geschäftskunden. Mit einem eigenen Karriere-Netzwerk erfolgreich gegen Konkurrenten wie LinkedIn, dem mit 300 Millionen größte Online-Berufsnetzwerk anzutreten, ist der Gesellschaft durchaus zuzutrauen. Viel Luft nach oben ergibt sich ansonsten auch losgelöst von solchen neuen Projekten alleine schon beim Blick auf regionale Einnahmen. Den letzten Angaben zufolge sind die Umsätze pro Nutzer in den USA und Kanada im dritten Quartal um 15 Prozent auf 7,39 Dollar gestiegen. Weltweit beträgt der Schnitt dagegen erst 2,40 Dollar, was für viel Nachholpotenzial spricht, wobei aber auch in Nordamerika das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein dürfte. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch zu wissen, dass Facebook den Anteil der mobilen Werbeetats derzeit auf nur elf Prozent schätzt, was noch deutlich ausbaufähig erscheint.
Neben den vielen Chancen wird sich Facebook in den kommenden Jahren natürlich auch vielen Risiken ausgesetzt sehen. Dazu zählen das Auftauchen ganz neuer Techniken oder noch schlagkräftigere Konkurrenten ebenso wie ein Konjunkturabschwung, der weniger Werbung bedeuten würde. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Gefahren eines Hacker-Angriffes, bei dem sensible Kundendaten im großen Stil gestohlen werden könnten. Außerdem wird natürlich die optisch hohe Bewertung dann zu einem Problem, falls sich der Gesamtmarkt von einem Bullen- in einen Bärenmarkt verwandeln sollte. Das sollte aber erst im Vorfeld einer neuen Rezession passieren.
Solange sich diese nicht abzeichnet, hat die Facebook-Aktie die Chance auf weitere Rekorde. Das sieht man auch bei der Credit Suisse so. Das Kursziel basierend auf einem hausintern entwickelten abgezinsten Cash-Flow-Modell wird auf 85 Dollar beziffert und alle Analysten zusammen halten im Schnitt sogar einen Kursanstieg bis auf 87,38 Dollar für möglich.
Mit Blick auf die vielerorts als hoch empfundene Bewertung wird beschwichtigend auf das ebenfalls hohe Gewinnwachstum erinnert. Laut Credit Suisse ist von 2013 bis 2018 die durchschnittliche Steigerungsrate beim Gewinn je Aktie auf 39 Prozent zu taxieren. Die Bewertung würde sich dadurch im Branchenvergleich stark relativieren.