Wer wissen will, wie es dem deutschen Aktienmarkt geht, schaut auf den DAX. Über den Zustand des US-Markts gibt der Dow Jones Index Auskunft. Und vom Auf und Ab europäischer Aktien kündet der Euro Stoxx 50.

Die drei Börsenindizes zählen zu den bekanntesten hierzulande. Doch es gibt mehr - sehr viel mehr. Nahezu drei Millionen Kursbarometer sind weltweit verfügbar, wie die Index Industry Association, der Weltverband der wichtigsten Indexanbieter, kürzlich in ihrer jährlichen Umfrage ermittelte.

Vom Prinzip her sind sie alle gleich: Sie enthalten eine Reihe von Titeln - meist Aktien, festverzinsliche Wertpapiere oder Rohstoffe - und geben im Regelfall deren Wertentwicklung wieder. Die Zahl ihrer Positionen ist jedoch extrem unterschiedlich. Manche verfolgen nur wenige Werte, zum Beispiel der DAX mit lediglich 30 Aktien, andere eine riesige Zahl. Der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index etwa, einer der wichtigsten Gradmesser für die Entwicklung von Anleihen weltweit, umfasst über 20.000 Titel.

Auch ihre Relevanz unterscheidet sich stark. Bedeutende Indizes sind Richtschnur für Millionen von Anlegern. So folgen dem S & P 500, dem wichtigsten US-Aktienindex, nach Schätzungen des Anbieters weltweit ETFs und andere passive Produkte im Gesamtwert von 3,2 Billionen Euro. Nimmt man jene Produkte hinzu, die den S & P 500 als Messlatte nutzen, erhöht sich die Summe des verwalteten Vermögens auf mehr als 8,2 Billionen Euro.

Das Gros der Kursbarometer ist indes nur für einen eng begrenzten Personenkreis wichtig. So lassen sich institutionelle Investoren maßgeschneiderte Indizes berechnen, um ihre Leistung im Gleichklang mit ihren Anlagerichtlinien zu messen. Auch Kursbarometer, die tief in die Verästelungen diverser Wirtschaftszweige hinabreichen, sind nur für wenige Anleger relevant. Lediglich ein kleiner Teil der drei Millionen Indizes wird für Investmentprodukte verwendet, die von jedermann erworben werden können.

Konzentrierte Marktmacht


Die meisten Indizes stammen aus der Feder einiger weniger Unternehmen. Diese stellen ihre Inhalte zusammen, entwerfen Regeln für die Aufnahme und das Ausscheiden einzelner Titel und berechnen ihre Entwicklung. Zu den größten Anbietern zählen MSCI, Stoxx, S & P Dow Jones, FTSE Russell und Bloomberg. Bekannte Indizes aus diesen Häusern sind etwa der MSCI World für globale Aktien oder der Stoxx Europe 600, eines der breitesten Kursbarometer für europäische Aktien. Auch der deutsche Leitindex DAX wird von Stoxx berechnet.

Einheitliche Zahlen der Anbieter zur Anzahl ihrer Indizes gibt es nicht. Einige Unternehmen bleiben vage, zudem unterscheiden sich die Definitionen, wann eine Kurskalkulation als eigenständiger Index gilt und wann nicht. So berechnet MSCI nach eigenen Angaben rund 223.000 Indizes, S & P Dow Jones mehr als eine Million. Über 10.000 Indizes gehören zu den unter einem Dach vereinten Marken Stoxx und DAX.

Sobald eine Investmentgesellschaft einen Index für ein Anlageprodukt nutzen will, werden Gebühren fällig. Gerade der Siegeszug der ETFs, die passiv einem Kursbarometer folgen, hat den Indexanbietern ein lukratives Geschäft beschert. Meist erhalten diese einen festgelegten Anteil der jährlichen Gebühren eines ETFs, die sich ihrerseits nach dem verwalteten Vermögen des Produkts richten.

Über die genaue Höhe der Lizenzgebühren geben weder die Indexanbieter noch die ETF-Gesellschaften im Detail Auskunft. Üblich sind einige Basispunkte, die im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich liegen. Der Anbieter MSCI verlangt zum Beispiel durchschnittlich knapp 0,03 Prozent für die Nutzung seiner Indizes. Für gängige Kursbarometer sind 0,05 Prozent möglich. Bei günstigen ETFs auf oft genutzte Gradmesser wie DAX oder S & P 500, die selbst nur wenige Basispunkte pro Jahr verlangen, wandert folglich ein signifikanter Teil der Jahresgebühren an die Indexanbieter.

Neue Konkurrenz


Aufstrebende Akteure wie das Unternehmen Solactive versuchen, mit anderen Preismodellen gegen die etablierten Anbieter anzugehen. Solactive berechnet Fixgebühren von zumeist wenigen Zehntausend Euro für die Nutzung seiner Indizes. Ist das Volumen eines Anlageprodukts nicht nur marginal, kann es sich für Investmentgesellschaften schnell lohnen, feste Gebührensätze zu zahlen, anstatt einen Anteil vom verwalteten Vermögen zu entrichten.

Die meisten der drei Millionen Indizes bilden die Wertentwicklung von Aktien ab. Geschätzt drei Viertel gehören zu dieser Anlageklasse. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren allerdings zurückgegangen. Gewachsen ist hingegen die Gruppe der Rentenindizes, die im Vergleich zum Vorjahr um gut sieben Prozent zulegte. Vor allem für Anleihen aus der Region Europa, Naher Osten und Afrika gibt es ein größeres Angebot.

Die stärkste Dynamik zeigt sich jedoch im Bereich Nachhaltigkeit. Die Zahl der Aktien- und Rentenindizes, die ökologische, soziale und unternehmerische Belange bei der Titelauswahl berücksichtigen, hat sich in den vergangenen zwei Jahren fast verdoppelt.

Beide Trends gehen Hand in Hand mit der Entwicklung des Bedarfs auf dem ETF-Markt. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Renten- und Nachhaltigkeits-ETFs in besonderem Maß gestiegen.

Investor-Info

ETFs als Depotbasis
Sinnvoll gestreut


Von den drei Millionen Börsenindizes weltweit sind einige Hundert für Privatanleger nutzbar. Empfehlenswert sind Produkte, die breiten Kursbarometern folgen. Denn eine hohe Diversifikation senkt das Risiko. Ein Allrounder für globale Aktien ist der Vanguard FTSE All-World ETF (ISIN: IE 00B K5B QT8 0). Er folgt einem Index, der rund 3000 Titel aus Industrie- und Schwellenländern umfasst. US-Firmen machen etwa die Hälfte aus. Um Aktien aus Europa ins Depot zu holen, eignet sich der Lyxor Core Stoxx Europe 600 ETF (ISIN: LU 090 850 075 3). Er enthält 600 Bluechips, vor allem aus Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Ein diversifiziertes Renten-Investment ermöglicht der iShares Core Global Aggregate Bond ETF (ISIN: IE 00B 3F8 140 9). Er bildet die Wertentwicklung von mehreren Tausend Staats- und Unternehmensanleihen verlässlicher Schuldner weltweit ab.