Laut Berechnungen von US-Professor Hendrik Bessembinder war SAP in den vergangenen Jahrzehnten der Top-Wertschöpfer am deutschen Aktienmarkt. Warum das so ist, zeigt auch ein Blick auf den nachfolgenden Chart. Denn der ist bei der Walldorfer-Software-Schmiede durch einen langfristigen Aufwärtstrend geprägt.
Das Chartbild spricht dafür, dass die Geschäfte in den vergangenen Jahren so gut gelaufen sind, dass die Anleger an diesem DAX-Wert immer wieder neu Gefallen gefunden haben. Seit Mitte 2019 steckt der Wert zwar letztlich in einem Seitwärtstrend. Aber als Weltmarktführer im Bereich betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware für Unternehmen ist SAP gut aufgestellt und Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass im Jahr 2024 ein Gewinn je Aktie von 6,60 Euro herausspringt. Damit wäre der Titel im Branchenvergleich vernünftig bewertet und es bestünde Luft für eine Wiederaufnahme des übergeordneten Aufwärtstrends.
Allerdings kommt es heutzutage beim Investieren zum Glück nicht mehr nur ausschließlich auf die nackten Ergebnisse an, sondern immer mehr Anleger legen Anleger auch Wert auf Nachhaltigkeit beim Geschäfte machen. Um die Leistungen in dieser Hinsicht zu messen, gibt es die so genannten ESG-Kriterien, worunter man die Berücksichtigung der Bereiche Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) versteht.
Starkes Abschneiden beim MSCI-ESG-Rating
SAP-Aktionäre müssen sich jedoch keine Sorgen machen, dass ihr Unternehmen wegen diesen an Bedeutung gewinnenden Einflusskriterien an der Börse demnächst in Ungnade fällt. Weitere Verbesserungsmöglichkeiten gibt es in Sachen Nachhaltigkeit zwar bestimmt auch bei SAP noch immer, der Konzern bemüht sich aber ernsthaft und steht in dieser Hinsicht relativ gut da.
Das bestätigt beispielsweise das erzielte Ergebnis beim ESG-Rating von MSCI. Denn der US-Finanzdienstleister hat SAP mit der Bestnote AAA eingestuft und spricht von einem Führer unter den 152 Unternehmen in der beurteilten Software- und Dienstleistungsbranche. Dazu muss man wissen, dass von den MSCI ACWI Software & Services Index-Mitgliedern nur drei Prozent eine AAA-Note innehaben.
Bestnote beim MSCI ESG Rating
Verteilung der ESG Ratings MSCI ACWI Software & Services Index
Im Branchenvergleich hat MSCI die Gesellschaft in keinem Bereich als Nachzügler eingestuft. Als durchschnittlich bezeichnet man SAP beim Unternehmensverhalten und den Kohlenstoffemissionen. Von einer führenden Stellung spricht man dafür bei der Unternehmensführung, der Entwicklung des Humankapitals, dem Datenschutz und Datensicherheit sowie bei den Chancen im Bereich der sauberen Technologien.
Vernachlässigbare ESG-Risiken
Was die ESG-Risiken angeht, kommt der Nachhaltigkeits-Dienstleister Sustainalytics zu dem Schluss, dass diese mit einer ESG Risk Rating-Note von 9,7 zu vernachlässigen sind, was der niedrigsten Risikokategorie entspricht. Insgesamt rangiert man innerhalb der Industriegruppe auf Platz vier unter 957 Unternehmen. Und im weltweit von Sustainalytics beobachteten Gesamtuniversum reicht es immerhin zu Rang 128 unter 14.639 Gesellschaften.
Mit Rang 84 hat SAP übrigens auch eine Stellung im Global 100 Index 2021 von Corporate Knights Inc. Inne. Enthalten sind darin die nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens 100 nachhaltigsten Unternehmen der Welt. Basierend auf deren ESG-Leistungen. Darüber hinaus erhielt SAP die Bestnote A in der jährlichen CDP-Klimawandel-Bewertung, mit der die Anstrengungen eines Unternehmens zur Bekämpfung des Klimawandels gewürdigt werden.
Ausschlaggebend für die Aufnahme in den Global 100 Index war die Green-Cloud-Strategie der SAP, die es einer stetig wachsenden Zahl von Kunden ermöglicht, klimaneutrale IT-Services zu beziehen. Der Index basiert auf der Analyse von 24 Leistungsindikatoren aus den Bereichen Ressourcenmanagement, Mitarbeitermanagement, Finanzmanagement, sauberer Umsatz, saubere Investitionen und Lieferantenleistung.
Nachhaltigkeit fest in der Firmenstrategie verankert
Der SAP-Vorstand selbst bezeichnet die verfolgte Nachhaltigkeitsagenda als ein zentrales Element des Unternehmensziels, die fest in der Strategie verankert ist. Wie es heißt, möchte man positive Veränderungen in Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft bewirken. Dies sind den Angaben zufolge mit den eigene Geschäftsaktivitäten auf zwei Wegen zu erreichen. Erstens indem man bei den Kunden die Voraussetzungen für Nachhaltigkeit schafft und indem man zweitens Nachhaltigkeit selbst vorlebt.
Die Analysten bei Raiffeisen Research bringt alles das dazu, SAP bei der Nachhaltigkeit positiv zu beurteilen. Zur Begründung verweist man unter anderem darauf, dass SAP zum 14. Mal in Folge die Führungsposition im "Dow Jones Sustainability Index" unter allen Software-Unternehmen errungen hat. In der Gesamtbewertung erreichte SAP demnach 74 von 100 Punkten (2019: 69), fünf Punkte mehr als das zweitplatzierte Unternehmen. Der Konzern verbesserte zudem seinen Perzentilwert in 15 der 20 Kategorien im Vergleich zu 2019, darunter "Informationssicherheit/Cybersecurity & Systemverfügbarkeit", "Talentgewinnung & -bindung" und "Umweltberichterstattung".
Sein ursprüngliches Ziel, bis 2025 "klimaneutral" zu werden, will SAP nunmehr bereits 2023 schaffen. 100 % des benötigten Stroms stammen bereits aus erneuerbaren Energien. In diesem Zusammenhang beschlossen die Verantwortlichen jüngst außerdem, dass der gesamte Fuhrpark bis 2030 elektrifiziert sein soll. Alle Mitarbeiter mit Anspruch auf einen Firmenwagen können ab dem 1. Januar 2025 nur noch Fahrzeuge mit emissionsfreiem Antrieb ordern. Zuvor lautete das Ziel, dass im Fuhrpark bis 2025 jeder dritte Firmenwagen ein Elektroauto sein soll. Die neue Vorgabe ist ein weiterer Beleg dafür, dass SAP noch nachhaltiger werden will. Aus Sicht von SAP ist das die richtige Grundhaltung, um auch beim Aktienkurs wieder nachhaltig in den Vorwärtsgang zu finden.