Jüngstes Beispiel: Der Telekom-Riese AT&T will für mehr als 85 Milliarden Dollar die Time-Warner-Gruppe schlucken, zu der unter anderem der Pay-TV-Sender HBO, der Nachrichtenkanal CNN und das Filmstudio Warner Bros gehören. Solche klassischen Medienunternehmen stehen zunehmend unter Druck. Online-Videotheken wie Netflix und Hulu wachsen rasant. Auch der Online-Handelsgigant Amazon drängt immer stärker in den Medienbereich und offeriert Kunden selbst produzierte Inhalte.

Die neuen Anbieter sorgten für deutlich mehr Wettbewerb, sagt Investor Salvatore Muoio, der an mehrere Medienfirmen beteiligt ist, darunter auch Time Warner. "Die Branche braucht eine Konsolidierung." Gelegenheiten wittern hier Infrastrukturanbieter wie AT&T, Verizon und Comcast, die in den USA im Mobilfunk und im Kabelsektor führend sind. Sie wollen ihr Geschäft, das ebenfalls hart umkämpft ist, auf eine breitere Basis stellen, mehr Umsatz erzielen und Kunden enger binden.

Als am Freitag erste Spekulationen über den Deal von AT&T und Time Warner bekanntwurden, standen an der Börse sofort zahlreiche Firmen im Fokus, die Analysten zufolge ebenfalls Käufer anlocken könnten. Betroffen waren etwa Discovery Communications, AMC Networks und Scripps Networks Interactive, deren Kurse deutlich zulegten.

KARTELLWÄCHTER IN ALARM



Den Startschuss gab 2011 Comcast mit der Übernahme von NBC Universal. Zuletzt schluckte der Kabelanbieter auch das Trickfilmstudio DreamWorks Animation. Comcast will mit den Deals kontrollieren, wie TV-Sendungen und Filme produziert werden und wie diese zum Kunden kommen. Verizon will sich gerade das Kerngeschäft von Yahoo einverleiben, nachdem AOL bereits gekauft wurde. Hintergrund ist, dass der Mobilfunkmarkt in vielen Ländern gesättigt ist und die Wachstumsraten vergangener Tage passé sind. Auch AT&T ist bereits aktiv geworden. So wurden im vergangenen Jahr 48,5 Milliarden Dollar in den Satelliten-TV-Anbieter DirecTV investiert. Zudem gibt es im Video-Streaming-Bereich ein Joint Venture.

Fusionen wie zwischen AT&T und Time Warner werden als vertikale Zusammenschlüsse bezeichnet, da sie unterschiedliche Branchen umfassen. AT&T-Chef Randall Stephenson spricht von einer "perfekten Verbindung von zwei Firmen mit komplementären Stärken". Mit den Inhalten werde AT&T mehr Optionen haben, um Werbekunden anzulocken. Doch in der US-Politik stoßen die Pläne auf Widerstand. Die beiden Präsidentschaftsanwärter Hillary Clinton und Donald Trump äußerten wettbewerbsrechtliche Bedenken. Aus beiden Lagern wurden Warnungen vor einer Konzentration im Medien- und im Telekomgeschäft laut.

Um am Ende grünes Licht für den Deal zu bekommen, wird AT&T womöglich große Zugeständnisse machen müssen. Denn es wird mit einer sehr intensiven Kartellprüfung gerechnet. Comcast musste seinerzeit für den Kauf von NBC Universal 150 Auflagen zustimmen, etwa Abstrichen bei der Beteiligung Hulu und der Zusage, NBC-Programme auch konkurrierenden Streaming-Diensten zugänglich zu machen.

rtr