Charly war der Codename, unter dem Deutschlands erster Discountbroker, die Direkt Anlage Bank (heute DAB Bank), entwickelt wurde. Im Mai 1994 ging sie an den Markt, nur wenige Wochen später folgte Consors, die heutige Consorsbank. Gut 22 Jahre später wird DAB Bank aufhören, als Marke für Privatkunden zu existieren. Denn im November wird die französische Großbank BNP Paribas, der beide Marken inzwischen gehören, das Privatkundengeschäft beider Häuser zusammenführen. Nur das Geschäft mit Vermögensverwaltern läuft unter der Marke DAB Bank weiter.

Am Umzugswochenende vom 12. bis 13. November werden die DAB-Kunden technisch auf die IT-Plattform der Consorsbank "migriert", wie man es im IT-Jargon ausdrückt. Das bedeutet, Kundendaten, Depotinformationen, Steuerdaten und so weiter werden automatisch übertragen. Die bisherigen Girokontennummern und die IBAN bleiben, die Depotnummern ändern sich aber.

Doch es gibt natürlich noch weitere Änderungen im Produkt- und Serviceangebot. Kunden der DAB Bank stehen daher vor der Frage, ob sie mit umziehen sollen - oder sich doch lieber nach einer neuen Heimat umsehen. BÖRSE ONLINE gibt ihnen eine Entscheidungshilfe an die Hand und listet im Folgenden Vor- und Nachteile des Consorsbank-Angebots aus Sicht von DAB-Kunden auf.

Vorteile



Mehr vollrabattierte Fonds

Bei der DAB gab es bislang nur 50 Fonds mit 100 Prozent Rabatt auf den Ausgabeaufschlag, bei der Consorsbank sind es dagegen mehr als 760. Außerdem sinkt die Mindestanlagesumme beim Einzelkauf von Fondsanteilen von 1000 Euro auf künftig einen Fondsanteil.

Breiteres Sparplanangebot

Bei aktiv gemanagten Fonds-, Aktien- und Zertifikatesparplänen ist das Angebot der Consorsbank deutlich breiter, bei ETFs ist es ähnlich groß. Zudem bietet die Consorsbank als eine der wenigen Direktbanken Sparpläne für Vermögenswirksame Leistungen an. Die Mindestordergebühr sinkt auf 25 Euro - bei der DAB Bank waren es 50 Euro - allerdings muss man mindestens vierteljährlich ordern (früher: halbjährlich). Das DAB-Star-Partner-Programm war bereits auf die Consorsbank ausgedehnt worden.

Günstigeres ETF-Sparplanangebot

Für viele Anleger wird es deutlich günstiger, da das Preismodell ohne Mindestgebühr auskommt. Als Faustregel gilt: Aufträge bis 200 Euro werden preiswerter. Außerdem gibt es auch hier Kostenlosaktionen mit ausgewählten ETF-Anbietern.

Mehr Anlageberatung

Bei der Consorsbank wird bereits seit Längerem eine Beratung zu Einzelwerten, aber insbesondere auch eine unabhängige Beratung rein auf Honorarbasis mit entsprechender Bafin-Lizenz angeboten - in dieser Form offeriert das kein anderer der großen Wettbewerber unter den Direktbanken.

CFD-Handel

Der CFD-Handel war für DAB-Kunden zwischenzeitlich ohnehin nur separat über die Consorsbank möglich, künftig gibt es wieder ein voll integriertes Angebot.

Girokonten mit höherem Sicherheitsstandard

Die Consorsbank offeriert Girokontenkunden einen TAN-Generator. Das als besonders sicher geltende Verfahren gab es bei der DAB Bank nicht; Standard war hier das Mobile-TAN-Verfahren.

Tagesgeld

Beide Häuser zahlen derzeit 0,2 Prozent Zinsen auf Tagesgeld, bei der Consorsbank gilt der Satz aber für Einlagen bis 250 000 Euro, bei der DAB Bank nur bis 20 000 Euro.

Sollzinsen

Der Sollzinssatz für den Dispokredit bei der Consorsbank ist bislang zwar um 0,25 Prozentpunkte teurer als bei der DAB Bank, dort zahlen derzeit allerdings Rentner und Freiberufler in den Miesen erheblich mehr. Diese Unterscheidung fällt weg.



Nachteile



Ordern wird teilweise teurer

Börsliche und außerbörsliche Orders gab es bei der DAB Bank bereits ab 7,95 Euro, künftig beträgt die Mindestgebühr 9,95 Euro. Auch die maximale Ordergebühr steigt auf 69 Euro. Somit werden Aufträge im Wert von weniger als 2000 Euro und große Orders ab 22 000 Euro in der neuen Bank kostspieliger.

Aus für DAB-Bestpreismodell

DAX-30-, MDAX- und ausgewählte US-Aktien offeriert die DAB Bank derzeit ab 4,95 Euro im außerbörslichen Handel. Das Angebot wird nicht fortgeführt.

Teurere Telefonorders

Wer Aufträge telefonisch beim Berater platzieren möchte, zahlt künftig 14,95 Euro statt zehn Euro. Aber Phone-Brokerage über den Telefoncomputer ist kostenlos.

Anderer Kartenmix

Bei den Kreditkarten nutzten DAB-Kunden bislang eine Mastercard, mit deren Verfügungen einmal monatlich das Girokonto belastet wurde. Künftig gibt es eine Visacard, deren Verfügungen laufend abgerechnet werden. Wer den Kartenkredit gewohnt war, muss sich umstellen. Gewöhnen müssen sich Kunden auch daran, dass sie nun mit der Visacard Geld am Automaten bekommen - weltweit kostenlos; die bei der DAB Bank bis dato im Inland kostenlosen Abhebungen mit der Girocard fallen weg.

Fazit



Insgesamt sind die DAB-Kunden nach der Zusammenführung eher besser als schlechter gestellt, auch wenn sie sich umgewöhnen müssen. Das breitere Produkt- und Serviceangebot dürfte das aufwiegen. Wer viel im Bereich von weniger als 2000 Euro oder gern außerbörslich DAX-Titel tradet, für den wird es künftig teurer. Wer sich weiter informieren möchte, schaut auf der Website der DAB-Bank in die Fragen-und-Antworten-Sammlung zum Umzug.