Die von Privatanlegern am meisten beobachteten Edelmetalle, Gold und Silber, zeigen sich seit Mitte Dezember in deutlich verbesserter Verfassung. Die Preise sind gestiegen und klopfen inzwischen an wichtigen charttechnischen Widerständen an.

Aus dem Edelmetall-Segment zog ansonsten im Vorjahr vor allem Palladium die Aufmerksamkeit der Märkte auf sich. Denn es übertraf alle wichtigen Rohstoffe mit einem Preisanstieg von 59 Prozent gegenüber dem Jahr 2016. Andere Platingruppenmetalle wie Ruthenium und Rhodium stiegen aber sogar um 400 Prozent bzw. respektive um 123 Prozent.

Die Analysten bei Branchenspezialisten Heraeus haben sich in einer Studie mit der Frage beschäftigt, wie die Preisaussichten für das Segment im laufenden Jahr einzuschätzen sind. Als weltweit mit führender Anbieter von Edelmetallservices und -produkten, schöpft man das Knowhow aus einer umfassenden Mitwirkung beim Edelmetallkreislauf (vom Handel, über Edelmetallprodukte bis hin zum Recycling).

Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie nicht nur, was Heraeus 2018 für die üblicherweise im Fokus stehenden Edelmetalle Gold, Silber, Platin, Palladium erwartet, sondern es werden auch die Märkte für Rhodium, Iridium und Ruthenium beleuchtet.

Auf Seite 2: Gold





Gold



Steigende Realzinsen dämpfen die Aussichten für Gold, prognostiziert Heraus für 2018 zum Gold. Den Preis sehen die Analysten im Jahresverlauf in einer Spanne von 1.175 bis 1.375 Dollar je Feinunze. Dabei dürfte in der ersten Jahreshälfte ein höheres Preisniveau zu sehen sein, gefolgt von tieferen Preisen im zweiten Halbjahr, aufgrund fehlender saisonbedingter Nachfrage sowie einem dann festeren Dollar. Zu bedenken sei auch, dass die Aktienmärkte jüngst neue Rekordstände markierten und der spektakuläre Zuwachs der Kryptowährungen spekulative Gelder anziehe, wodurch Gold etwas ins Abseits geraten sein.

Ganz allgemein heißt es, Krisen seien naturgemäß nicht vorhersehbar. Sollten sich die Spannungen in Regionen wie Nordkorea oder dem Nahen Osten jedoch verschärfen, würde Gold weiterhin als sicherer Hafen davon profitieren. Eine geringere Zentralbankliquidität, steigende Anleiherenditen, die abflachende Renditekurve von amerikanischen Staatsanleihen und eine potenzielle Erholung des Dollars deuteten aber allesamt darauf hin, dass das Aufwärtspotenzial des Goldpreises begrenzt sei.

Markterwartungen zufolge werde die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr weiter anheben und auch ihre Bilanz quartalsweise mehr und mehr kürzen, bis im vierten Quartal eine monatliche Verringerung um 50 Milliarden Dollar erreicht sei. Das entspreche einer Bilanzkürzung von insgesamt 420 Milliarden Dollar im laufenden Jahr. Unterdessen verringere die EZB, zumindest bis September, ihre Wertpapierkäufe von 60 auf 30 Milliarden Euro pro Monat. Dadurch fielen die Käufe insgesamt auf ungefähr ein Drittel des Betrags von 2017. Auch die Bank of Japan scheine ihre Wertpapierkäufe leicht nach unten anzupassen, so dass die Zentralbankliquidität eingeschränkt werde.

Die Liquiditätszufuhr der Zentralbanken habe die Anleiherenditen sinken lassen und es sei zu erwarten, dass diese bei einer allmählichen Umkehr dieser Politik wieder ansteigen. Die US-Notenbank sei bei diesem Prozess bereits einen Schritt weiter als die EZB. In der Eurozone seien die Anleiherenditen im historischen Vergleich immer noch ausgesprochen niedrig, weshalb diese auch rascher steigen könnten. Steigende Nominalzinsen bei geringer Inflation bewirkten höhere Realzinsen, was für Gold unvorteilhaft sei.



Die Renditekurve von US-Treasuries werde flacher, da die Zinsen am kurzen Ende steigen, während sie am langen Ende nachgeben. Dies impliziere, dass der Anleihenmarkt weder über eine steigende Inflation besorgt ist, noch eine Beschleunigung der Wachstumsaussichten erwartet. Auch das sei für den Goldpreis ungünstig. 2017 sei der Goldpreis um mehr als zwölf Prozent gestiegen, was sicherlich durch die US-Dollar-Abschwächung begünstigt worden sei.

Kurzfristig spreche das Momentum gegen den Dollar, so dass eine weitere Schwächung wahrscheinlich sei. Allerdings sei die negative Stimmung gegen den Dollar bereits 2017 eingetreten und wirke überzogen. Heraeus erwartet daher die Rückkehr zu einem etwas stärkeren Dollar im zweiten Halbjahr, was das Aufwärtspotenzial von Gold bremsen würde.



Auf Seite 3: Silber





Silber



Eine Belebung des Silberpreises dürfte laut Heraeus von den Investmentzuflüssen abhängig sein. Grundsätzlich sieht man die Preise für Silber innerhalb einer Bandbreite von 15,25 Dollar bis 18,00 Dollar je Feinunze, wobei der Preis sich ähnlich wie der Goldpreis entwickeln dürfte: stark im ersten und rückläufig im zweiten Halbjahr. Auch hier verweist man auf die erwartete Erholung des US-Dollars im Jahresverlauf.

Obwohl die industrielle Nachfrage für 2018 aufgrund des zunehmenden globalen Wachstums etwas besser aussehe, sei dennoch kein signifikanter Anstieg der industriellen Silbernachfrage zu erwarten. Es sei deshalb davon auszugehen, dass Impulse für den Silberpreis in diesem Jahr nur über die Investmentnachfrage kommen können. Damit bleibe Silber jedoch denselben Trends wie Gold ausgesetzt, sprich das Aufwärtspotenzial werde durch die schrumpfende Zentralbankliquidität, steigende Realzinsen und die Möglichkeit einer Erholung des US-Dollars begrenzt sein.

Die Minenproduktion verringerte sich Schätzungen zufolge im Jahr 2017, befinde sich jedoch immer noch nahe am Rekordniveau von 2015, wobei das Gesamtangebot aufgrund des gestiegenen Altsilberangebots etwa gleich geblieben sei. Sollte der Durchschnittpreis für Silber, wie für 2018 erwartet, etwas zurückgehen, dann könnte das Angebot an Altsilber ebenfalls leicht abnehmen. Da aber die Basismetallpreise, wie z. B. Kupfer, 2017 stark angestiegen seien (Silber wird als Nebenprodukt gefördert), sei auch eine Zunahme der Silberminenproduktion möglich, so dass das Gesamtangebot ähnlich hoch bleibe wie im Vorjahr.

2017 stieg die Nachfrage leicht an. Die Industrienachfrage nach Silber stagnierte oder verringerte sich zwar in den letzten Jahren, dürfte 2017 aber zugenommen haben. Mit dem Anziehen der Konjunktur steige normalerweise die Verwendung von Silber in der Elektronikindustrie, in Lötverbindungen und Hartloten; weiterhin konnte die Photovoltaikindustrie kräftig zulegen.

Die Verwendung von Silber in der Photovoltaik war in den vergangenen Jahren der Lichtblick der Industrienachfrage. Das Wachstum in diesem Bereich könne aber nur die stagnierende oder sogar sinkende Nachfrage in anderen Industrieanwendungen ausgleichen. Die Silbernachfrage für Solarzellen werde 2018 voraussichtlich noch steigen. Die Wachstumsdynamik hingegen werde sich verlangsamen, da die jährlichen Installationen schon eine Leistung von fast 100 GW erreichen und pro Zelle immer weniger Silber verwendet werde.

Die physische Investmentnachfrage habe im vergangenen Jahr enttäuscht, da der Bedarf an Barren und Münzen schwach ausgefallen sei. Insbesondere sei das Interesse an Silbermünzen in den USA deutlich hinter den Werten aus 2016 zurückgeblieben. Die globalen ETF-Bestände seien nur um etwas über sechs Millionen Unzen gestiegen. Vermutlich habe Silber gegenüber dem sich stark entwickelnden Aktienmarkt und anderen spekulativen Vermögenswerten an Attraktivität verloren. Obwohl die Bitcoin-Blase vermutlich geplatzt sei, stiegen die Kurse an den Aktienmärkten weiter. Da es in diesem Jahr keine wirklich soliden Preistreiber für Silber gebe, bleibe die physische Investmentnachfrage möglicherweise weiter schwach.



Auf Seite 4: Platin





Platin



Beim Platin geht Heraeus davon aus, dass Angebotskürzungen und eine erhöhte Nachfrage Preise wieder in die Höhe treiben könnten. Die Hauptrisiken für die Platinnachfrage lägen jedoch darin, dass der Schmuckabsatz in China und Indien die Erwartungen nicht erfüllen könnte und der Umsatzrückgang an Diesel-PKW in Westeuropa höher ausfallen könnte als erwartet. Produktionskürzungen könnten den Preisverfall aufhalten, aber die verbesserte Nachfrage dürfte nicht für einen deutlicheren Preiszuwachs ausreichen. Der Platinpreis könnte daher in einer Bandbreite zwischen 860 Dollar und 1.050 Dollar je Feinunze handeln.

Angesichts guter Fundamentaldaten werde der Platinmarkt in 2018 ein Angebotsdefizit aufweisen. Das Gesamtangebot werde sich dieses Jahr voraussichtlich moderat rückläufig entwickeln, da das Wachstum im Recyclingbereich die Produktionskürzungen in Südafrika nicht ausgleichen könne. Die Nachfrage nach Platin sollte sich erhöhen, da die Industrienachfrage 2017 wieder an Boden gutmachen könne und der Bedarf der Schmuckindustrie leicht steigen dürfte, während der Platineinsatz in der Autoindustrie den Prognosen zufolge nur leicht sinken werde.

Abgaskatalysatoren seien trotz des Umsatzrückgangs beim Verkauf von Diesel-PKWs immer noch das größte Anwendungsfeld für Platin. Obwohl der Gesamtumsatz an PKW ein Zehnjahreshoch erreicht habe, sei der Rückgang der Verkaufszahlen für Diesel-PKW in Westeuropa ausschlaggebend dafür gewesen, dass sich die Platinnachfrage insgesamt verringert habe. Die geringere Nachfrage nach Diesel-PKWs in Westeuropa werde sich 2018 aller Vorrausicht nach fortsetzen, auch wenn der Umsatzrückgang weniger stark ausfallen sollte. Der Ausfall könne jedoch größtenteils durch die zunehmende weltweite Produktion von leichten und schweren Nutzfahrzeugen kompensiert werden, so dass insgesamt die globale Nachfrage aus der Automobilbranche nur geringfügig zurückgehen werde.

Die Schmuckindustrie bilde das zweitgrößte Anwendungsfeld für Platin und die Aussichten für die Nachfrage nach Schmuck sind 2018 im Wesentlichen positiv. Nach einem guten letzten Jahr in puncto Schmucknachfrage in den Industrieländern dürften die Verbraucherausgaben dieses Jahr, aufgrund der fortgesetzten positiven wirtschaftlichen Entwicklung, konstant bleiben, so dass der Schmuckabsatz steigen werde. China sei nach wie vor der größte Markt für Platinschmuck und es sei zu erwarten, dass sich die Nachfrage nach mehreren Jahren rückläufiger Umsätze in diesem Jahr stabilisieren werde. Auch Indien sei ein entscheidender Markt mit einem starken, wenn auch von einem relativ niedrigen Niveau ausgehenden, Wachstum, welches wesentlichen Anteil am weltweiten Anstieg der Nachfrage nach Platinschmuck habe.

Die industrielle Nachfrage dürfte sich in 2018 wieder erholen, da die Verwendung in den Sektoren Glas, Erdöl und Chemie nach einem Rückgang der Investitionen in 2017 wieder zunehmen werde. Die Schließung von Ölraffinerien in Japan im vergangenen Jahr hätten den Nettobedarf für Platin temporär reduziert, eine Erholung der Nachfrage sei daher für 2018 zu erwarten.

Die Platinförderung dürfte 2018 um ein Prozent sinken, da die südafrikanische Produktion den Prognosen zufolge um zwei Prozent schrumpft. Der geringe Produktionsanstieg in Simbabwe und Nordamerika könne nicht viel mehr als den Angebotsrückgang in Russland und anderen Ländern ausgleichen. Recyclingvolumina nähmen in diesem Jahr voraussichtlich leicht zu, da die Menge des aus den Autokatalysatoren zurückgewonnenen Platins aufgrund der höheren Anzahl verschrotteter Automobile weiterhin wachs, während sich das Recycling von Altschmuck kaum ändern sollte.

Der Chart über den Kostenverlauf der südafrikanischen Platinproduzenten zeigt den durchschnittlichen Platinpreis von 2017 in Rand (rote Linie), der im Verhältnis zu den Produktionskosten der einzelnen südafrikanischen Minen dargestellt wird (graue Balken). 2017 erzielte der Markt ein Angebotsüberschuss (orangefarbene vertikale Linie), werde jedoch 2018 in ein Defizit (grüne vertikale Linie) rutschen. Der Platinpreis lag 2017 für viele Minen unter den Produktionskosten. Dieser finanzielle Druck auf die Unternehmen führte zur Schließung einiger unrentabler Minen bzw. Schächte.



Die ganzen Auswirkungen der Schließungen würden sich erst 2018 zeigen, wenn der Platinmarkt Prognosen zufolge ein leichtes Defizit aufweisen werde. Die blaue horizontale Linie im Diagramm zeigt die in Rand umgerechneten Höchst- und Tiefstpreise der für Platin prognostizierten Bandbreite 2018. Der Kurs des Rand dürfte 2018 voraussichtlich abwerten, aber sogar mit einem schwächeren Rand und einem höheren Platinpreis liege der Preis möglicherweise weiterhin unter dem oberen Ende der Kostenkurve. In diesem Fall würden weitere Minen in Gefahr geraten geschlossen zu werden, so dass sich das Angebot weiter reduzieren würde



Auf Seite 5: Palladium





Palladium



Mit Blick auf den Palladiummarkt heißt es, die Marktlage sei angespannt, denn am Markt herrsche seit einigen Jahren ein Angebotsdefizit und es sei nicht zu erwarten, dass sich die Lage in 2018 entspannen werde. Bei einem prognostizierten Defizit von einer Million Unzen (ca. 31 t) würden vorhandene Vorräte weiter sinken, um den Bedarf der Endverbraucher decken zu können.

Die Marktlage sein insbesondere seit Juni 2017 angespannt, als eine Knappheit an Palladiumbarren zu einem sprunghaften Anstieg der Leihezinsen auf weit über zehn Prozent (von rund drei Prozent im Vormonat) führte und der Preis auf rund 900 Dollar je Feinunze explodiert sei. Danach hätten die Leihezinsen zwar wieder etwas nachgegeben, wären im restlichen Jahresverlauf aber auf einem hohen Niveau verharrt. Im Oktober 2017 habe der Preis zum ersten Mal seit 2001 die Marke von 1.000 Dollar je Feinunze durchbrochen.

Leihezinsen befänden sich nach wie vor auf hohem Niveau und der Terminmarkt befinde sich in einer "Backwardation", was auf die angespannte Lage am Markt für Palladiumbarren hindeute. Diese Anspannung könnte weiter anhalten, da die Mehrheit der Anbieter das Metall in Schwammform bereitstelle, da diese Form von Endverbrauchern für die Produktion bevorzugt werde. Durch die angespannte Marktlage habe der Palladiumpreis Potenzial bis auf 1.170 Dollar je Feinunze zu steigen. Allerdings seien die positiven Nachrichten bei Palladium zum Großteil bereits eingepreist und hätten zum aktuellen Rekordniveau geführt. Jede nicht mehr ganz so positive Nachricht könnte daher bereits Gewinnmitnahmen und einen Preisrückgang zur Folge haben. Angesichts des rapiden Anstiegs sein ein Rückgang auf 1.000 Dollar je Feinunze durchaus denkbar und im Falle, dass sich die Marktlage deutlich entspannt, sei ein Preisniveau rund um 900 Dollar je Feinunze möglich.

Das Palladiumangebot werde sich 2018 voraussichtlich kaum verändern, da ein Rückgang des Minenangebots aus Südafrika durch mehr Recyclingvolumen ausgeglichen werden könne. Mehr Fahrzeuge erreichten das Ende ihrer Nutzungsdauer und der hohe Palladiumpreis dürfte das Sammeln und Recyceln der gebrauchten Autokatalysatoren ankurbeln.

Die Nachfrage nach Palladium werde zunehmend vom Automobilsektor beherrscht, der nahezu 80 Prozent der Gesamtnachfrage ausmache. China, der größte Automobilmarkt, verzeichne nach wie vor ein rasantes Wachstum des Automobilabsatzes. Ein steuerlicher Anreiz für den Kauf von Kleinwagen sei Ende 2017 abgeschafft worden, wodurch einige Käufe vorgezogen worden seien, so dass der Markt mit einem verhaltenen Start der Fahrzeugverkäufe im Jahr 2018 rechne. Dennoch werde für das Gesamtjahr mit einem moderaten Absatzwachstum gerechnet.

In den USA, dem zweitgrößten Automobilmarkt, scheine der PKW-Absatz seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Für 2018 werde ein leichter Rückgang erwartet. Somit dürfte das kräftige Wachstum der Palladiumnachfrage aus dem Automobilsektor der letzten Jahre, Prognosen zufolge, in diesem Jahr deutlich nachlassen. Die Tatsache, dass ein derart hoher Anteil der Nachfrage vom Automobilmarkt abhängt, könnte sich bei einem unter den Erwartungen bleibendem Fahrzeugabsatz negativ auf den Preis auswirken.



Für die industrielle Nachfrage werde in diesem Jahr ein leichter Rückgang prognostiziert, denn Effizienzsteigerungen ließen die Menge des verwendeten Palladiums weiter sinken, während es in anderen Bereichen, bei denen Palladiumanwendungen benötigt werden, gar kein oder nur ein geringfügiges Wachstum gebe. Die Nachfrage nach Palladiumschmuck sei aufgrund des gestiegenen Palladiumpreises in den vergangenen Jahren merklich gefallen, und auch in diesem Jahr werde der hohe Preis die Kauffreude weiter dämpfen.



Auf Seite 6: Rhodium





Rhodium



Das Risiko von Produktionskürzungen könnte 2018 beim Rhodium zu größeren Preisschwankungen führen, so Heraeus. Die Lage am Rhodiummarkt werde 2018 voraussichtlich angespannt bleiben. 2017 sei es zu einem leichten Angebotsüberschuss gekommen, der zum Teil für den Vorratsaufbau verwendet wurde. Im Gegensatz dazu werde 2018 ein Marktgleichgewicht erwartet. Die Leihezinsen seien hoch, was auf ein eher knappes Angebot an physischem Rhodium hindeute und höhere Preise unterstütze. Die in China im vergangenen Jahr aufgebauten Vorräte könnten die Nachfrage aus dieser Region jedoch drücken, davon ausgehend erwartet man eine Handelsspanne in einer Bandbreite von 1.400 Dollar bis 2.100 Dollar je Feinunze.

Die Nachfrage nach Rhodium werde von der Automobilbranche beherrscht, die Verwendung in Autokatalysatoren mache mehr als 80 Prozent der Gesamtnachfrage aus. In Industrieländern werde für 2018 ein niedrigerer Rhodiumverbrauch im Automobilsektor erwartet, da in einigen Ländern mit geringeren Absätzen gerechnet werde, während China und andere Schwellenländer einen höheren Bedarf verzeichnen dürften. Die chinesische Abgasnorm (China 5) werde in diesem Jahr auf das ganze Land ausgeweitet, was zu höheren Metallbeladungen bei Autokatalysatoren und einer steigenden Nachfrage nach Rhodium führen werde. Insgesamt werde jedoch davon ausgegangen, dass die Automobilnachfrage 2018 weltweit voraussichtlich leicht zurückgehen wird. Die Abhängigkeit vom Automobilsektor könnte sich, was den Preis angeht, als Schwachstelle erweisen, weil enttäuschende Fahrzeugabsätze die Nachfrage belasten würden.

Der industrielle Verbrauch von Rhodium außerhalb der Autoindustrie werde 2018 vermutlich steigen, weil für die Glasherstellung mehr Metall benötigt wird und auch der Verbrauch in der Chemiebranche leicht anziehen dürfte. Das Rhodiumangebot aus der Minenproduktion komme in erster Linie aus Südafrika und da Rhodium bei der Förderung von Platin anfalle, würden die Produktionskürzungen, die 2017 erfolgten, dieses Jahr zu einem Rückgang der Rhodiummengen führen.

In anderen Regionen, die Rhodium in der Primärgewinnung erzeugen, wie Nordamerika, Russland und Simbabwe, werde 2018 mit einer unveränderten Produktion gerechnet. Ein Risiko für einen stärkeren Preisanstieg bestehe in weiteren Produktionskürzungen von unprofitablen Platinminen in Südafrika, die sich wiederum auf die Rhodiumproduktion auswirken würden. Die PKWs, die Mitte der 2000er Jahre in den Markt gebracht wurden, als die Rhodiumbeladungen relativ hoch waren, erreichten das Ende ihrer Nutzungsdauer, so dass in diesem Jahr voraussichtlich mehr Rhodium aus verbrauchten Katalysatoren zurückgewonnen werde.



Auf Seite 7: Ruthenium





Ruthenium



Beim Ruthiumpreis geht Heraeus davon aus, dass eine robuste Nachfrage stützen wirken wird. Die steigende Nachfrage und Verwendung auf einem der Hauptmärkte werde die Preisentwicklung 2018 unterstützen, so das Urteil. Ruthenium dürfte sich demzufolge in einer Preisspanne zwischen 165 und 275 Dollar je Feinunze bewegen.

Im ersten Quartal 2017 hätten sich die Rutheniumpreise kaum veränderten; das habe sich aber geändert als im April ein Anstieg um über 60 Prozent erfolgte. Die Preisrally sei vermutlich durch die Ankündigung einer südkoreanischen Universität über einen Ruthenium-Katalysator ausgelöst worden, der Wasser in Wasserstoff spalten kann und dessen Wirkung fast ebenso gut ist, wie bei dem Einsatz des deutlich teureren Platins. Über kommerzielles Interesse an dem Katalysator wurde Ende August 2017 aus den USA berichtet.

Ruthenium habe sich in Katalysatoren für mehrere Brennstoffzellen- und Elektrolyseanwendungen als sehr kosteneffizient und wirksam erwiesen. Die breitere Nutzung erneuerbarer Energie in dieser Art und Weise sei ein wichtiger globaler Trend, der den Rutheniumverbrauch voraussichtlich stützen werde.

Festplatten seien seit langem ein wichtiger Markt für Ruthenium und böten nach wie vor einen überzeugenden Vorteil gegenüber Solid-State-Geräten. Das von Western Digital im Oktober bekannt gegebene MAMR-Verfahren (Microwave-Assisted Magnetic Recording) scheine die wichtige Rolle von Ruthenium in zukünftigen Festplatten mit höherer Speicherdichte zu bestätigen. Im Anschluss an die Ankündigung sei der Preis bis Anfang Dezember von 78 Dollar auf 200 Dollar je Feinunze gestiegen.

Chip-Widerstände, die mittlerweile in Elektronikprodukten allgegenwärtig seien, würden voraussichtlich ein wichtiger Markt für Ruthenium bleiben und den Preis unterstützen. Der Markt für Chip-Widerstände weise eine gewisse Volatilität auf und die aktuellen Engpässe würden wahrscheinlich durch neue Kapazitäten gelöst. Es dürfte anschließend zu einem entsprechenden kurzfristigen Rückgang der Nachfrage kommen. Die zunehmende Nachfrage nach Chip-Widerständen und den entsprechenden Komponenten gehe in erster Linie vom Computermarkt, aber auch vom Automobilmarkt aus, wobei der Komponentengehalt pro Fahrzeug schneller wachse als die Fahrzeugproduktion.



Auf Seite 8: Iridium





Iridium



Bei Iridium setzt Heraeus darauf, dass ein zyklischer Anstieg der Industriekapazität die Nachfrage stützen wird. Der Preis von Iridium sei in der ersten Jahreshälfte 2017 um 45 Prozent von 685 auf 990 Dollar je Feinunze bis Mitte Juli 2017 gestiegen. Das Kapazitätswachstum in einigen der Schlüsselmärkte für Iridium werde die Preise 2018 vermutlich unterstützen. Sie dürften sich in einer Handelsspanne von 850 bis 1.100 Dollar je Feinunze bewegen.

Iridium sei nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Elektrodenbeschichtungen in industriellen Elektrolyseanwendungen, zum Beispiel bei der unvermeidbaren zyklischen globalen Chloralkalielektrolyse. In den letzten vergangenen Jahren seien Betriebsstätten von dem älteren, weniger umweltverträglichen (Diaphragma-)Prozess auf den neueren Iridium haltigen (Membran-) Prozess umgerüstet worden, was den Kapazitätsausbau unterstützt und die Nachfrage nach Iridium ankurbelte habe.

Mehrere alte Fabriken seien gegen Ende 2017 geschlossen worden. Sollten deren Kapazitäten durch den neuen Membranprozess ersetzt werden, könne dies zu zusätzlicher Nachfrage nach Iridium in 2018 führen. Die Bestellungen von Iridium-Tiegeln für die Einkristallzucht (vor allem Lithium tantalat für akustische Oberfl ächenwellenfilter (AOW für Smartphones und ähnliches) seien im ersten Quartal 2017 aufgrund von Bestandsanpassungen bei chinesischen Smartphones zurückgegangen, hätten aber im zweiten Quartal wieder ein Wachstum verzeichnet.

Einige der Hauptproduzenten von Kristallmaterialien planten, die Produktionskapazität für Kristalle 2018 auszubauen, was zu einem moderaten Anstieg der Nachfrage nach Iridium-Tiegeln führen dürfte. Grund dafür sei die wachsende Nachfrage nach AOW-Filtern, die voraussichtlich auch 2018 weiter anziehen werde, weil der AOW-Filter-Gehalt in Telefonen aller Preisklassen steigt.