Irgendwie läuft es für die Siemens-Aktie nicht rund. Da bringt sich das Unternehmen ganz so auf Kurs, wie es Investoren immer gefordert haben: Weg vom riesigen Gemischtwarenladen hin zum fokussierten Industriekonzern. Randgeschäfte werden verkauft, die einzelnen Töchter bekommen mehr Selbstständigkeit, um flexibler und schneller agieren zu können. Und was macht die Aktie? Sie steigt einfach nicht, im Gegenteil: Auf Jahressicht hat sie rund acht Prozent an Wert eingebüßt. "Natürlich sind auch wir mit der Aktienkursentwicklung im Geschäftsjahr 2018 nicht zufrieden", gab Vorstandschef Joe Kaeser bereits bei der Hauptversammlung Ende Januar zu.
Offenbar zahlt es sich für die Münchner nicht aus, die Töchter abzutrennen: Die Aktie der abgespalteten Medizintechniksparte Siemens Healthineers legte in den vergangenen zwölf Monaten um rund ein Drittel zu, für die Windenergie-Tochter Siemens Gamesa steht immerhin noch ein Plus von acht Prozent zu Buche. Die Schweizer Großbank UBS hat gerade in einer Studie errechnet, dass der Abschlag der Siemens-Aktie zu einem von ihr zusammengestellten Portfolio von Wettbewerbern mittlerweile bei 40 Prozent liegt - und damit so hoch wie selten zuvor.
Aber auch die Analysten der UBS rätseln, warum das so ist. Die miese Entwicklung seit Anfang 2019 erklären sie zumindest teilweise mit Short-Positionen einiger Investoren. Diese hätten die Siemens-Aktie verkauft, um sich gegen die DAX-Entwicklung abzusichern. Immerhin ist Siemens ein Schwergewicht des deutschen Leitindex. Zudem sollen einige Investoren den Erlös genutzt haben, um in aus ihrer Sicht ertragsreichere Industrie-Aktien wie etwa die schwedischen Konzerne SKF oder Sandvik zu investieren.
Ein anderer Erklärungsversuch könnte der Pessimismus der Börsianer hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung sein. Egal ob Kraftwerke oder Infrastruktur, Siemens hängt nicht unwesentlich am Tropf der Konjunktur. Zumal sie ihre Medizintechniktochter los ist, deren Geschäftsmodell kaum von der Konjunktur abhängt.
Für Schnäppchenjäger bietet sich nun eine Einstiegschance. Auch die UBS hält den Abschlag von Siemens nicht für gerechtfertigt. Fundamental betrachtet ist die Aktie nun ziemlich günstig: Das KGV für dieses Jahr liegt bei 14, die Dividendenrendite bei knapp vier Prozent. Und pro Euro Umsatz werden an der Börse gerade mal 0,90 Euro bezahlt. Und sollte die UBS mit ihrer Short-Theorie Recht haben, dann müssen diese Investoren irgendwann auch wieder die Siemens-Aktie zurückkaufen. Das treibt dann den Kurs an.
Empfehlung: Kaufen.