Ist der Zinsgipfel etwa erreicht? Ein Fedwatch-Tool der US-Terminbörse CME signalisiert jetzt jedenfalls eine Zinspause. Das müssen Sie wissen
Die nächste Sitzung der US-Notenbank Fed mit Zinsbeschlüssen ist zwar erst am 20. September. Doch schon zum Ende dieser Woche könnte Fed-Chef Jerome Powell wichtige Hinweise auf den künftigen Zinskurs der Währungshüter geben. Denn ab Donnerstag treffen sich führende Notenbanker im 10000-Seelen-Örtchen Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming zu ihrem alljährlichen dreitägigen Symposium. Kernfrage: Ist der Zinsgipfel schon erreicht, oder legen die Notenbanker im Kampf gegen die Inflation nochmal eine Schippe nach?
Die vergangene Woche veröffentlichten Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung Ende Juli, aber auch einzelne Wortmeldungen von Fed-Bezirksleitern zeigen, dass darüber selbst bei der Fed noch keine Einigkeit herrscht. Die Äußerungen zeigen allerdings, dass die Inflation nach wie vor als Hauptrisiko gesehen wird.
Welche Erwartung der Markt für die nächsten Zinssitzungen der Fed hat, misst unterdessen das Fedwatch-Tool der US-Terminbörse CME (Chicago Mercantile Exchange). Es gibt die Prognosen für Zinsänderungen aufgrund von Futures an – es wertet also die Preisgestaltung von Fed-Futures-Kontrakten aus. Die CME ist die weltgrößte Börse für Warenterminhandel. Und das Tool soll den Händlern dabei helfen, die Wahrscheinlichkeiten von Zinsänderungen der Fed zu quantifizieren. Hier geht es zum Tool: Fedwatch-Tool der CME
September-Sitzung: Wahrscheinlichkeit für Zinspause liegt bei 84,5 Prozent
Die aktuellen Erwartungen des Fedwatch Tool zeigen einen klaren Trend: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 84,5 Prozent bleibt es nach der September-Sitzung der Notenbank bei der aktuellen Zinsspanne von 5,25 bis 5,5 Prozent – die Fed würde demnach eine Zinspause einlegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed nochmal nachlegt und die Zinsen auf eine Spanne von 5,5 bis 5,75 Prozent anhebt, liegt dagegen bei nur 15,5 Prozent.
November-Sitzung: Wahrscheinlichkeit für Zinsanhebung liegt bei 45 Prozent
Anders sieht die Prognose allerdings für die darauffolgende Fed-Sitzung am 1. November aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed nochmal auf 5,5 bis 5,75 Prozent erhöht, liegt nun bei 39,8 Prozent. Die Erwartung für eine Anhebung auf 5,75 bis 6,0 Prozent liegt bei 5,5 Prozent. Damit summiert sich die Wahrscheinlichkeit für eine nochmalige Anhebung der Leitzinsen auf 45 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen auch auf dieser Sitzung konstant bleiben, wird auf nur noch 55 Prozent taxiert.
Ausblick 2024: Wahrscheinlichkeit für Zinssenkung bei 75 Prozent
Das Analyse-Tool lässt auch einen Blick ins nächste Jahr zu: Demnach wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im ersten Quartal bei rund 30 Prozent angegeben. Bis zur Jahresmitte 2024 liegt die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen der Fed bei 75 Prozent.
Die US-Bank Goldman Sachs hat vergangene Woche mit einer Prognose für Wirbel gesorgt, wonach die Fed erstmals im zweiten Quartal 2024 die Zinsen senken wird. Bis dahin sei die Inflationsrate auf Jahresbasis unter die Drei-Prozent-Marke gerutscht. Das bedeute eine deutliche Annäherung an das Inflationsziel der Fed von zwei Prozent. Goldman Sachs bringt mit dieser Prognose auch zum Ausdruck, was an der Terminbörse ohnehin die überwiegende Erwartung ist.
Seit Anfang 2022 hatte die Fed die Leitzinsen von nahe Null auf eine Spanne von derzeit 5,25 bis 5,0 Prozent angehoben, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Inflationsraten sind inzwischen auch wieder deutlich zurückgegangen. Im Juli lag die Teuerungsrate bei 3,2 Prozent, nach 3,0 Prozent im Juni, sie hat also wieder leicht angezogen. Experten hatten allerdings einen noch stärkeren Anstieg auf 3,3 Prozent erwartet. Die Fed will es nach eigenen Angaben von der Datenlage abhängig machen, ob sie die Leitzinsen im September weiter anhebt oder nicht. Sie blickt dabei auch auf die sogenannte Kernrate der Inflation, die die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel ausklammert. Diese Kernrate kletterte im Juli auf 4,7 (Vormonat: 4,5) Prozent. Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt fließt in die Entscheidung ein. Ein boomender Arbeitsmarkt gilt als inflationstreibend. In den USA hatte er sich zuletzt nur moderat abgekühlt.
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