BÖRSE ONLINE: Herr Valek, der Bitcoin-Kurs ist am Mittwoch über die Marke von 7500 US-Dollar gestiegen. Was steckt dahinter?


Mark Valek: Einerseits wird das mögliche Engagement vom größten Asset Manager BlackRock zuletzt für die stärkeren Kurse verantwortlich gemacht, andererseits auch der Führungswechsel bei Goldman könnte kurzfristig ein Auslöser sein. Der designierte CEO der Investmentbank, David Solomon hat sich dem Thema Kryptowährungen gegenüber offener geäußert als sein Vorgänger.

Davon unabhängig hat sich aus technischer Sicht die überzogene Euphorie vom letzten Herbst bis hin zum Jahreswechsel schon deutlich abgekühlt. Man erkennt das zum Beispiel an einer einfachen Suche auf Google Trends. Wenn man "buy bitcoin" vs. "buy gold" vergleicht sieht man, dass das Interesse auf der Suchmaschine wieder deutlich unter das Niveau von Gold abgeebbt ist. Das ist aus antizyklischer, Sentiment Sicht ein gutes Signal.

Der weltgrößte Fondsanbieter Blackrock beschäftigt sich Berichten zufolge mit dem Thema Bitcoin. Welches Engagement von Blackrock im Bitcoin halten Sie für möglich?


Langsam erhalten klassische Institutionen durch die Regulierung zunehmende Rechtssicherheit, was für die Etablierung der Anlageklasse Kryptowährungen essenziell ist. Als größter Asset Manager ist es für BlackRock fast unumgänglich, sich einer neuen Anlageklasse aufgeschlossen zu zeigen. Die institutionellen Kunden sind derzeit meiner Erfahrung nach noch zögerlich, aber je mehr regulierte Anlagevehikel es gibt und umso mehr sich das Wissen um die Anlageklasse verbreitet, desto stärker wird die Nachfrage mittelfristig steigen. In dem Zusammenhang ist auch interessant, dass das in der Finanzwelt international anerkannte CFA Institute Kryptowährungen mit auf seinen Lehrplan aufnimmt. Auch die Finanznachrichtenagentur Bloomberg hat bereits Krypto-Indizes aufgelegt und mehrere Berichterstatter, welche sich nur diesem Thema widmen. Mehr und mehr Mosaiksteine deuten auf die Etablierung von Kryptowährungen als neue Anlageklasse hin.

Was würde ein Engagement von Blackrock für den Bitcoin-Kurs bedeuten?


BlackRock würde vermutlich "nur" weitere Kanäle öffnen, welche von Kunden benützt werden können. Die entscheidende Frage ist, wie und wann wird das von den Kunden angenommen. Die Symbolkraft, dass sich BlackRock scheinbar ernsthaft damit auseinander setzt ist aber freilich jetzt schon stark. Ein BlackRock-Produkt in dem Bereich könnte als der offizielle Ritterschlag für Kryptowährungen als Anlageklasse interpretiert werden.

Vom Rekordhoch von Mitte Dezember vergangenen Jahres bei rund 20.000 Dollar hat der Kurs zeitweise wieder mehr als die Hälfte abgegeben. Der Kurs scheint sich nun stabilisiert zu haben. Ist die Korrektur vorbei?


Bei den vergangenen Interviews mit BÖRSE ONLINE in den letzten Monaten habe ich mich jeweils deutlich vorsichtig zum Kursverlauf geäußert. Heute bin ich wesentlich zuversichtlicher als noch vor einigen Wochen. Ich habe vor wenigen Tagen erst getwittert, dass der "Krypto Winter" nun womöglich vorbei ist. Ich denke, es ist sehr wahrscheinlich, dass wir die Tiefs gesehen haben.

Wie viel Luft nach oben hat der Bitcoin-Kurs noch?


Sehr viel. Ich erwarte in den nächsten Jahren deutliche Anstiege und letztlich wieder Übertreibungen nach oben. Das problematische am Bitcoin ist, dass es - im Gegensatz zu Gold - potenziell eine rein monetäre Funktionen hat. Es gibt bei einem zu starken Kursanstieg kein Korrektiv in Form von zusätzlichen Angebot über Bruchgold, was die Volatilität bei Gold in Zaum hält. Die Kursverläufe sind daher umso stärker von Emotionen wie Gier und Angst geprägt. Umso wichtiger sind - wie wir in einem unseren Crypto Research Reports geschrieben hatten - auch Sentiment und Technische Analysen, sofern man sich auf das Trading von Kryptowährungen einlassen will.

Wie geht es im laufenden Jahr bei Bitcoin weiter?


Bezüglich Bitcoin bin ich derzeit optimistischer als noch Ende vergangenen Jahres. Technisch gesehen wird vielerorts an Lösungen für die Skalierungsprobleme gearbeitet, welche spätestens Ende 2017 offensichtlich geworden sind. Sehr viel Humankapital ist mit viel Elan dabei hierfür Lösungen zu finden. Was den Kurs angeht, würde ich zwar nicht ausschließen, dass sich dieses Jahr ein neuer Höchststand ausgeht, deutlich wahrscheinlicher wird es aber aus heutiger Sicht erst im Jahr 2019 dazu kommen.

Und bei den Altcoins?


Was die Altcoins angeht, gehen wir grundsätzlich von einer Konsolidierung des Marktes aus. Im Zuge des vergangenen Hypes sind so unglaublich viele Glücksritter auf den Zug aufgesprungen und haben Tokens emittiert beziehungsweise versucht zu emittieren. Dabei waren enorm viele schlechte Projekte bis hin zu Betrugsfällen dabei. Die Investoren sind nun wieder mehr bei Sinnen und überlegen sich richtigerweise genauer, was für Projekte sie unterstützen wollen. Der nächste Bullenmarkt wird meiner Meinung nach von den etablierten Tokens angeführt werden. Ich bin also recht zuversichtlich was den Gesamtmarkt angeht.

Zur Person: Mark Valek ist seit 2013 Partner bei der Vermögensverwaltung Incrementum in Liechtenstein. Er veröffentlicht quartalsweise den "Crypto Research Report" veröffentlicht, einen Schwesterbericht des bekannten "In Gold We Trust Reports".