Herr Pieper, das Bundesverwaltungsgericht entscheidet an diesem Donnerstag über die Frage, ob Kommunen im Kampf um bessere Luft auch Fahrverbote verhängen dürfen. Die Gerichte in Stuttgart und Düsseldorf haben das bereits bejaht. Sollten sich die Leipziger Richter diesen vorinstanzlichen Urteilen tatsächlich anschließen: Wie schlimm wäre ein solcher Richterspruch für die deutschen Autobauer?


Auf den ersten Blick schlimm. Millionen Diesel-Pkw würden theoretisch entwertet werden, auch ein größerer Teil der Leasingflotte. Allerdings ist die Frage auch: Wie viele Kommunen würden tatsächlich Fahrverbote aussprechen: Drei oder fünf? Sie würden wahrscheinlich Fristen setzen. Und am Ende wäre eine Hardware-Nachrüstung dann vermutlich die bessere Alternative.



Nun haben die deutschen Autobauer riesige Dieselflotten in ihrem Bestand. Welche finanziellen Folgen erwarten Sie im Falle von Fahrverboten für die Konzerne?


Den deutschen Autobauern drohen in diesem Fall milliarden-schwere Abschreibungen. Bei einem Wertverlust für Diesel-Fahrzeuge von theoretisch zehn Prozent wären das alleine bei Volkswagen womöglich zwischen ein und zwei Milliarden Euro, und jeweils rund 500 Millionen Euro bei BMW und Daimler. Aber: Leasingflotten werden praktisch monatlich jünger, dürften im Schnitt anderthalb bis maximal zwei Jahre alt sein. Wenn sich die Entscheidungsprozesse - wie üblich - bei Kommunen hinziehen, sinkt damit auch das Risiko mit jedem Monat. Und Sie dürfen auch nicht vergessen: Die Autobauer, speziell VW, haben gut ausgebaute Netze in Europa, und können Autos in Märkte verschieben, wo die Dieselproblematik deutlich kleiner ist.

Welche Marktreaktion erwarten Sie für die Aktien von BMW, Daimler und Volkswagen, falls das Bundesverwaltungsgericht am Donnerstag Fahrverbote grundsätzlich für zulässig hält?


Ein solches Urteil dürfte am Markt zunächst negativ aufgenommen werden. Wir könnten Kursverluste von weiteren drei bis fünf Prozent sehen, aber dann ergeben sich vermutlich gute Kaufgelegenheiten.



Und Dieselfahrern drohen wegen absehbarer Wertverluste für ihre Fahrzeuge sogar noch höhere Verluste?


Eindeutig ja, wobei das Drama wahrscheinlich geringer ist als man bei erster Reaktion vermuten könnte, weil Nachrüstung im Endeffekt in vielen Fällen möglich ist, und weil doch nicht sehr viele Städte ernsthaft an Fahrverbote denken werden.