JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:



"Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr mit 1,7 Prozent ordentlich gewachsen. Das lag auch am starken privaten Konsum. Für dieses Jahr erwarte ich beim Konsum sogar ein Plus von 2,5 Prozent. Es liegt vor allem an der starken Binnennachfrage, dass ich für Deutschland trotz der nachlassenden Nachfrage aus China noch ein ordentliches Wachstum von 1,3 Prozent erwarte.

Wir stehen am Beginn eines konsumgetriebenen Aufschwungs, unter dessen glänzender Oberfläche es aber zu immer mehr Fehlentwicklungen kommt. So rollt die Bundesregierung die Arbeitsmarktreformen der Schröder-Ära zurück. Außerdem steigen die Immobilienpreise in den Städten angefacht von der Nullzinspolitik der EZB zu stark, was in ein paar Jahren zu einer Preisblase führen kann."

MARTIN WANSLEBEN, HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER DIHK:



"Das Konjunkturjahr 2015 war mehr Schein als Sein. Das Wachstum fällt mit 1,7 Prozent zwar erfreulich gut aus, ist aber gedopt. Ölpreiseinbruch, Euro-Schwäche und Niedrigzinsen kaschieren die anhaltende Investitionsschwäche nur vorübergehend. Die für 2016 angekündigte Investitionsoffensive für die öffentliche Infrastruktur ist überfällig. Damit sie tatsächlich Aufträge nach sich zieht, brauchen wir baureife, kurzfristig umsetzbare Projekte. Dafür fehlen allerdings derzeit die Planungskapazitäten, die in den meisten Bundesländern in den vergangenen Jahren heruntergefahren worden sind."

JÖRG ZEUNER, CHEFVOLKSWIRT KFW:



"Deutschland ist 2015 das zweite Jahr in Folge leicht über Potenzial gewachsen, der Binnennachfrage sei Dank. Doch auch das Exportplus kann sich angesichts der Wachstumsschwäche in wichtigen Schwellenländern sehen lassen. Unter dem Strich erwarte ich eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf 2 Prozent in diesem Jahr. Der Konsum dürfte bei anhaltenden Beschäftigungs- und Reallohnzuwächsen erneut den Löwenanteil beisteuern. Ebenso wie der Wohnbau erhält er zusätzliche Impulse durch die Flüchtlingszuwanderung."

ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:



"Nicht schlecht, aber ... Das Jahr 2015 war ein gutes Jahr; die deutsche Volkswirtschaft wuchs so schnell, dass die Arbeitslosigkeit weiter abgebaut werden konnte. Aber: Wie stark muss der konjunkturelle Rückenwind noch blasen, um mehr Wachstum zu erzielen? Euroabwertung, Zinsen auf Tiefstand und nahezu keine Inflation - das sind eigentlich Turbolader für die Konjunktur. Vor diesem Hintergrund sind 1,7 Prozent Wachstum dann doch äußerst bescheiden."

Reuters