Berkshire-Vize Charlie Munger ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Doch sein Wirken und sein Wissen bleiben unvergessen. Bei diesen Punkten konnte selbst Börsen-Altmeister Warren Buffett etwas von ihm lernen
Warren Buffetts rechte Hand, Charlie Munger, ist am gestrigen Dienstag im Alter von 99 Jahren verstorben. Am ersten Januar wäre die Börsen-Legende 100 geworden. Seit 1978 war Munger Vize Chairman von Berkshire Hathaway und damit Warren Buffetts rechte Hand. In einer Mitteilung erklärte Buffett, dass Berkshire Hathaway „ohne Charlies Inspiration, Weisheit und Mitwirkung“ nicht den heutigen Status erreichen hätte können.
Nach seinem Jurastudium in Harvard und seiner Tätigkeit als Anwalt begann Munger, sich Mitte der 60er Jahre Aktien und dem Immobilienhandel zuzuwenden. Die Partnerschaft mit Buffett begann schließlich formell 1975, denn beide Investoren konnten sich für Benjamin Grahams Value Investment Ansatz begeistern. Und in all den Jahren konnte selbst Warren Buffett, der als bester Investor der Welt gilt, einiges von seinem Partner lernen.
Diese wichtigen Punkte hat Warren Buffett von Charlie Munger gelernt
„Nichts geht über einen großartigen Partner“, schrieb Warren Buffett erst im Februar in einem Brief an die Berkshire Aktionäre. „Charlie und ich denken ziemlich ähnlich. Aber was ich auf einer ganzen Seite erkläre, kann er in einem Satz zusammenfassen. Außerdem ist seine Version immer klarer begründet und auch kunstvoll - manche würden sagen unverblümt - formuliert.“ Dann nannte er einige von Mungers Prinzipien, von denen er viel hält und von denen wir einige auswählten:
- Die Welt ist voll von dummen Spielern und diese werden nicht so gut abschneiden wie geduldige Anleger.
- Ich will nur wissen, wo ich sterben werde, damit ich niemals dorthin gehen werde. Und ein verwandter Gedanke: Schreiben Sie schon früh Ihren gewünschten Nachruf - und verhalten Sie sich dann entsprechend.
- Geduld kann man lernen. Eine lange Aufmerksamkeitsspanne und die Fähigkeit, sich lange auf eine Sache konzentrieren zu können, ist ein großer Vorteil.
- Sie können viel von Toten lernen. Lesen Sie von den Verstorbenen, die Sie bewundern und verabscheuen.
- Steigen Sie nicht aus einem sinkenden Boot aus, wenn Sie nicht zu einem seetüchtigen schwimmen können.
- Ein großartiges Unternehmen arbeitet auch dann noch weiter, wenn Sie es nicht mehr sind; ein mittelmäßiges Unternehmen wird das nicht tun.
- Eine 100%ige Sicherheit gibt es bei Investitionen nicht. Daher ist der Einsatz von Hebeln gefährlich. Eine Reihe von wundervollen Zahlen mal Null wird immer gleich Null sein. Zählen Sie nicht darauf, dass Sie zweimal reich werden.
- Sie müssen jedoch nicht viel besitzen, um reich zu werden
- Sie müssen ständig lernen, wenn Sie ein großer Investor werden wollen. Wenn sich die Welt verändert, müssen Sie sich ändern. Warren und ich haben Eisenbahnaktien jahrzehntelang gehasst, aber die Welt änderte sich und schließlich hatte das Land vier große Eisenbahngesellschaften, die für die amerikanische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung waren. Wir waren spät dran, den Wandel zu erkennen, aber besser spät als nie.
"Abschließend möchte ich noch zwei kurze Sätze von Charlie anfügen, die seit Jahrzehnten zu seinen Entscheidungshilfen gehören", schrieb Buffett schließlich. "Warren, denk mehr darüber nach. Du bist klug und ich habe Recht."
„Und so läuft es.", schreibt Buffett abschließend. "Ich führe nie ein Telefonat mit Charlie, ohne etwas zu lernen. Und während er mich zum Nachdenken bringt, bringt er mich auch zum Lachen."
Und weiter: "Ich werde Charlies Liste um eine eigene Regel ergänzen: Suchen Sie sich einen sehr klugen, hochkarätigen Partner - vorzugsweise etwas älter als Sie - und hören Sie ihm dann sehr genau zu, was er sagt."
Berkshire ohne Charlie Munger – so geht es weiter
Charlie Munger war zweimal verheiratet, sechsfacher Vater und zweifacher Großvater. Seine Ehefrau Nancy Munger starb 2010. Experten rechnen nicht mit gravierenden Folgen für Berkshire Hathaway nach dem Tod von Charlie Munger. „Ich glaube nicht, dass Berkshire viel anders aussehen wird, abgesehen davon, dass Buffett keine Ideen mehr mit Munger austauschen kann", sagte Thomas Russo von Gardner Russo & Quinn in einer ersten Reaktion auf den Tod von Munger. Dennoch fügte er hinzu: „Berkshire ist ohne ihn vielleicht etwas weniger spaßig."
Mit Material von rtr