Rasche und gründliche Arbeit wird versprochen - und schnelle Rentabilität: "Nur zwei Minuten für das Nachfüllen der Waschchemikalien", "nur sieben Minuten für die zweifache Wäsche eines Sattelzugs von 18 Meter Länge", "ab 300 Autowäschen rentabel" - so wirbt Washtec auf seiner Homepage um neue Kunden. Dank der handfesten Argumente hat es die in Augsburg ansässige Firma mit ihren Waschanlagen weit gebracht: "Es gibt kein anderes Unternehmen weltweit, das in diesem Markt annähernd in unsere Größenordnung und regionale Präsenz kommt", sagt Finanzchef Rainer Springs. Mit rund 1700 Mitarbeitern und gut 300 Millionen Euro Umsatz ist Washtec ein typischer Mittelständler. An der Börse zählen die Schwaben zur deutschen Spitzenklasse: Seit Jahresanfang hat die Aktie um rund 69 Prozent zugelegt. Auch die jüngste Nachricht brachte einen Kursschub: Washtec will bis zu 550 000 eigene Aktien zurückkaufen.
Glänzende Geschäfte
Das Programm ist mit knapp 13 Millionen Euro Volumen ungewöhnlich umfangreich für ein Unternehmen dieser Größenordnung. "Wir erzeugen viel Cash und gehen von einer weiterhin positiven Entwicklung aus." So begründet Finanzchef Springs den Schritt. 20 bis 30 Millionen Euro an freien Mitteln spüle das operative Geschäft jährlich in die Kassen.
Das Brot-und-Butter-Geschäft der Firma sind sogenannte Waschportale. "Das sind Anlagen, die gewöhnlich an Tankstellen betrieben werden und die in mehreren Überläufen das Fahrzeug reinigen und trocknen", erklärt Springs. Keine Waschstraße wohlgemerkt, in denen die Autos selbst bewegt werden. Auch solche baut Washtec, es ist aber eine kleinere Sparte.
Etwa 2500 Anlagen verkauft Washtec pro Jahr, vor allem an Großkunden aus der Energiebranche. Es sind Namen, die Autofahrer vom Tanken her kennen: Shell, Aral, Total - die großen Ketten bestellen zumeist Waschportale. Die müssen in der Regel nach fünf bis zehn Jahren ersetzt werden, das bringt rund 50 Prozent des Umsatzes. Der Rest entfällt auf das Neugeschäft und den Service. Washtec wartet die Systeme, tauscht Teile aus und liefert die Reinigungsmittel. Das sei ein margenstarkes Geschäft, sagt Springs, der nicht verraten will, wie hoch die Gewinnspanne der Chemikaliensparte ist. Im ersten Halbjahr lieferte sie 20 der insgesamt 161 Millionen Euro Umsatz. Hier wollen die Augsburger die Produktionskapazitäten verdoppeln.
Der niedrige Ölpreis führt laut Springs nicht dazu, dass die Ölkonzerne, die in der Förderung Milliarden einsparen, ihre Investitionen in diesem Bereich zurückfahren. "Für die Tankstellen ist das Waschanlagengeschäft eine relevante Ertragssäule", sagt der Vorstand. Die Erholung in Europa und die stabile Konjunktur in Deutschland sorgen zudem dafür, dass Otto Normalverbraucher seinen fahrbaren Untersatz besonders liebevoll und regelmäßig pflegt.
Auf Seite 2: Gewinn wird fast verdoppelt
Gewinn wird fast verdoppelt
Im ersten Halbjahr schlug sich das in deutlichen Umsatz- und Gewinnsteigerungen nieder. "Wir rechnen mit einem Umsatzwachstum von zehn Prozent und einer Ebit-Marge von etwa zehn Prozent im Gesamtjahr", so der Finanzchef. Letztlich läuft es 2015 wohl beinahe auf eine Verdoppelung des Vorsteuergewinns gegenüber den knapp 19 Millionen Euro aus 2014 hinaus.
Einen solchen Gewinnsprung wird es laut Springs zwar nicht jedes Jahr geben, eine solide Entwicklung aber schon: "Ein Umsatzwachstum von währungsbereinigt zwischen drei und fünf Prozent und eine Marge von acht Prozent kann das Unternehmen dauerhaft erreichen." Wachsen will Washtec vor allem aus eigener Kraft. Im Kernmarkt Europa, wo rund 80 Prozent des Umsatzes erzielt werden, sieht man Chancen in Nischen wie dem Geschäft mit Autohäusern, die ihre Wagen auch waschen müssen.
Außerhalb Europas stehen die USA ganz oben auf der Prioritätenliste. Im größten Einzelmarkt weltweit hatte Washtec 2011 wegen schlecht laufender Geschäfte eine größere Abschreibung vornehmen müssen und Verluste ausgewiesen. Doch jetzt wollen die Augsburger wieder angreifen und die Expansion vorantreiben. Auch vor dem Konjunkturabschwung und der Währungsentwicklung in China haben sie keine Angst. Springs: "Wir sehen hier mittelfristig großes Potenzial."