Der lebenswichtigste Rohstoff der Erde ist auch der begehrteste. Die Gründe für die globale Wasserknappheit sind vielfältig. Die stark wachsende Erdbevölkerung, ein mit steigendem Wohlstand höherer Pro-Kopf-Verbrauch, die zunehmende Verschmutzung des verfügbaren Trinkwassers sowie die globale Erwärmung insgesamt sind wohl die wichtigsten Punkte. Und die Berechnungen von Hilfsorganisationen und Weltbank zeichnen für die nächsten Jahre ein düsteres Bild.

Dabei schafft eine Beseitigung des globalen Wassermangels neben humanitären Motiven auch enormen ökonomischen Nutzen. Jeder US-Dollar, der in die Wasserinfrastruktur einschließlich der Abwasseraufbereitung investiert wird, hat eine Studie der Vereinten Nationen berechnet, schafft für andere Industriezweige langfristig einen Wertzuwachs von 2,62 US-Dollar. Für Alexander Funk, Fondsmanager bei Ökoworld, ist der sinkende Wasserverbrauch für die Unternehmen in zweierlei Hinsicht ein Wertzuwachs: "Zum einen lassen sich Kosten in den Produktionsprozessen sparen, und zum anderen ist der sparsame Umgang mit Ressourcen relevant für die Nachhaltigkeitsberichte, die von Investoren gelesen werden."

Das Thema Wasser bleibt deshalb ein Dauerthema bei Nachhaltigkeitsinvestments. "Aus unserer Sicht ist es entscheidend, die steigende Wassernachfrage von der globalen Wirtschaftsentwicklung zu entkoppeln. Wir suchen Unternehmen, die mit ihren Produkten helfen, den Wasserbedarf zu senken", erläutert Gerhard Wagner, Fondsmanager bei Swisscanto Invest, seine Anlagestrategie. Im Wassergeschäft geben neben zahlreichen lokalen Playern auch internationale Konzerne den Ton an. "Wer international eine führende Rolle spielen will, muss gleichermaßen technologische Spitzenklasse, eine flächendeckende Präsenz bei margenstarken Services und Preissetzungsmacht mitbringen", meint Marc-Olivier Buffle, Senior Product Specialist bei Pictet.

Interessante ETFs und Fonds

Die im Wassergeschäft involvierten Unternehmen zeichnen sich durch stabile Erträge und Cashflows aus. Ein Großteil von ihnen schüttet zudem hohe Dividenden aus. Deshalb eignen sich ETFs, Fonds und Aktien mit dem Fokus Wasser als defensiver Baustein für jedes Anlegerdepot. Wer Wasserspezialisten kostengünstig im Paket kaufen will, fährt gut mit dem Lyxor World Water UCITS ETF (WKN: LYX 0CA). Der dem ETF zugrunde liegende World Alternative Energy Index bildet die 20 größten Unternehmen ab. Damit eine Gesellschaft infrage kommt, müssen mindestens 40 Prozent der Umsätze mit wasserbezogenen Geschäftsbereichen erwirtschaftet werden.

Aktiv gemanagte Fonds bieten den Vorteil, in unterschiedlichste Sektoren mit Fokus auf das "blaue Gold" zu investieren. Mit einem Volumen von rund 6,3 Milliarden Euro ist der Pictet-Water P EUR der mit Abstand größte Wasserfonds. Er wurde bereits im Jahr 2000 aufgelegt und ist damit auch der älteste Fonds in seiner Kategorie. Auf Fünfjahressicht erreicht er acht Prozent Rendite jährlich. Industriekonzerne machen fast die Hälfte der Fondsgewichtung aus.

Im Portfolio des RobecoSAM Sustainable Water Equities D befinden sich Aktien von Unternehmen, die sich mit den Bereichen Wasserqualität, Wasseraufbereitung, Bewässerungssysteme und Abwasserbehandlungsanlagen sowie Wasserversorgung und Wasserinfrastruktur beschäftigen. Während bei den meisten Wasserfonds die USA den klaren geografischen Fokus bilden, kommt hier fast die Hälfte der im Portfolio enthaltenen Firmen aus Europa oder den Schwellenländern. Der Ökoworld Water for Life investiert in Firmen, die in weiterem Sinne global zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen. Neben Wasserspezialisten fallen darunter auch Erzeuger von Wind- und Solarenergie, aber auch Firmen aus der Chip- und Telekombranche.

Zwei Marktführer fürs Depot

Bei den Einzelwerten sehen wir aufgrund der stattlichen Bewertungen nur noch begrenztes Kurspotenzial für die führenden Wasserversorger American Water Works (USA), Veolia und Suez Environnement (beide aus Frankreich). Für Unsicherheit bei den zwei letztgenannten Titeln sorgt auch, dass die von Veolia beabsichtigte Komplettübernahme des Konkurrenten ins Stocken geraten ist, weil sich Suez gegen die als feindlich eingestufte Übernahme sträubt.

Zu den aus technologischer Sicht spannendsten Firmen zählt die amerikanische Xylem, deren Aktienkurs zuletzt ein neues Allzeithoch erreicht hat. Das Produktsortiment reicht von Pumpstationen über Filtrationstechnik und Analysesysteme zur Wasserqualität bis hin zur Wasserdesinfektion mit UV-Licht. Bei den jüngsten Quartalszahlen hat Xylem die Erwartungen übertroffen. Weil nach einem zweijährigen Durchhänger die Auftragsbücher wieder gefüllt sind, könnte das Unternehmen 2021 erneut durchstarten und bei der Umsatzrendite wieder die 13,7 Prozent von 2018 erreichen.

Ähnlich ist das Bild bei Ecolab. Nach dem Durchhänger im laufenden Geschäftsjahr erwarten die Analysten bis 2022 ein durchschnittliches Gewinnplus von im Schnitt 35 Prozent. Der auf Reinigungstechnologien spezialisierte US-Konzern erwirtschaftet 90 Prozent mit Umsätzen aus unterschiedlichsten Bereichen, die helfen, Wasser, Energie und Arbeitskosten zu sparen. Die Top-Position in den Endmärkten bezahlen Anleger mit einer höheren Bewertung.

 


Auf einen Blick

Wasser

Begehrter Rohstoff: 2,2 Milliarden Menschen haben laut UNICEF keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Diese Zahl könnte sich bis 2050 verdoppeln. Um diesen Trend zu stoppen, haben die Vereinten Nationen errechnet, müssten jährlich 114 Milliarden US-Dollar in die Wasser-Infrastruktur investiert werden.