Dem globalen Bevölkerungswachstum, dem zunehmenden Wohlstand der Schwellenländer und vor allem dem globalen Wirtschaftswachstum hält das erneuerbare Wasserangebot in Zukunft nicht stand. Bis zum Jahr 2030 wächst gemäß Prognosen des Fachinformationsdienstes Global Water Intelligence der Verbrauch auf 6900 Kubikkilometer an, da die Wassernachfrage aufgrund des Wirtschaftswachstums jährlich um etwa zwei Prozent zunimmt. Nur 144 000 Kubikkilometer, 0,0001 Prozent des gesamten Wassers auf der Erde, finden sich in Flüssen und Seen. Das erneuerbare zugängliche Frischwasser liegt weltweit aber lediglich bei 4100 Kubikkilometern pro Jahr. Die Rechnung ist einfach: Es erwartet uns ein Defizit von rund 2800 Kubikkilometern schon in 14 Jahren.

Die Schlussfolgerung daraus lautet: Um das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu minimieren, muss Wasser eingespart werden und eine Entkopplung des Wasserverbrauchs vom globalen Wirtschaftswachstum erfolgen. Dieses Problem ist nur zu lösen, indem die Wassereffizienz erhöht und der Wasserverbrauch dauerhaft gesenkt wird. Für Investoren bedeutet das: Unternehmen, welche einen erheblichen Beitrag zur Wassereffizienz liefern, haben über die nächsten Jahre sehr große Wachstumschancen. So wird zunehmend an der Verbesserung von Technologien zur Steigerung der Wassereffizienz gearbeitet. Zum Beispiel mit leistungsfähigeren Wasserpumpen oder umweltschonenderen Aufbereitungsverfahren. Und es nehmen Dienstleistungen wie Unternehmensberatungen für Wasseranalyse und zur Planung von Wasseraufbereitungs- und Abwasserreinigungsanlagen zu. Unternehmen, die ihre Aktivitäten nach einem dieser Teilbereiche ausrichten, weisen zukünftig ein großes Wachstumspotenzial auf.

In der Landwirtschaft, die für drei Viertel des globalen Wasserverbrauchs verantwortlich ist, wird künftig ebenfalls die effizientere Nutzung von Wasser entscheidend sein. Die Mikro- oder Tröpfchen-Bewässerung genannte Methode ist ein Paradebeispiel dafür. Aber auch in der industriellen Fertigung ist der Wasserverbrauch zu hoch und Einsparmaßnahmen vonnöten. Für Unternehmen, die hier Produkte und Dienstleistungen für Verbesserungen anbieten, besteht daher in den kommenden Jahren enormes Absatzpotenzial.

Um der steigenden Wassernachfrage gerecht zu werden, sind ebenfalls Erneuerung und Ausbau der Wasserinfrastruktur dringend erforderlich. Gerade Entwicklungsländer und aufstrebende Nationen der sogenannten Emerging Markets weisen eine unzureichende Wasserinfrastruktur auf. Es fehlen Frischwassernetze ebenso wie Kläranlagen. Aber auch Industrieländer haben Defizite: Hier existieren häufig überalterte Wasserleitungen. In London versickern beispielsweise jährlich 50 Prozent des Leitungswassers durch Lecks, da die Stadt pro Jahr lediglich 0,1 Prozent der Wasserleitungen repariert anstatt der notwendigen ein bis zwei Prozent. Und in den USA entsteht in den nächsten 20 Jahren ein Investitionsbedarf für Trinkwasserleitungen von mehreren hundert Milliarden US-Dollar. Außerdem machen verschärfte gesetzliche Auflagen, sogenannte Umweltstandards, zusätzliche Wasserinvestitionen in Zukunft unumgänglich.

Die ausgewählten Beispiele zeigen, dass Wasserinvestments über interessante Zukunftsaussichten verfügen. Anleger sollten entsprechend das "blaue Gold" langfristig berücksichtigen, sofern sie über ein bestimmtes Maß an Risikobereitschaft verfügen und die marktüblichen Kursschwankungen akzeptieren. Denn das Segment Wasser ist hauptsächlich über direkte Aktieninvestments oder Aktienfonds abzubilden. Neben dem Renditeaspekt zollen Anleger bei zahlreichen Wasserinvestments dem Faktor Nachhaltigkeit Tribut, da hier sehr viele Unternehmen einen Beitrag für eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft leisten.

Gerhard Wagner



Gerhard Wagner leitet das Team ESG-Solutions des Asset -Managements der Zürcher Kantonalbank und deren Fondsarm Swisscanto Invest. Er ist mitverantwortlicher Manager der nachhaltigen Fonds, darunter der Swisscanto Equity Fund Water Global Invest B. 2008 trat er bei Swisscanto an. Von 1994 bis 2001 arbeitete Wagner als Wissenschaftler im Bereich Klimaphysik und promovierte 1998.