"Es ist sehr wichtig schon jetzt klar zu machen, dass das Eurosystem notwendige Zinserhöhungen nicht wegen des Zustandes öffentlicher Haushalte verschieben wird", sagte Weidmann am Freitag laut Redetext in Madrid. Die gegenwärtig extrem niedrigen Zinsen bergen seinen Worten zufolge das Risiko, dass die Regierungen ihre Ausgaben erhöhen statt die Staatshaushalte in Ordnung zu bringen.

"Die niedrigen Zinsen senken den Druck auf die Regierungen, die Probleme ihrer Länder energisch anzugehen", warnte Weidmann. Zudem gefährde das Zinsniveau die Finanzstabilität. "Es besteht die Gefahr, dass es zu Übertreibungen an den Kapital- und Immobilienmärkten kommt." Die EZB hatte ihren Leitzins im Juni auf 0,15 Prozent gesenkt. Dieser liegt damit so niedrig wie nie zuvor. EZB-Präsident Mario Draghi will in den kommenden zwei Jahren zudem bis zu eine Billion Euro in das Finanzsystem pumpen. Dadurch soll die in vielen Euro-Ländern stockende Kreditvergabe angekurbelt werden. Weidmann hatte in der Vergangenheit wiederholt davor gewarnt, die Zinsen zu lange zu niedrig zu lassen.

Reuters