Nach den geplatzten Verhandlungen zur Lösung der griechischen Schuldenkrise scheint ein "Grexit" näher denn je. Um ein Ausscheiden aus der Euro-Zone zu verhindern, muss sich Griechenland bis Freitag mit seinen Gläubigern, den anderen Euro-Ländern, einigen. Der hoch verschuldete Mittelmeer-Anrainer könnte aber schon ab Mittwoch gezwungen sein, zur Drachme zurückzukehren, warnt Jörg Krämer, Chef-Volkswirt der Commerzbank. Dies könnte der Fall sein, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Vergabe von Notfallkrediten (ELA) an die Geschäftsbanken in Griechenland durch die heimische Notenbank nicht mehr genehmigt. Käme es zum "Grexit", müssen sich Investoren zumindest kurzfristig auf Turbulenzen an den Finanzmärkten einstellen.

Eine Übersicht:

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AKTIENMÄRKTE

"Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone würde sicherlich erst einmal für eine Schrecksekunde am Aktienmarkt sorgen," betont ein Händler. Folker Hellmeyer, Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank, sagt für die ersten Tage danach einen Kursrutsch von fünf bis sieben Prozent des deutschen Leitindex Dax voraus. "Den werden wir in den folgenden vier Wochen aber wieder vollständig aufholen." Es stünden genügend Investoren bereit, die die Gelegenheit zum Einstieg nutzen dürften. An der Athener Börse müssen sich Anleger nach Einschätzung von Experten allerdings auf deutliche und langfristige Kursverluste einstellen.

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EURO

Der Euro dürfte einigen Börsenexperten zufolge unter die Räder kommen, weil im Falle eines "Grexit" zusätzliche Staatsanleihenkäufe durch die EZB wahrscheinlicher würden. Dadurch würde das Zinsniveau in der Euro-Zone weiter gedrückt und der Abwertungsdruck auf die Gemeinschaftswährung steigen. Mittelfristig sollte sich der Devisenmarkt aber wieder beruhigen, da ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone mittlerweile an Schrecken verloren hat. Vor allem die Reform des Bankensektors in der Euro-Zone, der die Institute deutlich krisenfester gemacht hat, und das Sicherheitsnetz der EZB sollten vor allzu großen Kursturbulenzen schützen.

Volkswirt Hellmeyer rechnet mit einem Kursrückgang des Euro auf maximal 1,08 Dollar von derzeit etwa 1,14 Dollar. Die Gemeinschaftswährung werde gestärkt aus einem "Grexit" hervorgehen, betont er. "Die Achilles-Ferse Griechenland wäre dann aus dem Spiel."

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ANLEIHEN

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen wird bei einem "Grexit" nach einer Prognose der Commerzbank noch einmal deutlich fallen und damit der Nulllinie nahe kommen. Zuletzt warfen die Papiere nur noch 0,3 Prozent ab. Im Gegenzug sollten die Risikoaufschläge italienischer und spanischer Anleihen auf bis zu 200 Basispunkte steigen. "Das liegt daran, dass das 'Ewigkeitsversprechen' der Währungsunion - es wird nie ein Land aus dem Euro austreten - nicht mehr geglaubt würde und mancher Investor eine Wiederholung des griechischen Szenarios in einem anderen Land befürchten würde", erklärt Commerzbank-Analyst Christoph Weil.

Ein Risikoaufschlag von 200 Basispunkten ist aber kein Vergleich zum Höhepunkt der europäischen Schuldenkrise 2012. Damals lagen die sogenannten Spreads bei jeweils rund 500 Basispunkten. Im Gegensatz zu damals haben Investoren heute im Hinterkopf: Die EZB wird mit ihrem im März beginnenden mehr als eine Billionen Euro schweren Anleihe-Ankaufprogramm mögliche Turbulenzen abfedern.

Reuters