"Das Interesse an einem Börsengang ist nach wie vor groß, etliche Unternehmen stehen in den Startlöchern", sagte Steinbach am Dienstag bei der Vorstellung des "IPO-Barometers" der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young). "Bis zu 15 Börsengänge in Deutschland scheinen daher realistisch." Das wären ebenso viele wie Börsenneulinge wie in diesem Jahr im streng regulierten Prime Standard. Obwohl starke Marktschwankungen mehrere Börsengänge erschwerten, erlösten sie mit 7,1 Milliarden Euro doppelt so viel wie 2014 und so viel wie seit dem Boom-Jahr 2007 nicht mehr.
Steinbach begleitet Börsenkandidaten bei den langfristigen Vorbereitungen auf ein Listing und hat daher früher Einblick in ihre Pläne als die meisten Investmentbanker. Die Börsenneulinge des Jahres 2016 dürften seiner Erwartung nach aus drei Quellen stammen: Abspaltungen von Großkonzernen, Beteiligungen von Finanzinvestoren und junge Technologieunternehmen auf der Suche nach Kapital. Unter anderem will die Deutsche Bank die Postbank an die Börse bringen, die Energieriesen E.ON und RWE trennen ihr herkömmliches Geschäft von dem mit erneuerbaren Energien. Private-Equity-Firmen neigen Steinbach zufolge so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr dazu, ihre Unternehmen an die Börse zu bringen statt sie direkt zu verkaufen.
Deutschland widersetzt sich damit dem leichten Abwärtstrend bei Börsengängen. Im zu Ende gehenden Jahr schafften weltweit 1218 Unternehmen den Sprung an den Aktienmarkt, zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das Emissionsvolumen ging sogar um ein Viertel auf 195 Milliarden Dollar zurück. Der Grund dafür: China stoppte Börsengänge zeitweise ganz, in den USA brach das Volumen um zwei Drittel ein. So fanden acht der größten 20 Initial Public Offerings (IPO) in Europa statt. "In Europa sorgt derzeit der Staat für stetigen Zustrom an die Börse - bei vier der größten zehn europäischen Börsengänge handelte es sich um Privatisierungen", erläuterte Steinbach.
Eine Privatisierung war auch der weltweit größte Börsengang: Die japanische Post, die dabei in drei Unternehmen aufgespalten wurde, erlöste damit 11,9 Milliarden Dollar. In Europa hält der Flughafenbetreiber Aena aus Spanien mit 4,8 Milliarden Dollar die Spitzenposition.
Das größte IPO Deutschlands, die Bayer -Kunststoff-Tochter Covestro, schaffte es mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro nicht unter die Top 20 weltweit. Mit der Deutschen Pfandbriefbank (1,16 Milliarden Euro) und dem Online-Anzeigenportal Scout24 (1,03 Milliarden) gab es zwei weitere Emissionen im Milliardenvolumen. rtr