Der neue Wells-Fargo-Chef Tim Sloan sagte, es sei die vorrangige Aufgabe, das Vertrauen in die Bank wiederherzustellen. Wegen Rückstellungen im Zusammenhang mit den Rechtstreitigkeiten in der Affäre fiel der Gewinn im dritten Quartal um 3,7 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar. Es war der vierte Rückgang in Folge. Er fiel allerdings geringer aus als von Experten befürchtet.
Die Einnahmen stiegen um zwei Prozent auf 22,3 Milliarden Dollar und übertrafen ebenfalls die Erwartungen. Dies lag auch daran, dass es im Kerngeschäft der größten US-Hypothekenbank im vergangenen Quartal rund lief. Die Einnahmen in der Sparte für Immobilienkredite stiegen um rund fünf Prozent.
Wells-Fargo-Mitarbeiter sollen Kunden zu kostspieligen Finanzprodukten überredet haben, die diese weder angefordert noch gebraucht haben. Teilweise mussten sie dafür Gebühren zahlen. Die Mitarbeiter wollten offenbar anspruchsvolle Verkaufsziele erreichen. Dafür richteten sie 2,1 Millionen fingierte Konten ein. Die externen Prüfer fanden zudem rund 623.000 Kreditkarten-Konten, die niemals aktiviert wurden. Die Bank bekräftigte nun, im Privatkundengeschäft künftig keine Ziele mehr auszugeben. Der Skandal ist einer der seltenen Rückschläge für die Bank, die relativ glimpflich durch die weltweite Finanzkrise kam.
Der Skandal kostete auch den bisherigen Vorstandschef John Stumpf den Job. Er wurde am Mittwoch von Sloan ersetzt, der bislang für das operative Geschäft verantwortlich war und seit fast 30 Jahren für die Bank arbeitet. Aus der Politik kam aber Kritik an der Wahl, denn Sloan war zeitweise auch für die Sparte zuständig, in der es zu den Unregelmäßigkeiten kam. Sloan will nun bei Aktionären und Kunden um neues Vertrauen werben. So sollen Kunden künftig kurz nach der Einrichtung eines Bank- oder Kreditkartenkontos darüber ein Bestätigungsschreiben erhalten.
Wegen unangemessen Verhaltens hat die Bank bereits 5300 Mitarbeiter entlassen. Sie einigte sich zudem mit mehreren US-Behörden auf einen Vergleich und zahlt eine Strafe von 185 Millionen Dollar. Mehrere Großkunden wie die Bundesstaaten Kalifornien und Illinois haben ihre Geschäfte mit dem Institut auf Eis gelegt. Ex-Chef Stumpf muss wegen des Skandals auf Aktienoptionen im Wert von rund 41 Millionen Dollar verzichten. Zudem erhält er für 2016 keinen Bonus.
rtr