Wie die Entwicklungsbank am Montag mitteilte, geht sie für das laufende Jahr nun von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 7,6 Prozent aus. Bislang hatte sie 7,7 Prozent veranschlagt. Genau in diesem Tempo war die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im vorigen Jahr gewachsen. Diese für europäische Verhältnisse unerreichbar anmutende Zahl bedeutet für das Schwellenland mit seinem Milliardenvolk jedoch eine merkliche Konjunkturabkühlung. Schwächer war die Wirtschaft im Reich der Mitte seit 1999 nicht mehr gewachsen. Mit der neuen Prognose habe die Weltbank auf den "holprigen Start ins Jahr" reagiert. 2015 drohe eine weitere Verlangsamung auf 7,5 Prozent.

Bereits Mitte des Jahres werde das Wirtschaftswachstum nach dem jüngsten Durchhänger aber wieder anziehen, sagt die Weltbank voraus. Sie rechnet damit, dass mit der konjunkturellen Erholung in den Industriestaaten auch chinesische Produkte international wieder stärker nachgefragt werden. Ein überraschender Einbruch der Exporte zu Jahresbeginn war als Schwächezeichen der chinesischen Wirtschaft gewertet worden. Ministerpräsident Li Keqiang will dieses Jahr zehn Millionen neue Jobs entstehen sehen. Dazu ist ein Wachstum von 7,2 Prozent nötig. Diese Marke ist aus Sicht der staatlichen Planer somit die rote Linie, die keinesfalls unterschritten werden darf.

Die Regierung in Peking nimmt für den Umbau der Wirtschaft schwächere Wachstumsraten in Kauf. Sie will den Konsum im Inland stärken und mit weitreichenden Reformen im Finanzsektor die Gefahr einer Schuldenkrise bannen. Neue Richtlinien sollen die überbordende Kreditvergabe eindämmen, an deren Tropf finanzschwache Kommunen, aufgeblähte Industriezweige und der aufgeheizte Immobilienmarkt hängen.

Reuters