Das Finanzsystem steckt seit Jahren in einer latenten Krise, Staaten und Unternehmen sind völlig überschuldet, und es ist unklar, wie lange die Notenbanken diese Schwachstellen mit billigem Geld überdecken können. An der Börse ist ein Crash deshalb programmiert - davon ist zumindest der Fondsmanager Max ­Otte überzeugt. "Die Gefahr ist groß, dass es sehr ungemütlich wird", sagt der Crash-­Prophet im Interview.

Doch wie sollte man sein Depot gestalten, wenn man wirklich von baldigen Kursabstürzen ausgeht? Als langfristig denkender Anleger darf man sich trotz aller Skepsis jedenfalls nicht nervös machen lassen und blind alle Aktien verkaufen. Schließlich haben sich die Kurse bisher noch nach jedem Crash erholt. Nach kleinen Rücksetzern geht es teils binnen Wochen wieder aufwärts. Selbst nach der massiven Finanzkrise im Jahr 2008 hatten die Notierungen sechs Jahre später wieder das alte Niveau erreicht. Auch das ist ein noch überschaubarer Zeitraum, den man aussitzen kann. Alle Aktien zu verkaufen, wäre also ein Fehler.

Gleichwohl kann man das Risiko senken, wenn man einen Crash befürchtet. Das geht, indem man den Aktienanteil im Portfolio reduziert. Im Gegenzug kann man jene Anlageklassen stärken, die in der Regel weitgehend verlustfrei oder im besten Fall mit Gewinnen durch eine Krise kommen. Das ist zum Beispiel Bargeld, also Cash. Hat man Geld auf der Seite, kann man Aktien günstig nachkaufen, wenn die Kurse am Boden sind. Kleine Teile seines Kapitals kann man auch in Gold, in sichere Anleihen und - mit entsprechendem Risikobewusstsein - in Wetten auf fallende Kurse stecken. Was es dabei zu beachten gilt, lesen Sie hier.

Cash: Stille Reserve für die Rückkehr an die Börse


Hat man den Aktienanteil in seinem Portfolio gesenkt, stellt sich die Frage: Wohin mit dem nun frei verfügbaren Geld? Wer keine sinnvolle Anlagemöglichkeit findet, kann es "parken" und als stille Reserve nutzen. So hat man Kapital in der Hinterhand, um Aktien nachzukaufen, wenn sie nach einem Börsencrash günstig sind. Auch Fondsmanager machen das so. Als Geldparkplatz bieten sich Tagesgeldkonten an. Dort sind die Zinsen zwar minimal, dafür kann man sein Geld jederzeit ab­ziehen und investieren. Für das "Musterdepot Vermögenssicherung" nutzt €uro derzeit ein Tagesgeldkonto der Renault Bank, das anfangs 0,7 und nach drei Monaten 0,30 Prozent Zins bietet. Dort sind bis zu 100 000 Euro über die staatliche Einlagensicherung geschützt. Doch wann ist die Zeit gekommen, um sein geparktes Kapital wieder in Aktien zu stecken?

Hierfür sollte man sich feste Schwellen setzen und zum Beispiel stur zurück an die Börse kommen, wenn die Kurse 30 Prozent gefallen sind - egal wie die Stimmung an den Märkten dann gerade ist. Das kann sich auszahlen, wie das Beispiel DAX in der Finanzkrise zeigt: Wer bei einem 10 000 Euro umfassenden Depot mit deutschen ­Aktien zu Beginn des Jahres 2008 seine Aktienquote um 30 Prozent reduziert und die freien 3000 Euro im Herbst wieder ­investiert hätte, als die Kurse 30 Prozent gefallen waren, hätte noch kein optimales Timing gehabt. Schließlich fiel der DAX ­danach weiter, zwischen Anfang 2008 und Frühjahr 2009 lag das Minus weit über 50 Prozent. Der Nachkauf zu etwas billigeren Kursen hätte sich trotzdem ausgezahlt. Bis heute wären aus den 10 000 Euro 17 450 geworden - fast 2000 mehr, als wenn man durchgehend investiert gewesen wäre. Der Haken an Cash-Reserven: Steigen die Aktienkurse doch weiter, liegt das geparkte Kapital lange unproduktiv auf dem Konto.

Short-ETFs: Wetten auf fallende Kurse


Panische Gesichter, hektisches Geschrei und Aktienhändler, die sich entsetzt von der Kurstafel abwenden: Stürzen die Börsenkurse richtig ab, wird es schmerzhaft für Aktionäre. Wer hingegen einen Short-ETF hat, kann sich dann freuen. Diese Finanzprodukte bilden den Kursverlauf von Aktienindizes ab - nur umgekehrt. Das heißt: Verliert ein Index zehn Prozent, gewinnt ein Short-ETF etwa zehn Prozent. Bei zweifach gehebelten ­Papieren ist es sogar das Doppelte. Solche Short-ETFs gibt es auf verschiedene Indizes, unter ­anderem auf den deutschen ­Aktienindex DAX. Die Finanzbranche verkauft sie gern als Versicherung für Aktienportfolios. Allerdings ist das eher Marketing als Realität. Schon allein, weil eine komplette und dauerhafte Absicherung von Aktien völlig sinnlos wäre. Schließlich würde man so langfristig auch deren Gewinne eliminieren und lediglich auf Kosten sitzen bleiben. Zudem spiegeln die Short-­Produkte die Kursentwicklung der Aktien keinesfalls exakt. Der deutsche Aktienindex DAX machte in den vergangenen zwölf Monaten rund drei ­Prozent Plus, Short-ETFs verbuchten allerdings nicht drei ,sondern über sieben Prozent Minus. Langfristig ist die Bilanz noch schlechter. Seit Herbst 2014 stehen 36 Prozent Gewinn beim DAX fast 60 Pro­zent ­Minus bei Short-ETFs gegen­über. Dieses Missverhältnis liegt an der für Anleger ­ungünstigen Berechnung der ­Produkte. Short-ETFs sind also keine sinnvollen ­Ab­sicherungsinstrumente, sondern ­riskante Wetten auf fallende Kurse. Und die sind bestenfalls punktuell sinnvoll. Wer sie im richtigen Moment vor einem Börsencrash kauft, kann in kurzer Zeit viel Geld verdienen. Wer sie hingegen im falschen Moment oder gar dauerhaft einsetzt, versenkt viel Kapital.

Gold: Die ewige Krisenwährung


Goldfans sind sich sicher: Gold ist die ewige Krisenwährung. Seit über 2000 Jahren gilt das Edelmetall als Wertspeicher und Zahlungsmittel, es überlebte Staaten, Unternehmen und Währungen. ­Anders als Papiergeld ist es zudem nicht ­beliebig vermehrbar, die Gold­reserven auf der Welt sind endlich. Deshalb werde Gold immer wertvoll bleiben, glauben viele Anleger. Dieser Glaube hat immer dann Hochkonjunktur, wenn Zweifel am Finanzsystem aufkommen und die Aktienkurse abstürzen. Allein zwischen 2007 und 2011, als erst Banken in die Pleite schlitterten und dann Staaten ins Straucheln kamen, verdreifachte sich der Goldpreis in etwa, während es an den Aktienmärkten massive Verluste gab. Auch in früheren Crashs - etwa bei der Technologieblase zur Jahrtausendwende oder dem Blitzcrash 1987 - stieg der Goldpreis. Das macht das Edelmetall auch für Anleger ­interessant, die ihr Portfolio nur um eine mit den Aktienmärkten weitestgehend unkorrelierte Anlageklasse erweitern wollen und nicht dogmatisch an den ewigen Wert des Metalls glauben. Es reicht ja, wenn das andere tun. Diese strategischen Anleger müssen ihr Kapital - empfohlen werden etwa zehn Prozent Gold im Portfolio - auch nicht in Form von Barren und Münzen im heimischen Tresor bunkern, sondern können in Finanzprodukte investieren, die den Goldpreis abbilden. Das ist billiger und unkomplizierter. Unter diesen Finanzprodukten gibt es grob zwei Kategorien.

Die erste investiert das angelegte ­Kapital tatsächlich in Gold und lagert es in riesigen Tresoren, theoretisch kann man es sich grammgenau ausliefern lassen. Das ist bei Xetra Gold und Euwax-­Gold II der Fall. Ihr Vorteil: Weil sie als ­physisches Goldinvestment gelten, sind mögliche ­Gewinne nach einem Jahr ­steuerfrei.

Die zweite Kategorie bildet den Goldpreis ab, ohne Gold zu kaufen. Das ermöglicht gehebelte Wetten, etwa durch ein Zertifikat der Commerzbank. Es verdoppelt die ­Höhe der möglichen Gewinne, steigert zugleich aber auch das Risiko - schließlich fallen auch die Verluste doppelt so hoch aus, wenn der Goldpreis fällt. Und das tut er immer wieder, von 2011 bis 2015 stürzte er sogar um 45 Prozent ab. Übrigens Vorsicht: All diese Investments beziehen sich auf den Goldpreis in US-Dollar. Europäische Anleger sind also einem Währungsrisiko ausgesetzt. Neben diesen klassischen Goldinvestments gibt es noch indirekte Anlagemöglichkeiten im Goldbereich, vor allem Aktien von Goldproduzenten. Sie sind sehr schwankungsanfällig und litten in den vergan­genen Jahren. Seit Jahresanfang schob der gestiegene Goldpreis ihre Kurse aber stark an. Hier bieten sich Fonds wie der Gold Producers ETF von iShares an, der in verschiedene Aktien investiert und so das Risiko streut. Schließlich arbeiten bei Weitem nicht alle Minen erfolgreich. Eine noch breitere Risikostreuung gibt es beim DJE Gold & Stabilitätsfonds. Er hat 30 Prozent seines Anlagekapitals in physisches Gold investiert und weitere sieben Prozent in Zertifikate auf Edelmetalle wie Gold oder Silber. Dazu gesellen sich etwas mehr als zehn Prozent an stabilen Anleihen. Langfristige Rendite bringen Aktien aus relativ krisenresistenten Branchen wie Gesundheit oder Lebensmittel, etwa die Anteile von Danone, Nestlé oder Roche. Das ist ein guter Mix für Aktionäre, die eine große Goldbeimischung wollen.

Bundesanleihen: Dicherer Hafen in stürmischer See


Deutsche Staatsanleihen haben einen hervorragenden und zugleich auch miserablen Ruf. Hervorragend, weil Deutsch­land sehr zahlungskräftig ist. Dass das Land seine Schulden nicht bedient, gilt momentan als ausgeschlossen. Miserabel ist der Ruf hingegen, weil Bundesanleihen alles andere als lukrativ sind. Finanzminister Olaf Scholz bietet Anlegern nicht einmal mehr Zinsen, wenn sie sich für 30 Jahre Geld leihen. Weil die Papiere dennoch gefragt und ihre Kurse hoch sind, werfen sie sogar negative Renditen ab. Zehnjährige Bundes­­­an­leihen haben derzeit eine Rendite von Minus rund 0,5 Prozent pro Jahr. Glaubt man an ­einen bevorstehenden Börsencrash, sind Bundesanleihen trotzdem interessant. Denn dann verkaufen viele Großanleger ­Aktien und flüchten in diese vergleichsweise stabile Anlageklasse. Das drückt zwar deren Renditen weiter ins Minus, treibt gleichzeitig aber die Kurse nach oben. Und die sind ausschlaggebend, wenn man die Papiere nicht bis zum Ende der Laufzeit halten, sondern vorzeitig verkaufen will. Am geeignetsten für solche Spekulationen sind ETF genannte Indexfonds.

In Börsencrashs entwickeln sich jene ETFs besonders gut, die in sieben- bis zehnjährige Anleihen investieren. Hier ist der Kurshebel wegen der langen Laufzeiten hoch. So ein Papier bietet etwa Xtrackers an (ISIN: LU 073 082 056 9). Allerdings können Anleihekurse natürlich auch abstürzen. Das ist etwa der Fall, wenn die Zentralbanken die Zinsen anheben und bestehende und schlecht verzinste Anleihen damit weniger attraktiv werden. Sollte das passieren, würden Anleihen mit sieben bis zehn Jahren Laufzeit darunter besonders leiden. Ein Zinsanstieg von einem Prozent löst bei zehnjährigen Anleihen etwa Kursverluste von fast zehn Prozent aus. Etwas niedriger sind Risiko, aber auch Gewinnchancen bei Laufzeiten von drei bis fünf Jahren, auf die es ebenfalls ­einen ETF gibt (LU 061 354 085 4).