von Max Otte

Sehr geehrte Privatanleger,

ich wünsche Ihnen allen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Neues Jahr!

Hoffen wir, dass wir alle gut durchkommen, denn die Situation spitzt sich zu. Die Wirtschaftswoche überschreibt das Interview mit mir in der aktuellen Ausgabe mit "Das Ganze hat einen gewissen Endspielcharakter".

Gemeint ist damit, dass die Politik des billigen Geldes, die uns noch einmal aus der Finanzkrise vor mittlerweile sechs Jahren hinaus gerissen hatte, langsam am Ende ist. Schon damals hätte das System implodieren können. Dann wäre ein Neustart erforderlich gewesen. Als ich aber spätestens seit Oktober 2008 sah, mit welcher Massivität die Notenbanken Liquidität in den Markt pumpten, gab ich Entwarnung. Und im März 2009 gab ich "Vollgas für Aktien".

Auf Seite 2: Wenn sich aber nun die Situation weiter zuspitzt, was dann?



Wir sind mit der hohen Aktienquote sehr gut gefahren. Viele von Ihnen, geehrte Mitglieder, sind seit der Finanzkrise, viele auch schon seit über zehn Jahren, einige seit 15 Jahren dabei. Wenn sich aber nun die Situation weiter zuspitzt, was dann?

Erstens wird die Enteignung der Mittelschicht durch hohe Steuern und Finanzrepression noch einmal einen Zahn zu legen.

Deutschland wird weiter für viele Probleme des Auslands zahlen und noch mehr uneinbringliche Forderungen in seiner Notenbankbilanz auftürmen. Die Kredite an die Südländer der EU werden wir wohl kaum zurückbekommen. Immerhin: so bleibt zumindest unsere Exportfähigkeit einigermaßen erhalten.

Und Kriege - kleinere oder größere - könnten sich als Konjunkturprogramm, vor allem für die USA als weltgrößten Waffenproduzenten und Exporteur, erweisen. Irgendwann kam zwischenzeitlich die lapidare Meldung durch die Medien, dass die Ukraine gegen die Rebellen, die "Unmenschen", wie sich Poroschenko ausdrückte, 60-70 Prozent ihrer Waffen verloren habe. Nun gibt die Ukraine ihren blockfreien Status auf, Merkel machte auf einer Kurzvisite vor einigen Monaten mal eben 500 Millionen Euro locker und Amerika denkt über Waffenlieferungen an die Ukraine nach.

Freihandelsabkommen wie TTIPs sind Teil des Endspiels und der weiteren Marginalisierung - man könnte auch sagen: Unterwerfung - Europas.

Hoffen wir, dass die Regierungen die Krisen einigermaßen im Griff behalten. Das Endspiel findet dennoch statt. Anders als bei einer Fußball-WM wird es natürlich nicht nur einen Sieger geben. Aber es wird relative Sieger geben, Teilnehmer, die durchkommen, Teilnehmer, die ausscheiden werden.

Auf Seite 3: Welche Unternehmen im Endspiel ausscheiden - und welche durch die Krise kommen



Im Endspiel werden mehr Unternehmen als sonst aus dem Wettbewerb ausscheiden. Das können insgesamt schon fünf Prozent aller börsennotierten Unternehmen sein. Auch hier müssen Sie keinesfalls Angst haben, dass nur wenige Unternehmen überleben.

Das Risiko, auszuscheiden, ist bei Unternehmen mit mittelmäßigem Geschäftsmodell mit starkem Wettbewerb oder in stagnierenden Branchen am höchsten. Das können auch größere Unternehmen sein. Es können auch Unternehmen sein, die unter der aktiven und aggressiven Industriepolitik der USA leiden, wie zum Beispiel deutsche Telekomkonzerne oder einige Industrieunternehmen. Andere Unternehmen, wo ein Teil dieser Faktoren besser ist, werden durch die Krise kommen, so zum Beispiel der Ölkonzern Total (WKN: 850727). Großartige Unternehmen können sogar in der Krise wachsen, wie zum Beispiel Fuchs Petrolub (WKN: 579043). Ab der nächsten Ausgabe werden wir Ihnen einige Unternehmen vorstellen, die aus unserer Sicht gut durch das Endspiel kommen und die noch einigermaßen günstig zu haben sind.

Auf gute Investments!

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.