Mehrere Banken haben die Commerzbank als Übernahmekandidaten im Blick. Laut Insidern will nicht nur die italienische Unicredit ein milliardenschweres Übernahmeangebot unterbreiten, sollten die Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank scheitern. Auch die französische BNP Paribas soll ein Angebot prüfen, hörte €uro am Sonntag aus informierten Kreisen. Die spanische Santander und die ING aus den Niederlanden könnten ebenfalls zum Reigen potenzieller Käufer gehören. Kommt es nicht zur Fusion mit dem Frankfurter Nachbarn Deutsche Bank, dürfte ein Bieterwettstreit entbrennen.
Von Insidern ist zu hören, dass die Gespräche zwischen den Häusern schwierig verlaufen und Commerzbank-Chef Martin Zielke aufs Tempo drückt. Er soll spätestens nach einer regulären Vorstandssitzung am Dienstag eine Entscheidung verkünden wollen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing scheint hingegen auf Zeit zu spielen, obwohl der ertragsschwache und skandalbelastete Konzern hart kämpfen muss. Der Druck zu fusionieren ist für die Deutsche Bank größer.
Der Markt hat das von der britischen Tageszeitung "Financial Times" (FT) verbreitete Gerücht über ein Interesse der Unicredit mit gemischten Gefühlen auf-genommen. Die Aktie legte in der Spitze lediglich um etwas über drei Prozent zu. Viele Beobachter vermuten, dass der mit gut 15 Prozent an der Commerzbank beteiligte Bund einer deutsch-italienischen Bankenhochzeit kaum ohne Weiteres zustimmt. SPD-Finanzminister Scholz müsste sich dafür von der Idee eines "nationalen Bankenchampions" verabschieden.
Erträge durch Größe
Dabei hätte ein deutsch-italienischer Zusammenschluss seinen Reiz: Die Unicredit sei durch die Übernahme der Hypovereinsbank (HVB) 2005 für 15 Milliarden Euro ausreichend erfahren und verfüge etwa über funktionsfähige IT-Plattformen in Deutschland, um die Commerzbank zu integrieren, meint Sascha Steffen, Finanzprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management. Die Deutsche Bank hingegen tut sich seit Jahren schwer, die Postbank einzubinden.
Darüber hinaus passt die Commerzbank wegen des Fokus auf mittelständische Unternehmerkunden besser zur ähnlich aufgestellten Unicredit-Tochter HVB als zur global orientierten Deutschen Bank. Hier könnten über Größe die Erträge verbessert werden, meint Experte Steffen. Auch wäre so keine massive Kundenabwanderung zu erwarten, da sich die Portfolios weniger überschneiden.
Dies könnte kompensieren, dass das erwartbare Einsparpotenzial mit geschätzt 500 Millionen Euro geringer wäre als bei einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank. "Immerhin lassen sich zahlreiche Filialen beider Banken in Süddeutschland, die nahe beieinanderliegen, zusammenfassen, sodass Kosten gesenkt werden", sagt Steffen. Die unter Belastungen ächzende Commerzbank würde ohnehin von der mit einer Kostenaufwandsquote von rund 55 Prozent effizient aufgestellten Unicredit profitieren.
Die europäischen Bankenaufseher begrüßen im Gegensatz zum Bund eine grenzüberschreitende Fusion. Allerdings würden sie wohl die Anforderungen an die Kapitalausstattung erhöhen - auch weil die Unicredit trotz massiven Abbaus noch immer einen Berg an faulen Krediten in der Bilanz hat. Aber auch bei einer Fusion mit der BNP Paribas dürften die Regulierer aktiv werden, denn der französische Finanzkonzern ist mit einer Bilanzsumme von zwei Billionen Euro bereits heute die größte Bank in der EU.
Einer wird das Rennen machen. Coba-Chef Martin Zielke hat in einem internen Brief betont, dass externe Optionen geprüft werden. "Die Alternative, nichts zu tun, gibt es nicht."