Kursverdoppler in zwei Monaten sind
nichts Ungewöhnliches in der Biotechbranche.
Das gilt vor allem für
kleine Firmen, deren Kursbewegungen an
klinischen Erfolgen und Flops hängen -
wie gerade bei Tekmira. Das kanadische
Biotechunternehmen stellt den Wirkstoff
TKM-Ebola zur Bekämpfung der Viruserkrankung
Ebola her. Weil Investoren
an einen Therapiedurchbruch glauben,
konnte die Aktie in den vergangenen Tagen
deutlich zulegen.
Ähnliche Ansätze verfolgen zehn weitere
Pharma- und Biotechunternehmen, die
nach dem Bekanntwerden der ersten
Ebola-Kranken in der westlichen Welt fieberhaft
an Behandlungsmethoden arbeiten.
Bislang existieren nur experimentelle
Wirkstoffe, die in Tierversuchen getestet
wurden. So zynisch es vielleicht klingt: Der
größte Ausbruch der Krankheit seit ihrer
Entdeckung in den 70er-Jahren eröffnet
Chancen, erstmals in großem Umfang Therapien
zu entwickeln, die ausreichend an
Menschen getestet wurden.
Auf Seite 2: Impfstoffe und Therapeutika
Impfstoffe und Therapeutika
Biotechfirmen wie Tekmira, BioCryst,
Sarepta oder Mapp Pharma haben sich darauf
spezialisiert. Auch Pharmakonzerne
wie Johnson & Johnson oder GlaxoSmith-
Kline mischen mit. Sie arbeiten zum einen
an Impfstoffen für das medizinische Personal,
das Ebola-Patienten behandelt. Zum
anderen entwickeln sie Therapeutika als
Soforthilfe für die Patienten.
Dem hohen medizinischen Bedarf stehen
begrenzte finanzielle Mittel gegenüber.
Die Länder in Afrika und Asien, die
am stärksten von Ebola-Epidemien betroffen
sind, verfügen nicht über ausreichende
finanzielle Ressourcen. Als wahrscheinlichstes
Szenario gilt, dass Hilfsorganisationen
wie die Weltgesundheitsorganisation
WHO größere Mengen an Ebola-Medikamenten
kaufen, um die Bevölkerung in den
betroffenen Gebieten zu versorgen.
Die Industrienationen wiederum werden
dazu übergehen, Lagerbestände von
Ebola-Präparaten für die Notfallbehandlung
zu horten. So signalisierte das US-Verteidigungsministerium
Interesse, 45 000
Dosen von TKM-Ebola zu erwerben - nach
Schätzungen der Investmentbank Leerink
entspricht das einem Umsatz von 150 bis
200 Millionen US-Dollar.
Auf Seite 3: Vorsicht bei Einzelwerten
Vorsicht bei Einzelwerten
Branchenexperten wie Harald Schwarz
von der Beratungsgesellschaft Medical
Strategy warnen Anleger allerdings vor
einem Strohfeuereffekt: "Die meisten Investoren
lassen sich von der Momentumwelle
mitziehen, welche die Aktienkurse
der an Ebola-Wirkstoffen forschenden Firmen
nach oben spült. Bei diesen Gesellschaften
handelt es sich jedoch um singuläre
Phänomene. Es ist noch nicht absehbar,
ob sich aus der Entwicklung von Ebola-
Therapien gängige Geschäftsmodelle für
die jeweiligen Firmen entwickeln."
Klar ist: Die auf Ebola-Therapien spezialisierten
Unternehmen stellen hochspekulative
Investments dar - mit dem entsprechenden
Kurshebel nach oben und unten.
Wer auf den baldigen Durchbruch von
Ebola-Medikamenten setzt, sollte deshalb
das Risiko auf mehrere kleine Positionen
streuen.