Im Verlauf dieses Jahres markierten Kupfer, Zinn und Eisenerz Allzeithochs, während die anderen Industriemetalle mehrjährige Höchststände verzeichneten. Die mit Abstand beste Preisentwicklung bis Ende November weist Zinn auf (+92%), die anderen Metalle bewegen sich zwischen +14% und +33%. Auftrieb erhielten die Preise lange Zeit von einer starken Nachfrage, die sich vom Corona-Einbruch schneller und stärker erholt hat als erwartet.
Daneben trugen Angebotsengpässe zur Preisrally bei, die nicht zuletzt durch die hohen Energiepreise in vielen Ländern ausgelöst wurden. Auch Logistikprobleme spielten eine Rolle. Diese werden laut Meinung vieler Marktbeobachter bis weit ins nächste Jahr andauern. Die Metallmärkte waren in diesem Jahr wesentlich angespannter als zunächst prognostiziert.
Beim Blick nach vorne heißt es, auch im nächsten Jahr dürfte es immer wieder stärkere Preisausschläge geben, die für eine entsprechend hohe Volatilität sorgen sollten. Viele Probleme seien noch nicht gelöst und dürften uns bis weit ins nächste Jahr hinein verfolgen. Immerhin dürften viele Metallmärkte aus heutiger Sicht nächstes Jahr aber nicht mehr so angespannt sein wie dieses Jahr. Dies liegt zum einen an mehr Angebot in manchen Märkten sowie einer gebremsten Nachfrage wegen der nach wie vor hohen Rohstoffpreise und bedingt durch die hohe Inflation, die sich ihren Weg noch durch die Wertschöpfungskette bahnt.
Alles in allem erwartet die Commerzbank im nächsten Jahr von der Makro-Seite deutlich weniger Rückenwind für die Metallpreise. Die Analysten sehen die meisten Metallpreise im ersten Halbjahr etwas korrigieren und im zweiten Halbjahr wieder leicht zulegen. Wie die Prognosen zu Kupfer, Aluminium, Blei, Zink, Zinn, Nickel und Eisenerz konkret aussehen, darüber berichtet BÖRSE ONLINE nachfolgend noch etwas mehr im Detail.
Kupfermarkt zunächst wieder besser versorgt
Nachdem der globale Kupfermarkt in 2021 angespannter war gedacht und wohl doch wieder ein zumindest kleines Angebotsdefizit aufgewiesen hat, dürfte sich die Situation im nächsten Jahr ändern, so die Commerzbank. Projektionen der ICSG zufolge soll das Angebot die Nachfrage um satte 328.000 Tonnen übersteigen. Denn zum einen werde die Minenproduktion dank der Inbetriebnahme zahlreicher neuer Projekte und der Expansion bestehender Minen um 3,9 Prozent zunehmen. Das höhere Angebot an Kupferkonzentrat spreche dann auch für höhere Schmelz- und Verarbeitungslöhne - diese seien in den letzten Monaten bereits spürbar gestiegen. Zum anderen solle die Raffinadeproduktion um ebenfalls 3,9 Prozent ausgeweitet werden, was dem größten Zuwachs seit acht Jahren entspreche.
Neben der Primärproduktion trägt dazu auch eine höhere Sekundärproduktion (also aus Kupferschrott) bei, da die Lieferketten nach den Corona-bedingten Einschränkungen wieder besser funktionieren. Das höhere Kupferangebot ist auch notwendig, um die stark abgeschmolzenen Lagerbestände aufzufüllen. Die Vorräte in den LME-Lagerhäusern liegen nur leicht über einem 16 Jahrestief, die in den SHFE-Lagerhäusern sind so gering wie zuletzt 2009.
Die Commerzbank sieht in den optimistischen Angebotsprojektionen allerdings auch Risiken: Solange die Corona-Pandemie die Welt im Griff hat, könnte die Produktion im Zuge von Gegenmaßnahmen immer wieder eingeschränkt werden. Zudem gibt es in manchen Förderländern politische Risiken nach Linksrutschen. Darüber hinaus muss stetig neues Material nachgeführt werden, um den vielerorts rückläufigen Metallgehalt in den Erzen und die wahrscheinlich stetig wachsende Nachfrage auffangen zu können. Dazu bedarf es langfristig hoher Kupferpreise, welche die Erschließung neuer Vorkommen attraktiv machen.
Die Kupfernachfrage soll laut Einschätzung der ICSG im nächsten Jahr zwar um 2,4 Prozent anziehen, was aber nicht ausreicht, das höhere Angebot zu absorbieren. Die Nachfrage wird dabei von der Erholung der Weltwirtschaft getragen sowie von Infrastrukturmaßnahmen. Langfristig beflügele der Megatrend Nachhaltigkeit, der Elektromobilität (Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur) und Zubau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarkraft umfasst. Laut Einschätzung des unabhängigen Research-Instituts CRU könnte der globale Kupfermarkt ab Mitte dieses Jahrzehnts wegen der Dekarbonisierung der Wirtschaft in ein strukturelles Angebotsdefizit laufen. Ende nächstes Jahr sieht die Commerzbank den Kupferpreis bei 9.500 (aktuell: 9.513) Dollar je Tonne.
Aluminiummarkt noch angespannt
Am globalen Aluminiummarkt wurde der zuvor hohe Angebotsüberschuss in diesem Jahr laut Commerzbank nicht nur komplett abgebaut, sondern der Markt hat sogar in ein hohes Angebotsdefizit gedreht. Treiber dieser Entwicklung waren vor allem die in China seitens der Behörden angeordneten Produktionskürzungen im Zuge der Energiekrise im Land. Und da China für knapp 60 Prozent der weltweiten Produktion steht, hatte dies Auswirkungen auf den Weltmarkt. Dass das Angebot knapp ist, zeigen die physischen Prämien, die in diesem Jahr vielerorts stark gestiegen sind und Rekordhochs markiert haben. Auch die LME-Aluminiumvorräte sind in den letzten Monaten deutlich gefallen.
Die Frage ist jetzt, wie lange die Knappheit anhält. Industriekreisen zufolge gibt es noch keine Anzeichen, dass in China vormals stillgelegte Produktionsanlagen wieder in Betrieb genommen werden. Zumal viele Schmelzen in China in die Verlustzone gerutscht sind, was die Produktion unattraktiver macht. Außerhalb Chinas gibt es grundsätzlich Überlegungen, wegen der hohen Energiekosten Schmelzen zu schließen. Dass im Zuge der zwischenzeitlich sehr hohen Preise hier und da eine stillgelegte Schmelze reaktiviert wird, sollte nicht stärker ins Gewicht fallen. Die geplante Angebotsausweitung in und außerhalb Chinas dürfte im nächsten Jahr deutlich langsamer von statten gehen. Bremsend könnte auch die Knappheit einiger Input-Faktoren wie Magnesium und Silizium wirken.
Die Aluminiumnachfrage dürfte nach Erachten der Commerzbank im nächsten Jahr weiter zulegen, nachdem sie sich in diesem Jahr von ihrem Corona-bedingten Einbruch zuvor schon deutlich erholt hat. Eines der Zugpferde dürfte dabei die Automobilindustrie sein, deren Produktion in diesem Jahr durch die Chip-Knappheit gebremst wurde. Der Transportsektor steht für rund 30 Prozent der gesamten Aluminiumnachfrage. Ein weiterer Nachfragetreiber bleibt der Bausektor (25 Prozent Nachfrageanteil).
Langfristig betrachtet sollte Aluminium im Rahmen der Dekarbonisierung der Wirtschaft stark gefragt sein, da es insbesondere in der Elektromobilität Verwendung findet. Dies alles spricht für anhaltend hohe Aluminiumpreise in den kommenden Jahren. Die Commerzbank sieht daher kein großes Rückschlagpotenzial. Man erwarten den Aluminiumpreis Ende nächstes Jahr bei 2.600 Dollar je Tonne, also nicht weit vom aktuellen Niveau von 2.648 Dollar entfernt.
Nickelangebot überholt -nachfrage
Zu Nickel erklärt die Commerzbank, dass laut Einschätzung der International Nickel Study Group (INSG) das Pendel der Marktbilanz im kommenden Jahr erneut in die andere Richtung ausschlagen. Nachdem der Nickelmarkt dieses Jahr im Zuge einer starken Nachfrage höchst angespannt war, soll 2022 das Angebot die Nachfrage wieder um 76.000 Tonnen übersteigen. Die Nachfrage dürfte zwar auch im nächsten Jahr zulegen (+10 Prozent), das Angebotswachstum soll aber um einiges stärker ausfallen (+18 Prozent).
Die Nickelnachfrage wurde und wird in erster Linie durch die Edelstahlproduktion unterstützt bzw. getragen. Diese hat sich von ihrem Corona-bedingten Rückgang im letzten Jahr mittlerweile kräftig erholt und ist auf Rekordkurs. Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS erwartet für 2021 eine globale Edelstahlproduktion von 56,5 Millionen Tonnen, elf Prozent mehr als im Vorjahr. In allen wichtigen Produzentenländern soll mehr Edelstahl hergestellt werden. Auch im nächsten Jahr dürfte die Edelstahlproduktion steigen.
Daneben macht sich der Einfluss der Elektromobilität immer stärker bemerkbar. Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte wird in den kommenden Jahren stark an Fahrt gewinnen, so die Commerzbank. Dies bringt aller Voraussicht nach eine deutlich höhere Nickelnachfrage mit sich, da in den Batterien Nickel in Form von Sulfat zum Einsatz kommt. Zwar gab es zuletzt von verschiedenen Automobilproduzenten Überlegungen, in den Batterien stärker auf die Lithium-Eisenphosphat-Technologie (LFP) zu setzen, die Nickel-Mangan-Kobalt-Technologie (NMC) in ihren verschiedenen Ausprägungen bleibt aber wohl vorherrschend.
Ein dennoch zunächst prognostizierter Angebotsüberschuss spricht dafür, dass die Preisrally von Nickel eine Pause einlegt. Allerdings fördere die Elektromobilität zukünftig eine höchst dynamischen Nickelnachfrage. Man erwartet daher eine gemäßigtere Fortsetzung des Nickelpreisanstiegs im nächsten Jahr. Ende 2022 geht die Commerzbank von einem Nickelpreis von 22.000 (aktuell: 20.171) Dollar je Tonne aus.
Angebotsengpässe am Zinkmarkt
Am globalen Zinkmarkt hat sich das Bild laut Commerzbank komplett gewandelt. Nachdem gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) letztes Jahr noch ein sehr hoher Angebotsüberschuss von über 500.000 Tonnen bestand, sah sich die ILZSG im Herbst gezwungen, ihre ebenfalls optimistische Ansicht für dieses Jahr zu revidieren. Nun soll der globale Zinkmarkt noch einen Überschuss von rund 220.000 Tonnen aufweisen, und dass auch nur, weil China in diesem Jahr bislang 180.000 Tonnen Zink aus den Staatsreserven freigegeben hat. Rechnet man diese heraus, würde der Überschuss auf lediglich 40.000 Tonnen schrumpfen. Im nächsten Jahr soll er mit 44.000 Tonnen in etwa genauso groß sein.
Dass der vormals hohe Überschuss so stark abgebaut wird, liegt an der Nachfrage, die in diesem Jahr kräftig um über sechs Prozent zulegen soll. Die Zinknachfrage hat nach Meinung der Commerzbank in erster Linie von der rekordhohen chinesischen Stahlproduktion im ersten Halbjahr profitiert. Mittlerweile dürfte das Momentum wegen der angeordneten Produktionskürzungen in China merklich nachgelassen haben. Im nächsten Jahr soll die Zinknachfrage gemäß Daten der ILZSG noch um 2,3 Prozent steigen.
Das Zinkraffinadeangebot dürfte in etwa dem gleichen Ausmaß wachsen (+2,3 Prozent). Die Produktion wird dabei laut Ansicht der ILZSG in einer ganzen Reihe von Ländern ausgeweitet. Die Zinkschmelzen können dabei auf mehr Zinkkonzentrat zurückgreifen, dessen Produktion nächstes Jahr um über vier Prozent gesteigert werden soll. Dabei schiebt die Inbetriebnahme neuer Zinkminen an. Ein Risiko in dieser Betrachtung bleiben aber potenzielle Produktionskürzungen vor dem Hintergrund der hohen Strompreise. Die bereits angekündigten Kürzungen sind nach Meinung der Commerzbank noch nicht in den ILZSG-Daten berücksichtigt. Das heißt, der Zinkmarkt dürfte in den kommenden Monaten wesentlich angespannter sein.
Produktionskürzungen sollten den Zinkpreis in den nächsten Monaten unterstützen, sofern sie nicht anderweitig aufgefangen werden. Dem gegenüber dürfte eine Abschwächung der Nachfragedynamik stehen. Die Commerzbank geht daher nicht davon aus, dass der Zinkpreis seine Rally der letzten beiden Jahre fortsetzt, man erwartet aber auch keinen Einbruch. Ende nächsten Jahres sieht man den Zinkpreis bei 3.300 (aktuell: 3.200) Dollar je Tonne.
Bleimarkt nur auf den ersten Blick ausgeglichen
Wie an den meisten anderen Metallmärkten wurde auch am Bleimarkt der zuvor hohe Angebotsüberschuss in diesem Jahr weitgehend abgebaut. Grund hierfür ist die Nachfrageerholung nach dem Corona-bedingten Rückgang im letzten Jahr. Nächstes Jahr soll der globale Bleimarkt gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) weitgehend ausgeglichen sein. Die Nachfrage nach Bleiraffinade dürfte sich demnach um 1,8 Prozent erholen.
Treiber sind dabei Europa und die USA. Sollte die Chip-Knappheit in der Automobilindustrie behoben und wieder mehr Fahrzeuge produziert werden, könnte die Bleinachfrage nach Erachten der Commerzbank durchaus etwas höher ausfallen. Denn Batterien (für Verbrennungsmotoren) machen rund 55 Prozent der gesamten Bleinachfrage aus. Langfristig dürfte diese hohe Abhängigkeit Blei aber zum Verhängnis werden, da durch die Elektromobilität der Bedarf von Blei in Autobatterien merklich reduziert wird. Allerdings dürfte der Wandel nicht unmittelbar erfolgen, sondern ein jahrelanger Prozess sein.
Das (Raffinade-)Angebot hält mit und dürfte den ILZSG-Daten zufolge im kommenden Jahr um 1,7% ausgeweitet werden. Das Angebot soll dabei in einer Reihe von Ländern zulegen. Unterstützt wird es durch eine ebenfalls breit angelegte Steigerung der Minenproduktion (+2,8 Prozent).
Wirft man einen zweiten Blick auf die Angebotsseite bei Blei, sieht man allerdings, dass das Angebot ungleich verteilt ist. Während China auf hohen Beständen sitzt, sind die Vorräte in Europa und in den USA niedrig. China hat zwar mittlerweile damit begonnen, große Mengen Blei zu exportieren. Ob und wie stark der Handelsfluss von Ost nach West bleibt, wird ein bestimmendes Thema am Bleimarkt im nächsten Jahr sein.
Vor dem Hintergrund der in den nächsten Jahren wohl immer schneller voranschreitenden Dekarbonisierung der Wirtschaft und damit verbunden der Elektromobilität sieht die Commerzbank Risiken hinsichtlich der mittel- bis langfristigen Bleinachfrage. Da das Angebot mit der Nachfrage Schritt halten sollte, dürfte der Bleimarkt global betrachtet ausreichend versorgt sein. Ende 2022 sollte der Bleipreis bei 2.100 (aktuell: 2.260) Dollar je Tonne notieren, so die Prognose.
Zinnmarkt auf Messers Schneide
Laut einer Umfrage der International Tin Association (ITA) unter rund 100 Zinnkonsumenten hat sich die Zinnnachfrage in diesem Jahr kräftig von ihrem Rückgang zuvor erholt. Sie dürfte demnach um gut sieben Prozent gestiegen sein. Das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) ist da etwas pessimistischer: Dessen Daten zufolge ist die globale Zinnnachfrage in den ersten drei Quartalen des Jahres "nur" um gut drei Prozent gestiegen. Der Löwenanteil der Zinnnachfrage entfällt dabei auf die Lötindustrie (knapp die Hälfte). Zinn war und ist stark gefragt in Elektronikkomponenten, die wiederum vom Trend der verstärkten Home Office-Nutzung profitierten.
Sollte es nach der zwischenzeitlichen Lockerung erneut verschärfte Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie geben, dürfte der Trend zu mehr Elektro-Artikeln wieder Fahrt aufnehmen und die Zinnnachfrage aus diesem Sektor erneut an Dynamik gewinnen. Von einem Wiederaufflammen der Corona-Pandemie würden wohl auch Zinnbleche profitieren, die schon seit Beginn der Pandemie im Zuge einer höheren Nachfrage nach Konserven und Getränkedosen gefragt sind. Langfristig dürfte die Zinnnachfrage von neuen Märkten wie zum Beispiel Elektrofahrzeugen und der elektrischen Infrastruktur sowie von 5G und damit verbundenen Technologien profitieren - darin sind sich viele Marktbeobachter einig.
Ob das Angebot die erwartet höhere Nachfrage befriedigen kann, ist fraglich. Der Zinnmarkt bleibt zudem anfällig für Produktionsausfälle. Die Commerzbank geht nicht davon aus, dass China im nächsten Jahr seine außergewöhnlich hohen diesjährigen Zinnexporte beibehalten wird, da mittlerweile dort die Vorräte deutlich abgebaut wurden. Global betrachtet stehen Industriekreisen zufolge kaum neue Projekte zur Inbetriebnahme an, die für Abhilfe sorgen könnten.
Die gestiegene Nachfrage hat wohl dazu geführt, dass die börsenregistrierten Zinnvorräte stark abgeschmolzen sind Das heißt, es gibt wenig Spielraum, um mögliche Angebotsschocks aufzufangen. An dieser engen Marktsituation dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Dies spricht dafür, dass der nahe Rekordhoch notierende Zinnpreis auch zukünftig relativ gut unterstützt sein sollte. Die Commerzbank geht aber auch davon aus, dass die Nachfrage unter den hohen Preisen leiden wird, so dass wir im Jahresverlauf eine moderate Korrektur erwarten. Ende 2022 sieht man den Zinnpreis bei 35.000 (aktuell: 40.200) Dollar je Tonne.
Eisenerznachfrage durch verhaltene Stahlproduktion gebremst
Der Eisenerzpreis markierte im Mai ein Rekordhoch von über 230 Dollar je Tonne, seitdem hat er sich allerdings auf ein 1½-Jahrestief mehr als halbiert. Der Rückgang fiel zusammen mit der Anordnung der chinesischen Behörden, aus Umweltgründen und später wegen der Energieknappheit die Stahlproduktion im Land zu drosseln. China steht für mehr als die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion - mit entsprechendem Einfluss auf die seewärtige Eisenerznachfrage.
Wann die Eisenerznachfrage wieder anzieht, hängt wohl stark davon ab, ab welchem Zeitpunkt die chinesischen Stahlhersteller ihre Produktion wieder ausweiten. Dies dürfte aber noch etwas dauern, da die Restriktionen für die Stahlindustrie ins erste Quartal hinein verlängert wurden. Denn Peking möchte während der Olympischen Winterspiele im Februar eine möglichst saubere Luft haben und der Welt einen blauen Himmel präsentieren. Ebenso wird einiges davon abhängen, wie lange die Probleme im Immobiliensektor dort andauern. Der chinesische Immobilienmarkt ist eine wichtige Nachfragekomponente für Stahl.
Der verhaltenen Eisenerznachfrage steht ein wieder anziehendes Angebot gegenüber. Sollten die chinesischen Eisenerzimporte nicht bald wieder anziehen, könnte der seewärtige Eisenerzmarkt zumindest vorübergehend überversorgt sein. Bis zum Jahr 2025 plant China ohnehin, unabhängiger von Eisenerzimporten zu werden. Um dies zu erreichen, soll laut Regierungsangaben mehr Eisenerz im Land selbst produziert, ausländische Reserven gesichert (zum Beispiel in Afrika) und mehr Stahlschrott in der Stahlproduktion eingesetzt werden. Letzteres bedingt einen verstärkten Einsatz von Elektroöfen (EAF), was die chinesische Regierung auch aus Umweltgründen anstrebt.
Die Commerzbank sieht den seewärtigen Eisenerzmarkt in den nächsten Monaten gut versorgt, was die Eisenerzpreise in Schach halten sollte. Man geht von einem Eisenerzpreis an der SGX in Singapur Ende nächstes Jahr von 90 (aktuell: 101,49) Dollar je Tonne aus.