In dieser relativ kurzen Zeitspanne dürfte sich auch zeigen, wie die Finanzmärkte die massiven Konjunkturmaßnahmen bewerten, die zuletzt fast täglich irgendwo auf der Welt verkündet worden sind.
Weil die Antworten auf diese offenen Fragen derzeit noch ausstünden, sei es derzeit noch zu früh, um in nennenswertem Umfang wieder in Risikoanlagen einzusteigen, so die Schweizer Großbank in einer aktuellen Studie.
Die Konjunkturdaten, die demnächst zur Veröffentlichung anstehen, dürfte einen Eindruck geben vom tatsächlichen Ausmaß des aktuellen Wirtschaftsschocks und sie dürften dazu führen, dass es an den Aktienmärkten zunächst wahrscheinlich weiterhin sehr volatil zugeht.
Der globale Anlageausschuss der Credit Suisse hat vor diesem Hintergrund zunächst noch keine Veränderungen bei der zuletzt gültigen Investmentausrichtung beschlossen. Allerdings ist es wie Global Chief Investment Officer Michael Strobaek ausführt auch so, dass die derzeit erreichten Bewertungsrelationen dazu führen, bestimmte Assets vorteilhafter als andere erscheinen zu lassen.
Für Anleger, die ihre Portfolios an das veränderte Umfeld anpassen wollen, hat die Credit Suisse einige Anlageideen parat. BÖRSE ONLINE stellt dazu jene Vorschläge aus dem Aktien und Edelmetallbereich vor, die auch für Privatanleger theoretisch einfach umzusetzen sind, falls man den Ratschlägen des Schweizer Instituts folgen will.
Neben der Nennung ausgewählten Einzelaktien führt die Credit Suisse auch aus, welches Risikoniveau und welche Gewinnchancen mit diesen Empfehlungen aus Sicht der hauseigenen Analysten einhergehen. BÖRSE ONLINE fast nachfolgend diese Investmentvorschläge zusammen.
Technologie-Supertrends - Edutainment und Gesundheitstechnologie
In der Studie macht sich die Credit Suisse unter anderem für die beiden Technologie-Supertrends Edutainment (unterhaltsames Lernen) und Gesundheitstechnologie stark. Laut Strobaek ist man von diesen Trends sehr überzeugt und folglich auch von den damit verbundenen langfristigen Anlagechancen. Die damit verbundenen Risiken stufen die Schweizer als durchschnittlich ein.
Es gibt laut der Credit Suisse viele Gründe, warum Unternehmen in ihre digitale Transformation investieren, wie zum Beispiel die Verbesserung ihrer Fähigkeit, sich an veränderte Kundenbedürfnisse anzupassen, die Steigerung der betrieblichen Effizienz und die Erhöhung der Gewinne.
Die Coronavirus-Pandemie sorge nun sogar für viele neue Gründe für verstärkte Investitionen in die Digitalisierung. Die Tatsache, dass Virus-bedingt derzeit sehr viele Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten müssen, könnte Investitionen in die Verbesserung der Mobilität sowie in automatisierte Echtzeitprozesse (Edge-Computing) auslösen.
Auch die Nachfrage und die Investitionen in Bildung und Unterhaltung im eigenen Zuhause könnten steigen, da ein größerer Teil der Bevölkerung diese Dienste im Rahmen der derzeit gültigen Mobilitätsbegrenzungsmaßnahmen in Anspruch nimmt.
Diese Lösungen seien zwar bereits vor der Coronavirus-Krise aufgrund ihrer breiten Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit attraktivgewesen. Aber die jüngsten Entwicklungen erhöhen ihre Attraktivität jetzt noch einmal weiter.
Darüber hinaus könnte der Erfolg der "virtuellen Arztbesuche", die das Unternehmen Teladoc in den USA im Zuge der aktuellen Krise vorzuweisen hat, die Investitionen in digitale Gesundheitsangebote beschleunigen. Außerdem könnten die Regulierungsbehörden und Krankenversicherungen weniger zögerlich als bisher sein, diese Angebote zu unterstützen. Zumal sie auch die Notwendigkeit von Kosteneinsparungen in den Gesundheitssystemen weltweit ansprechen.
Die Analysten bei der Credit Suisse sind deshalb weiterhin der festen Überzeugung, dass die Digitalisierung auch nach dem Ausbruch des Coronavirus ein starker struktureller Wachstumstrend bleibt. Der bereits vor geraumer Zeit von dem Schweizer Institut formulierte Supertrend "Technologie im Dienste des Menschen" deckt dieses Investmentthema laut Strobaek sehr gut ab.
Insbesondere Software-as-a-Service-Unternehmen, die viele Lösungen zur Bewältigung der wachsenden Infrastruktur für die oben beschriebenen Bedürfnisse anbieten, sollten ein anhaltendes strukturelles Wachstum erleben. Im Rahmen des diesjährigen Ausverkaufs an den Weltbörsen gebe es in dem Segment Kaufmöglichkeiten. Welche zehn Aktien in diesem Zusammenhang in Frage kommen, zeigt die Tabelle.
Ausgebombte Aktien, von denen die Credit Suisse besonders überzeugt ist
In der Credit Suisse-Studie zu den bevorzugten Investmentideen rund um das Coronavirus stellt die Schweizer Großbank auch Aktien als besonders aussichtsreich heraus, deren Kurse nach dem allgemein heftigen Rückschlag an den Weltaktienmärkten ausgebombt erscheinen. Die herbei favorisierten Titel sind Bestandteile der so genannten Supertrends. Diese Kategorie hat die Credit Suisse vor drei Jahren eingeführt. Das damit verbundene Ziel lautete, einen Rahmen für langfristige, von hoher Überzeugung getragene thematische Aktienanlagen zu schaffen. Man konzentriert sich dabei auf mehrjährige gesellschaftliche Trends, die nach Einschätzung der Credit Suisse hohes Wachstumspotenzial bieten. Diese Annahme führt dazu, dass auch etlichen jener Aktien, die zu diesen Supertrends zählen, eine Outperformance zuzutrauen sei. Von diesen Favoriten ist man jedenfalls stark überzeugt, wobei die damit verbundenen Risiken trotzdem als hoch einzustufen seien. Die Risiken hätten sich jüngst erst wieder gezeigt, als einige dieser Supertrend-Aktien ebenfalls stark unter die Räder gekommen seien. Für diejenigen Anleger, die ihre Aktienausrichtung jetzt wieder mehr in Einklang mit ihren strategischen Anlageüberzeugungen bringen wollen, könnte die derzeitige Marktkorrektur eine gute Gelegenheit sein. Denn die zu diesem Thema von der Credit Suisse favorisierten Aktien könnten derzeit auf deutlich günstigeren Niveaus gekauft werden als noch vor kurzer Zeit.
Defensive Dividendenaktien
Als besonders interessant im aktuell vorherrschenden Coronavirus-Umfeld stuft die Credit Suisse auch defensive Dividendenaktien ein. Wie Strobaek ausführt, ist man davon stark überzeugt, wobei er die Risiken als durchschnittlich bezeichnet.
Historisch gesehen hätten die Aktien dividendenzahlender Unternehmen und insbesondere jene aus der von der Credit Suisse als defensiv eingestuften Dividendenzahler-Gruppe in Abschwung-Phasen besser abgeschnitten als der breite Aktienmarkt. Und in der sich daran dann jeweils anschließenden Kursaufschwungphasen hätten diese Werte im Schnitt eine schnellere Erholung auf das Vorkrisenniveau hingelegt.
Obwohl man erst im Nachhinein wissen werde, ob dies auch dieses Mal wieder so sein wird, hat man bei der Credit Suisse großes Vertrauen in diesen Auswahlansatz, der darauf abzielt, Unternehmen mit stabileren Cashflows zu identifizieren, die in der Lage sein sollten, ihre Dividenden auch in einem ungünstigen Geschäftsklima aufrechtzuerhalten. Für diese Annahme spreche dabei auch, dass man als Auswahlkriterium für diese Liste auch auf die Verschuldung achte.
Bereits bezahlt gemacht habe sich in der Vergangenheit mit Blick auf die erzielte Wertentwicklung, dass diese Auswahlliste über verschiedene Sektoren hinweg gut diversifiziert sei. Das sei auch ein klarer Unterschied zur sonstigen allgemeinen Struktur von Dividendenaktien, die von einer Beschränkung auf wenige Sektoren gekennzeichnet sei. Dadurch sei man zuletzt beispielsweise dem starken Kursverfall bei den bisher typischerweise Dividendenrendite-starken Ölaktien etwas weniger stark ausgesetzt gewesen.
Insgesamt bestehen die defensiven Dividendenaktien der Credit Suisse aus 30 Aktien aus Industrieländern, die nach einer Reihe von quantitativen und qualitativen Auswahlkriterien ausgewählt werden. Das Kriterium für die für eine Qualifikation erforderliche Mindestdividendenrendite muss mindestens dem Medianwert der MSCI-Weltindex-Mitglieder entsprechen.
Berücksichtigung finden zudem nur Unternehmen die Beständigkeit bei der Zahlung von Dividenden bewiesen haben. Die Vorgabe lautet hier, dass in den vergangenen fünf Jahren und vorzugsweise sogar in den letzten zehn Jahre keine Dividendenkürzungen vorgenommen wurden, so dass man diesbezüglich einen vollständigen Geschäftszyklus berücksichtige.
Weil es ein mit diesem Anlageansatz verbundenes Ziel darin bestehe, das Rückschlagpotenzial während Abschwung-Phasen am Gesamtmarkt relativ begrenzt zu halten, finden jene Werte keine Berücksichtigung, die traditionell eine vergleichsweise hohe Volatilität aufweisen.
Außerdem bezieht die Credit Suisse nur die Unternehmen ein, deren erwartete Gewinne höher sind als die prognostizierten Dividenden. Darüber hinaus wenden man auch noch einige weiche Auswahlkriterien an, die auf quantitativen Faktoren basieren, wie zum Beispiel die Dividendenrendite eines Unternehmens im Vergleich zur Durchschnittsrendite im Sektor und im Land der Börsennotierung oder dem Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA. Beim Finanzsektor achtet man auf die Tier-1-Kapitalquoten und die Kapitalrendite, um die Nachhaltigkeit der Dividenden sicherzustellen.
Das Ranking der so ermittelten Aktien erfolgt nach Dividendenrendite, Volatilität und Dividendenausschüttungsquoten. Darüber hinaus stützt man sich auf die Bottom-up-Analysen und Erkenntnisse der hauseigenen globalen Aktienresearch-Spezialisten. Die Liste gibt einen Überblick der aktuellen Zusammensetzung dieser defensiven Dividendenaktien.
Gold
Chancen wittert die Credit Suisse auch im Edelmetallbereich und da konkret beim Gold. Den Überzeugungsgrad stuft Strobaek als durchschnittlich ein und das gelte auch mit Blick auf die damit verbundenen Risiken.
Aus der Sicht der technischen Analyse ist der Goldpreis im Soge des allgemeinen Kursverfalls an den Weltbörsen phasenweise deutlich gesunken, nachdem das Edelmetall zunächst noch den wichtigen Widerstand von 1.700 Dollar je Feinunze erreicht hatte. Dieses Niveau sei auch gleichbedeutend gewesen mit dem Zielniveau, das man hausintern aufgrund eines im Juli 2019 vollzogenen Ausbruchs nach oben errechnet hatte.
Darüber hinaus habe sich der Goldpreis in der gesamten Aufwärtsbewegung von August 2018 bis März 2020 deutlich über dem wichtigen 50-prozentigen Fibonacci-Retracement gehalten, das sich bei 1,432 Dollar je Feinunze bewege. Zudem notiere Gold über dem 200-Tage-Durchschnitt, der derzeit bei 1.503 Dollar liege.
Aus dem charttechnischen Blickwinkel heraus sei der Aufwärtstrend von Gold nach wie vor intakt. Man bleibe auch deshalb mit einem Anlagehorizont von drei bis sechs Monaten weiter positiv für das Edelmetall gestimmt. Kleinere Widerstände gebe es bei 1.650 Dollar und bei 1.703 Dollar. Die nächste wichtige langfristige Hürde sei bei 1.803 Dollar zu finden und darüber dann beim bisherigen Allzeithoch von 1.920 Dollar. Nennenswerte Unterstützungen gebe es in der Spanne von 1.451 bis 1.432 Dollar und etwas darunter bei 1.400 Dollar.
Der zwischenzeitlich erlittene Schwächeanfall sei mit dem Auftreten von Dollar-Finanzierungsstress inmitten der allgemeinen Marktturbulenzen zu erklären. Gold wurde dabei verkauft, um die dringend benötigte Liquidität zu beschaffen. Gleichzeitig hätten deflationäre Bedenken zu einem Anstieg der realen US-Zinssätze geführt, was ebenfalls auf dem Goldpreis gelastet habe.
Laut Credit Suisse war das aber nur ein vorübergehendes Problem, da die Zentralbanken sich sehr bemühen, die Finanzierungsprobleme zu lösen. Zuletzt hat sich der Goldpreis bekanntlich auch schon wieder deutlich erhöht, was im Tandem mit den zahlreichen geldpolitischen Ankurbelungsmaßnahmen erfolgte, die viele Notenbanken weltweit jüngst beschlossen haben.
Das sollte sich erst Recht dann preisstützend auf den Goldpreis auswirken, sobald die Wirtschaft wieder in Schwung kommt. Denn die von den Zentralbanken betriebene Politik dürfte selbst bei dieser Konstellation expansiv bleiben. Wenn sich im Zuge dessen dann die Inflationserwartungen normalisieren, dürften auch die realen Zinssätze niedrig bleiben.
Von Anlegerseite sei außerdem auch eine Rückkehr der Nachfrage nach Diversifizierung zu erwarten. Jedenfalls stelle Gold ein gutes Instrument zur Diversifizierung in Multi-Asset-Portfolios dar.