Er, den viele für den größten Investor aller Zeiten halten, hat wieder zugeschlagen - und das in einem Alter, in dem selbst mancher Papst in Rente geht. George Soros, 83, US-Investor mit ungarischen Wurzeln, hat im vergangenen Jahr 5,5 Milliarden Dollar verdient - so viel wie seit 2009 nicht mehr. Der Mann, der 1992 die Bank of England bezwang, hatte auch 2013 eine Währung im Visier: Soros spekulierte auf die Abwertung des Yen. Das bescherte ihm nicht nur eine Milliarde Dollar, sondern mit insgesamt rund 40 Milliarden Gewinn auch Platz 1 auf der Liste der erfolgreichsten Hedgefondsmanager aller Zeiten.

So gut lief 2013 bei Weitem nicht für alle Hedgefonds. Aber auch andere große Namen der Branche wie John Paulson und Ray Dalio fuhren mit ihren Wetten - meist auf die Erholung der weltweiten Börsen - Milliardengewinne ein. Einer aktuellen Auswertung zufolge erwirtschafteten allein die zehn besten Hedgefondsmanager mehr als 34 Milliarden Dollar (siehe Investor-Info).

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Erinnerung an goldene Tage

Solche Summen wecken Erinnerungen an eine Zeit, die längst vergangen schien: Vor der Finanzkrise stiegen Hedgefondsmanager mit sagenhaften Wetten zu Stars der Geldbranche auf. Der Firmenjäger Carl Icahn etwa kaufte sich im großen Stil bei Firmen wie Yahoo ein, um Druck auf das Management zu machen. Von 2000 bis 2007 kam er auf Durchschnittsrenditen von fast 25 Prozent. John Paulson wettete 2007 auf den Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarkts und verdiente binnen Wochen 15 Milliarden Dollar. Als er seine Kunden in jenem Februar über die Rendite von 66 Prozent informierte, glaubten sie an einen Druckfehler. Und David Tepper machte 2009 sieben Milliarden Dollar, indem er Bankaktien zu Niedrigstkursen kaufte und sie später teurer wieder losschlug.

Die Wall Street lag Hedgefondsmanagern zu Füßen - auch weil sie sich bei ihren Investments kaum an Vorschriften halten müssen. Sie dürfen Aktien leer verkaufen, ihre Portfolios frei gestalten und Wetten eingehen. Sie spekulieren mit Währungen, Zinsen und Rohstoffen, setzen mit Derivaten auf steigende oder sinkende Kurse, spüren unterbewertete Wertpapiere auf und zielen auf Firmenübernahmen und Fusionen. Jahrelang schien das zu funktionieren.

Dann wendete sich das Blatt. Mit der Finanzkrise begannen Notenbanken, die Märkte mit billigem Geld zu fluten und die Zinsen immer weiter zu senken. Zugleich bewahrten sie die Börsen vor dem Kollaps, indem sie Banken verstaatlichten und Eurostaaten stützten. Zusammenbrüche einzelner Märkte, mit denen Hedgefonds viel Geld verdienten, blieben damit aus. Die Aktienmärkte schwenkten in einen breiten Boom. Für Hedgefonds wurde es schwer, den Markt zu schlagen.

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Gefallene Stars

2013 stieg der US-Index S & P 500 über 23 Prozent, während der globale Hedgefondsindex HFRX nur um 4,7 Prozent zulegte. Zwar gelang es 2009 vielen Hedgefonds, die Verluste in der Finanzkrise abzufedern, doch seitdem entwickelten sie sich nur in einem Jahr besser als die US-Börsen. Das Wirtschaftsmagazin "Bloomberg Businessweek" griff daraufhin die Branche scharf an. "Egal wie viele 100 Millionen Dollar teure Gemälde von Picasso sie kaufen - Hedgefondsmanager sind keine Zauberer", hieß es bissig. Nach einem Jahrzehnt als "Rockstars" sei ihre Zeit vorbei. Darüber die Schlagzeile: "Hedgefonds sind für Idioten".

Das kann Marcus Storr, Hedgefondsexperte beim Vermögensverwalter Feri Trust, so nicht stehen lassen. Entgegen der landläufigen Meinung gingen Hedgefonds nicht nur große Risiken ein, sondern sicherten diese auch ab. Das habe sich 2011 gezeigt, als die Börsen einbrachen und viele Hedgefonds große Verluste vermeiden konnten. Dafür könnten sie in Aufwärtsphasen den Markt kaum schlagen, wenn sie zugleich Kaufund Verkaufspositionen eingingen.

Marcel van Leeuwen, Mitglied der Geschäftsführung beim Vermögensverwalter Deutsche Wertpapiertreuhand, erklärt die Schwäche vieler Hedgefonds mit der Politik der Notenbanken und dem Erfolg von Investments in Indizes. Beides habe Schwankungen in den Märkten gedämpft. Zudem hätten Investoren fundamentale Daten lange kaum beachtet. Das ändere sich nun: "Dauerhaft lassen sich realwirtschaftliche Unterschiede nicht ignorieren."

Stehen Hedgefonds also vor einem Comeback? Für Storr hat das längst stattgefunden - beim weltweit verwalteten Vermögen: 2013 habe die Anlageklasse mit 2,6 Billionen Dollar ein Rekordniveau erreicht. Und van Leeuwen zufolge achten die Finanzmärkte wieder mehr auf Fundamentaldaten. "Die Trends, von denen Hedgefonds leben, kommen langsam zurück - wenn auch noch nicht in dem Maß wie vor der Krise."

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Licht am Ende des Tunnels

Ähnlich argumentiert Anthony Lawler, Fondsmanager beim Vermögensverwalter GAM, der rund 5,6 Milliarden Dollar in Hedgefonds anlegt. Während sich 2013 vor allem Kaufpositionen auf Aktien aus Industriestaaten gelohnt hätten, müssten Investoren nun genauer hinschauen: Angesichts der hohen Kurse dürften nicht mehr alle Börsen steigen. "Branchen, Länder und die Fundamentaldaten von Firmen könnten an Bedeutung gewinnen." Das werde differenzierte Kaufund Verkaufsstrategien oder den Vorzug von Einzeltiteln begünstigen. Auch die Zahl der Übernahmen dürfte 2014 steigen, denn viele Firmen sitzen auf großen Bargeldreserven. Das bietet Hedgefonds die Chance auf Einzelwetten. Fonds, die auf makroökonomische Trends setzen, sollten zudem von politischen Entscheidungen profitieren. So hatte Japans Premier Shinzo Abe die Abwertung des Yen aggressiv betrieben - was Soros entgegenkam, der auf Währungswetten spezialisiert ist. Doch solche Investments gelingen selten. Soros schloss überdies 2011 seinen Fonds für fremde Investoren und kann sich hohe Risiken leisten: Er ist niemandem Rechenschaft schuldig.

Der Altmeister hat sich derweil eine neue Währung vorgenommen: Er wettete zuletzt gegen den Renminbi. Chinas Schulden seien zu hoch. Die Geschichte von 1992 dürfte sich indes nicht wiederholen. Damals bot Soros zehn Milliarden Dollar auf und zwang die Bank of England damit, ihre Pfundkäufe zu stoppen. Bei der Bank of China ist das unwahrscheinlich: Ihre Währungsreserven sind selbst für einen George Soros eine Nummer zu groß.

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