Die EZB gerät in der Griechenland-Schuldenkrise in die Rolle des Feuerwehrmanns: Sie ist gefordert, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten. So hatte es EZB-Chef Mario Draghi im Sommer 2012 versprochen und dabei auf die tiefen Taschen der Notenbank verwiesen. Nun könnte er beim Wort genommen werden. Denn eine Pleite Griechenlands würde die Währungsgemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttern. Hier ein Überblick darüber, was die EZB tun kann, um den Brandherd Griechenland einzudämmen und ein Übergreifen auf andere Länder der Euro-Zone zu verhindern:



KEIN ÖL INS FEUER GIESSEN



Obwohl die EZB das Kreditlimit für die Hellas-Banken in Höhe von rund 89 Milliarden Euro zuletzt nicht erhöhte, kappte sie die Nothilfen nicht. Zugleich ist sie bereit, ihre Entscheidung zu überdenken. Sie hat somit die Tür offengelassen, bei einer Einigung Griechenlands mit seinen Gläubigern doch weitere Hilfen zu vergeben. Mit dieser Haltung tragen die Notenbanker laut Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel zur Beruhigung der Lage bei: "Die EZB will nicht noch Öl ins Feuer gießen und sich nicht nachsagen lassen, die Lage verschärft zu haben."

Die abwartende Haltung der EZB könnte sich laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer auszahlen, wenn die Griechen am Sonntag für einen Kompromiss stimmen. "Dann wird die Staatengemeinschaft dieses demokratische Votum nicht übergehen können und die Verhandlungen mit Griechenland wieder aufnehmen - wer immer in Athen dann die Regierung stellt." Krämer geht davon aus, dass die EZB dann die Notkredite nicht beendet, sondern im bisherigen Umfang belässt, um das Land in der Währungsunion zu halten.



BRANDMAUER ERRICHTEN



Bereits am Montagmorgen gerieten Krisenländer der Euro-Zone in den Sog der Pleitespekulationen um Griechenland. So stiegen beispielsweise die Renditen spanischer und italienischer Anleihen. Ein Warnzeichen und womöglich ein Vorgeschmack auf das, was im Zuge einer Hellas-Pleite auch auf ein Schwergewicht der Euro-Zone wie etwa Frankreich zukommen könnte.

Doch die EZB ist nicht zur Tatenlosigkeit verurteilt, falls Euro-Länder ins Visier spekulativer Investoren geraten: Sie hat ihre Entschlossenheit signalisiert, alle im Rahmen ihres Mandats zur Verfügung stehenden Mittel anwenden zu wollen. Sie kauft seit März am Markt gehandelte Anleihen von Euro-Ländern auf und könnte hier den Hebel ansetzen. Die Geldspritzen haben sich auf 60 Milliarden Euro im Monat eingependelt, könnten laut Postbank-Experte Bargel jedoch bei Bedarf erhöht werden. Dabei kann sie vorübergehend auch bei Papieren einzelner Staaten stärker zugreifen, wenn sich die Verteilung der Käufe über die gesamte Laufzeit des Programms hinweg am Kapitalschlüssel der EZB orientiere. Der in den Urlaubsmonaten üblicherweise ausgedünnte Handel könnte den Währungshütern in die Hände spielen, meint Bargel: "Mit relativ geringen Interventionen kann sie sehr starke Wirkungen erzielen."



GEZIELTER BRANDSCHUTZ FÜR LÄNDER



Sollte ein Euro-Land trotz aller Sicherheitsvorkehrungen dennoch in größere Schwierigkeiten an den Märkten geraten, könnte die EZB eine bislang niemals eingesetzte Waffe zücken: das sogenannte OMT-Programm. Damit kann die EZB gezielt Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder erwerben. So können Zinsaufschläge für die Staatsbonds gedrückt werden, damit die betroffenen Länder damit weiter zahlungsfähig bleiben. Um in den Genuss von OMT zu kommen, müssen die Länder strenge Reformauflagen erfüllen. Der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) hatte der EZB jüngst grünes Licht für das 2012 von EZB-Chef Draghi in Aussicht gestellte OMT-Programm gegeben. Allein die Aussicht, dass die EZB Krisenstaaten mit ihrer finanziellen Feuerkraft beispringen kann, dürfte Anleger beruhigen. "So könnte die EZB noch deutlicher darauf verweisen, dass es das ultimative Sicherheitsprogramm auch noch gibt", meint Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank.



BRANDMAUER AUCH FÜR DEN EURO



Sollten nicht nur einzelne Länder, sondern die gesamte Währung ins Trudeln geraten, kann die EZB mit den anderen großen Zentralbanken konzertierte Aktionen ähnlich wie nach der Lehman-Pleite starten. Gemeinsam mit der US-Notenbank Fed, der Bank of England, der Bank of Japan und der Schweizerischen Nationalbank könnte sie noch mehr Geld in den Markt pumpen und den Euro mit gezielten Käufen am Devisenmarkt stützen.

Reuters